Du oder die grosse Liebe

Titel: Du oder die grosse Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles

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ihrem Zimmer angekommen, lasse mich in den lilafarbenen Sitzsack fallen und schütte ihr mein Herz aus. »Ich habe Luis zur Schnecke gemacht, und er war angepisst, dass ich ihn verurteilt habe, ohne mir vorher seine Version der Geschichte anzuhören. Jetzt komme ich mir total mies vor. Luis und ich haben kurz vor der Schlägerei in Dereks Poolhaus rumgemacht. Es hat mich umgehauen.« Ich bekomme Schmetterlinge im Bauch, als ich daran denke, wie weit wir gegangen sind. »Ich kann mich nicht erinnern, dass es mit Marco jemals so war, und das macht mir Angst. Ich kann mich doch nicht auf eine Beziehung mit einem Typen einlassen, der in einer Gang ist und mit Drogen dealt.«
    »Da bin ich ganz deiner Meinung«, sagt Kendall.
    Oh, wie sehr ich mir wünsche, ich könnte die Zeit zurückdrehen und Luis dazu bringen, Marcos Klopfen an der Poolhaustür zu ignorieren. »Ich habe Luis erzählt, dass unser Rummachen nur Spaß war, aber ehrlich gesagt war es mehr als nur das. Es hat sich echt angefühlt und ich habe mich davon mitreißen lassen.«
    »Du hast ihm gesagt, ihr hättet nur Spaß gehabt?«
    »Was hätte ich denn sonst machen sollen, Kendall? Ich will nicht, dass er denkt, ich sei dabei, mich in ihn zu verlieben und wolle ihn für eine feste Beziehung einfangen. Er würde mir wahrscheinlich sowieso ins Gesicht lachen.«
    Als ich Luis vor zwei Jahren kennenlernte, war mir von der ersten Sekunde an klar, dass er ein Aufreißer ist. Er versuchte nicht mal, die Tatsache zu verbergen, dass er an dem Abend mit mir zur Sache kommen wollte. Und als ich ihn zurückwies, riss er sich eine andere auf, die williger war als ich.
    Kendall bekommt einen Anruf, ignoriert ihn aber. »Hast du je darüber nachgedacht, dass Luis gar nichts dagegen haben könnte, was Ernstes mit dir anzufangen?«
    »Nein.«
    »Du, meine Liebe, hast Probleme, an denen du dringend arbeiten solltest.«
    Als wäre das was Neues. »Allein der Gedanke, das Wort Beziehung ins Spiel zu bringen, jagt mir höllische Angst ein. Aber das steht ja eh nicht zur Debatte, weil Luis sich als Gangster geoutet hat.«
    Kendall seufzt. »Ich weiß nicht. Falls er mit Drogen dealt, sieh zu, dass du Land gewinnst, bevor du da mit reingezogen wirst. Aber Derek glaubt nicht, dass er so was macht. Sie sind Freunde geworden.«
    Grr. Ich bin so durcheinander. Nachdem Luis sich geprügelt hatte und ich die Drogen auf dem Rasen direkt neben ihm sah, war ich so sicher, dass er schuldig war. Jetzt stelle ich mein Urteil infrage. »Meinst du, ich sollte vielleicht mal mit ihm reden?«
    »Mit wem denn?«, fragt Derek, der ins Zimmer geschlendert kommt und Kendall küsst, als wären sie ein glückliches Ehepaar.
    »Luis«, sage ich.
    »Ich habe gesehen, wie er vor ungefähr zwei Stunden von der Security aus dem Brickstone Gebäude geführt wurde. Ich habe versucht, ihn auf dem Handy anzurufen, aber er geht nicht ran. Er sah ziemlich fertig aus«, sagt Derek.
    »Was ist passiert?«, frage ich bestürzt. »Warum haben sie ihn gefeuert?«
    Er zuckt mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich habe ein paar Leute vom Personal gefragt, aber keine Antwort bekommen.«
    Mit neuer Entschlossenheit rapple ich mich aus dem Sitzsack hoch und schnappe mir meine Schlüssel. »Ich fahre zu Luis rüber und rede mit ihm.« Mir ist schlecht bei dem Gedanken, dass der Grund fürs Nachsitzen und vielleicht auch für seine Entlassung irgendwie mit dem Streit zusammenhängt, den wir in Chemie hatten. Ich habe ihm keine Gelegenheit gegeben, alles zu erklären, weil ich irgendwo in meinem Hinterkopf nach einem Grund suchte, ihn von mir wegzustoßen.
    Ich habe mich wie ein Feigling benommen.
    »Nikki, warte!« Kendall greift nach ihrer Handtasche. »Wir kommen mit dir und geben dir moralische Unterstützung.«
    »Danke, aber das hier muss ich ganz allein durchziehen.«
    Kendall wirft mir einen verständnisvollen, mitfühlenden Blick zu. »Denk einfach daran, falls ihr füreinander bestimmt seid, wird alles gut!«
    Was mich zu der Frage führt, wie schlimm es wohl werden kann, falls wir es nicht sein sollten.

25
    Luis
    Ich gehe zu Fuß nach Hause und bin froh, dass mi’amá arbeiten ist, sodass ich allein sein und mich in meinem Zimmer einschließen kann. Doch in dem Moment, als ich das Haus betrete, erkenne ich, dass ich das vergessen kann. Meine beiden Brüder sitzen im Wohnzimmer auf der Couch. Ich habe Carlos seit über einem Jahr nicht gesehen und war davon ausgegangen, dass er nicht vor nächster Woche aus dem