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Du oder der Rest der Welt

Du oder der Rest der Welt

Titel: Du oder der Rest der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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nicht schuldig genug, um es zu lassen. Ich verteile ein paar Plätzchen im Spind, dann werfe ich einen Blick zu Tuck. Er hält Ausschau nach Carlos oder sonst irgendwem, der vielleicht Verdacht schöpfen könnte. Jedes Mal, wenn ich ein Plätzchen anhefte, bringt das Klacken des Magneten auf dem Metall Tuck zum Lachen.
    Klack. Klack. Klack. Klack. Klack. Klack.
    »Er wird ausflippen«, sagt Tuck. »Er wird wissen, dass du es warst, das ist dir klar. Wenn man jemanden reinlegt, ist die Idee dabei eigentlich, es anonym zu machen, damit man sich keinen Ärger einhandelt.«
    »Dafür ist es jetzt zu spät.« Ich bringe weitere Magnetplätzchen an, frage mich aber dabei, wie ich alle hundert in den Spind bekommen soll. Ich hefte sie an die Decke, die Rückseite, die Innenseite der Tür, die Seiten … mir geht der Platz aus, aber ich bin fast fertig. Es sieht aus, als hätte der Spind braune Masern.
    Ich greife in die Tüte. »Nur noch einer übrig.«
    Tuck steckt seinen Kopf in den Spind. »Das ist wahrscheinlich einer der besten Streiche, die je an der Flatiron High verübt wurden, Kiara. Du könntest in die Geschichte eingehen. Ich bin so stolz auf dich. Bring den letzten an der Außenseite an, genau in der Mitte.«
    »Gute Idee.« Ich schließe den Spind, bevor uns jemand erwischt, bringe das letzte Plätzchen an und gucke auf meine Uhr. Die erste Stunde beginnt in zwanzig Minuten. »Jetzt warten wir.«
    Tuck wirft einen Blick den Flur hinunter. »Da kommen ein paar. Sollten wir uns nicht besser verstecken?«
    »Schon, aber ich möchte seine Reaktion sehen«, erwidere ich. »Komm, wir verstecken uns in Mrs Haddens Klassenzimmer. «
    Tuck und ich schlüpfen in das leere Klassenzimmer und spähen durch das viereckige kleine Fenster der Tür nach draußen. Fünf Minuten später beobachten wir, wie Carlos den Gang entlangspaziert.
    »Da ist er«, flüstere ich. Mein Herz klopft wie wild.
    Seine Augenbrauen heben sich, als er seinen Spind erreicht und das große braune Plätzchen daran kleben sieht. Er guckt nach rechts und links, ganz offenbar auf der Suche nach einem Zeichen, wer dafür verantwortlich ist. Als er das Plätzchen abnehmen will, zerkrümelt es in seiner Hand, während der Magnet an der Tür haften bleibt.
    »Was macht er?«, frage ich Tuck, der größer ist als ich und die bessere Sicht hat.
    »Er lächelt. Und schüttelt seinen Kopf. Jetzt schmeißt er die Krümel in den Mülleimer.«
    Carlos wird nicht mehr lächeln, wenn er seinen Spind öffnet und neunundneunzig weitere Plätzchenmagneten entdeckt.
    »Ich gehe zu ihm«, sage ich zu Tuck, öffne die Tür und schlendere zu meinem Spind, als wäre nichts Besonderes.
    »Hallo«, begrüße ich Carlos, der gerade seinen offenen Spind mit all den Plätzchen begutachtet.
    »Ich gebe dir ein A+ für Originalität und Ausführung«, sagt er.
    »Nervt es dich, dass ich für alles gute Noten bekomme, sogar für Streiche?«
    »Ja.« Er zieht eine Augenbraue hoch. »Ich bin beeindruckt. Ich bin angepisst, aber beeindruckt.« Er schließt seinen Spind, in dem noch immer neunundneunzig Plätzchen haften. Als gäbe es die Plätzchen nicht, gehen wir nebeneinander her zu seiner ersten Stunde.
    Ich kann mir das Lächeln nicht verkneifen, während wir zusammen den Flur entlanggehen. Er schüttelt ein paar Mal den Kopf, als könne er nicht fassen, was ich getan habe.
    »Waffenstillstand?«, frage ich.
    »Vergiss es. Du hast vielleicht die Schlacht gewonnen, chica , aber dieser Krieg ist noch lange nicht vorbei.«

Carlos
     
    Ich werde den Plätzchengeruch einfach nicht los. Er hängt an meinen Händen, meinen Büchern … Verdammt, sogar an meinem Rucksack. Ich habe versucht, ein paar von ihnen abzumachen, aber es war eine solche Sauerei, dass ich aufgegeben habe. Ich werde sie dranlassen, bis sie wieder weich geworden sind … dann nehme ich die ganzen Krümel und stopfe sie in Kiaras Spind.
    Ich muss aufhören, an Plätzchen und an Kiara zu denken. Sobald ich von der Schule zu Hause bin, schnappe ich mir alles, was ich in Alex’ Appartement finde, und versuche mich an einem echt mexikanischem Essen – auch wenn natürlich keiner so gut koche wie mi’amá . Es wird meine Gedanken von den verflixten Schokoladenplätzchen ablenken. Das und die Tatsache, dass ich schon fast eine Woche hier bin, ohne ein traditionelles, scharfes mexikanisches Essen zwischen die Zähne bekommen zu haben, macht mich wahnsinnig.
    Alex beugt sich über den Topf mit gegartem Fleisch und atmet

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