Du oder die grosse Liebe
sich mit den Fingern durchs Haar. Ich spüre seine Anspannung. »Mein Leben ist gerade so verdammt kompliziert.«
»Tut mir leid«, sage ich. »Ich will es nicht noch komplizierter machen.« Ich konzentriere den Blick auf den Boden zu meinen Füßen, weil ich sein Gesicht nicht sehen möchte, wenn er mir sagt, dass ich an Wahnvorstellungen leide.
»Es ist nicht deine Schuld.« Er holt tief Luft und stößt sie dann langsam wieder aus. »Nik, ich will ehrlich zu dir sein. Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist, im Moment was mit mir anzufangen.«
»Schon kapiert«, sage ich. »Du musst es mir nicht erklären.« Er hat von Anfang an nicht versucht, die Tatsache zu verbergen, dass er ein Aufreißer ist. Es war dumm von mir zu glauben, ihm näherzukommen und eine Verbindung zu ihm zu spüren, würde bedeuten, dass ich ihn geändert hätte.
»Nein, du kapierst es nicht.« Seine Mundwinkel verziehen sich zu einem leichten Lächeln. Mein Atem stockt, als er die Hand ausstreckt, sie mir in den Nacken legt und mich zwingt, ihn anzusehen. »Ich will mit niemand anderem zusammen sein, mi chava . Ich möchte, dass du meine Freundin bist.«
»Wirklich?«
»Ja, wirklich.«
Seine Worte beschwichtigen meine wachsenden Zweifel. »Ich will auch mit niemand anderem zusammen sein«, sage ich.
Ich habe niemanden an mich ranlassen wollen, aber das war, bevor Luis erneut in mein Leben getreten ist. Vielleicht ist dieses Ding aus Anziehen und Wegstoßen unser Versuch, herauszufinden, wo wir stehen. Die Zeiten haben sich geändert. Ich habe mich verändert, und ich bin bereit, die Vergangenheit hinter mir zu lassen.
Ein Moment verstreicht, und ich spüre, wie ein Gefühl von Frieden mich einhüllt wie eine warme Decke. Ich hoffe, er sieht die Tränen nicht, die sich von meinen Wimpern zu lösen drohen.
»Komm her«, sagt er und zieht mich an sich. »Du zitterst ja.«
Ich schließe die Augen und eine Träne rinnt meine Wange hinunter. Luis hat es geschafft, meine unsichtbare schützende Rüstung zu durchdringen, und ich fühle mich schrecklich verwundbar. »Ich habe Angst.«
»Ich auch.« Er hält mich fester, dann küsst er mich auf den Scheitel.
Es fühlt sich so gut an, wieder von ihm gehalten zu werden. Ich vergrabe meinen Kopf an seiner Brust und nehme die Wärme seiner Umarmung in mir auf. »Versprich mir, dass du immer ehrlich zu mir sein wirst, Luis.«
»Ich verspreche es.«
27
Luis
Die zweite Lüge, die ich meiner neuen Freundin gerade erzählt habe, ist die, dass ich ehrlich zu ihr sein werde. Die erste war, dass ich nicht in der LB bin. Wenn sie wüsste, dass ich eine Aufgabe für die Latino Blood zu erledigen habe und angewiesen wurde, eine Waffe zu tragen, um meine Loyalität unter Beweis zu stellen, würde ich sie verlieren. Ich weiß, dass diese Lügen mich zu einem selbstsüchtigen Bastard machen, aber ich bin nicht bereit, auf Nikki zu verzichten.
Die Hintertür öffnet sich. Es ist Brittany, die Paco auf dem Arm hat. Als sie uns entdeckt, schnappt sie erschrocken nach Luft. »Ups, sorry«, sagt sie und weicht zurück. »Ich wollte nicht stören. Paco hat nach dir gesucht, Luis, und deine Mom hat gemeint, du seiest draußen. Ich hatte keine Ahnung, dass jemand bei dir ist.« Sie kneift verwirrt die Augen zusammen, als sie Nikki erkennt. »Nikki Cruz, bist du das?«
»Ja«, sagt Nikki und rückt ein Stück von mir ab.
»Oh. Wow, okay. Ich wusste nicht, dass du und Luis, ähm, befreundet seid.«
»Wir sind etwas mehr als das«, eröffne ich meiner Schwägerin.
»Was ist los? Geht ihr etwa miteinander?«
Ich lege einen Arm um Nikki, weil es sich richtig anfühlt und ich sie nah bei mir haben möchte. Sie hebt den Blick zu mir auf, und ich schwöre, ich könnte für immer in diese ausdrucksvollen dunkelbraunen Augen schauen. »Ja, wir sind zusammen«, sage ich, ohne den Blick von meinem Mädchen abzuwenden. »Hab ich recht, mi chava ?«
Wir blicken uns immer noch tief in die Augen, als Nikki zu mir hinauflächelt und nickt.
»Weiß deine Mutter davon?«, fragt Brittany.
»Noch nicht«, erwidere ich.
Brittany lacht. »Ich glaube, sie kann es sich denken. Ich habe sie erwischt, wie sie mindestens ein Dutzend Mal aus dem Küchenfenster gespäht hat, seit ich gekommen bin. Ich hatte keine Ahnung, dass du hier draußen mit einem Mädchen bist … was vollkommen erklärt, wieso sie dir hinterherspioniert. Mamá Fuentes beschützt ihre Jungs wie eine Glucke. Ich bin mir sicher, ich werde genauso sein, wenn
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