Du oder die grosse Liebe
Sie sieht noch nicht mal in meine Richtung, offenbar ist sie immer noch sauer, dass ich mich geprügelt und meinen Job verloren habe.
Ich bin froh, als ein Klingeln an der Haustür das Schweigen bricht.
»Erwartet ihr jemanden?«, fragt Alex, der aufgestanden ist, um an die Tür zu gehen.
»Nein«, sagt mi’amá .
Meine Cousine Elena stürmt wie ein Wirbelwind ins Haus. Alles an Elena ist umwerfend. Sie hat tolles Haar, eine tolle Persönlichkeit und tolle … hm, lasst uns einfach sagen, sie braucht keine Silikonimplantate. Elena ist der Hammer, aber sie ist zum Fürchten, wenn sie sauer ist. »Ist der Bastard hier?«, fragt sie.
Alex zuckt mit den Schultern. »Und mit Bastard meinst du …«
»Jorge. Du weißt schon, mein fremdgehender Ehemann.«
Mi’amá stürzt an Elenas Seite. »Was ist passiert?«
»Ich habe ihn im Homestyle Buffet mit dieser Schlampe Nina Herrera erwischt.«
»Wer ist Nina Herrera?«, frage ich.
»Seine Exfreundin von der Highschool. Ich habe sie auf frischer Tat ertappt.«
»Du hast sie dabei erwischt, wie sie Sex im Homestyle Buffet hatten?«, schaltet Carlos sich verwirrt ein. Womöglich schwingt auch ein Hauch Belustigung in seiner Stimme mit.
»Nein. Sie waren zusammen essen! Wann hat der Hurensohn von einem Ehemann mich das letzte Mal zum Essen ausgeführt, heh? Heh? Heh ? Wagt irgendwer hier, diese Frage zu beantworten?« Sie zeigt auf jeden von uns, dann schnaubt sie verächtlich, als ihr Blick auf Reyes fällt. »Lorena, ist dir klar, dass ein Cop an deinem Küchentisch sitzt?«
»Ich bin Cesar«, sagt er und steht auf, um sich ihr vorzustellen.
Sie starrt die Handschellen an, die an seiner Uniform befestigt sind und nur darauf warten, um die Handgelenke eines ahnungslosen Kriminellen zu schnappen. Wenn man bedenkt, dass Elena selbst in jungen Jahren das eine oder andere Mal mit la ley in Konflikt geraten ist, kann man davon ausgehen, dass sie Cops nicht mehr traut als der Rest von uns. Sie weicht einen Schritt vor Cesar zurück, als hätte er irgendeine ansteckende Krankheit.
»Hm, ja …« Sie dreht sich zu mi’amá um und murmelt schnell und wütend: »VerfluchteScheißewasmachteinCopindeinemHaus?«
Sie sagt es, als wäre es alles ein Wort.
Mi’amás Antwort lautet: »Er ist ein Freund.«
Elena nickt langsam, während ihr Gehirn die Information verarbeitet. »Er ist ein Freund? Seit wann gehören Cops zu deinen Freunden? Warte, vielleicht ist es ein Zeichen!« Sie pflastert ein breites Lächeln auf ihr Gesicht und wendet sich Reyes zu. »Ich möchte, dass Sie meinen ehebrecherischen Mann verhaften.«
»Obwohl ich Ihnen gerne behilflich wäre«, sagt Reyes, »habe ich keinerlei legale Möglichkeit, die mir das gestatten würde.«
»Wer hat was von legal gesagt?«
»Sie macht doch Witze, oder?«, fragt Cesar mi’amá , die peinlich berührt mit den Schultern zuckt.
»Nicht wirklich.« Da er ihr in der Sache nicht helfen kann, lässt Elena Reyes links liegen und stellt sich stattdessen neben Carlos. Sie nimmt einen taquito von seinem Teller und beißt hinein. »Ich habe ganz vergessen, dich zu begrüßen, Carlos. Wie geht’s deinem Bein?«
»Ich muss offen zu dir sein, Elena«, sagt Carlos, als sie ihn auf die Wange küsst und einen fetten roten Lippenstiftabdruck hinterlässt. »Seit du hereingekommen bist, habe ich keinerlei Schmerzen mehr gespürt. Du bist unterhaltsamer als jedes Fernsehprogramm und wirkungsvoller als Vicodin.«
Sie wendet ihre Aufmerksamkeit von Carlos ab und mir zu. Ich stöhne genervt, als sie mich in die Wange zwickt. »Ich liebe euch Fuentes-Jungen, als wärt ihr meine eigenen!«
Sie kommt näher. Ich sehe überdeutlich ein einzelnes Kinnhaar, das sie dringend auszupfen müsste, und ihr starkes Parfüm dringt mir beißend in die Nase.
Ihre Lippen beginnen, sich zu spitzen, und ich winde mich auf meinem Stuhl. »Bitte, verpass mir keinen Lippenstift.«
»Oh, wir wissen doch beide, dass du es liebst«, erwidert sie. Ich versuche, mein Gesicht abzuschirmen, aber sie drückt mit ihren vollen Lippen einen nassen Kuss auf eine Wange.
»Hat sie mich schlimm erwischt?«, frage ich Alex.
Alex legt den Kopf auf die Seite, während er den Abdruck fachmännisch analysiert. »Jawohl, sie hat dich voll erwischt, Brüderchen.«
Alex wartet nicht, bis Elena auch ihm einen Schmatzer aufdrückt, stattdessen beobachte ich, wie er seine Arme für eine Umarmung weit öffnet. Als sie ihn küssen will, duckt er sich weg und drückt ihr einen Kuss
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