Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du sollst eventuell nicht töten - eine rabenschwarze Komödie

Du sollst eventuell nicht töten - eine rabenschwarze Komödie

Titel: Du sollst eventuell nicht töten - eine rabenschwarze Komödie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
die Nähe zu Marvie, die ihre aufgeregte Körperwärme in mich abstrahlte, die Anwesenheit kleiner dreckiger Geheimnisse und obendrein die kriminalistische Brisanz, unser aller Zukunft und Gewissenlosigkeit – kurz: Ich wurde spitz wie Nachbars Lumpi und hätte es sofort und vor Ort mit Marvie treiben mögen.
    Das Wörtchen »Polizei« kurvte böse durch den Raum, da erhob sich Paps Lövenich und sagte schlicht: »Damit wäre alles gesagt. So können wir ihn nicht weglassen. Wenn der durchkommt, macht er uns fertig.« Das leuchtete allen ein. Nur Cromwell und Mendelssohn schienen ein Problem damit zu haben, sich des gefährlichen Stinkstiefels zu entledigen. »Atmet er noch?«, fragte nervös Mendelssohn. »Er wird schwächer«, sagte Cromwell. »Oh Scheiße! Was sollen wir nur tun?« Katharina wurde wieder resolut: »Also, als Erstes – wir gehen wieder runter. Als wäre nix
passiert.« Sie betrachtete die Tür. »Und weil wir keinen Schlüssel für die Tür haben, muss jemand hier oben bleiben und aufpassen, dass niemand aus Versehen reinläuft. Ritchie, du übernimmst die erste Wache. Wir lösen uns dann ab. Und dann zweitens: Jemand muss sich um die Husche kümmern, mit der er gekommen ist. Die müssen wir auch irgendwie loswerden. Die sollte schnellstmöglich nach Hause gehen.« Laura hob den Finger: »Man könnte ihr weismachen, dass er wieder mit Marvie zusammen ist, oder? Er hat es sich halt anders überlegt; man weiß ja, was für eine unberechenbare Ratte er sein kann. Und genau in diesem Augenblick ist er hier oben mit Marvie am Rumvögeln, und dass sie das der Fairness halber wissen sollte, nein?«
    »Exzellent«, sagte ich und drückte Marvies Hand fester an mich. »Wer sagt es ihr?«
    »Am besten jemand, der nicht zur Familie gehört. Würdest du …?« Und Katharina rüttelte bittend an Cromwell. Der nickte halbherzig. Katharina kommandierte kerzengerade: »Okay, dann gehen wir jetzt alle runter. Außer Ritchie. Und Marvie. Und benehmt euch normal! Wir ziehen jetzt die Party durch, und wenn die Letzten gegangen sind, sehen wir weiter. Wir müssen Zeit gewinnen. Okay? Los jetzt!« Katharina trieb uns auf den Flur hinaus und stellte für Ritchie einen Stuhl vor die Tür. »Du passt auf, dass hier niemand reingeht! Marvie, du bleibst in deinem Zimmer, bis die Husche weg ist. Und ihr anderen: Stimmung! Ihr seid hier nicht auf einer Beerdigung!«

    »NOCH nicht«, bemerkte ich geistreich, und Katharina sah mich böse an. »Schon gut, schon gut, alles klar. Stimmung«, sagte ich und hakte Mendelssohn unter.

Kapitel 10
    enthält einen unpassend sexuell erregten Helden,
einige nutzlose Gewissensbisse
sowie jede Menge unterlassener Hilfeleistung.
     
     
     
    H altstopp!«, sagte plötzlich Cromwell. »Ich kann das nicht. Ich habe ein ziemliches Problem damit.«
    »Ich auch!« Mendelssohn schüttelte meinen Arm ab. »Wir können ihn doch nicht einfach da liegen und sterben lassen! Immerhin ist er doch ein – Mensch!«
    »Aber was für einer!«, gab ich zu bedenken. Cromwell lehnte sich an die Wand und schnaufte: »Wenn wir das jetzt machen, dann fahren wir alle zur Hölle.«
    »Genau!«, sagte Mendelssohn. »JETZT können wir noch zurück. Wir rufen den Notarzt. Dann haben wir ihn wenigstens nicht auf dem Gewissen. Ich habe mir mein Leben lang was darauf zugute gehalten, dass mein Gewissen relativ gut in Schuss war. Aber mit so was: Ich könnte ja nicht mehr in den Spiegel sehen.«
    »Das konntest du vorher auch nicht«, gab ich erneut zu bedenken. Doch niemand hörte auf mich, alle schnatterten wieder durcheinander:
    »Wenn er wieder auf die Beine kommt, sind wir erst recht geliefert. Dann schickt DER uns zur Hölle! Und zwar ohne mit der Wimper zu zucken!«
    »Wir müssen jetzt nur zusammenhalten!«

    Cromwell und Mendelssohn blieben verstockt: »Und was machen wir, wenn er NICHT stirbt, hä?«
    Das war nun mal eine gute Frage. Was, wenn er sich wieder erholte? Man weiß doch, was für ein gemeingefährlich zähes Lebewesen der Mensch ist. Sogar Abstürze aus zweitausend Metern kann er überleben. Oder vierzehn Tage in einem Brunnenschacht. Oder drei Wochen All-inclusive.
    »Jetzt mal bloß nicht den Teufel an die Wand!«
    »Das wäre ja noch schöner!«
    Cromwell fragte verbissen: »Und wenn er nicht von alleine – was machen wir dann? Dann müsste jemand – nachhelfen. Oh Gott, mir wird schlecht.« Er rannte ins Badezimmer, warf die Tür hinter sich zu, und dann hörte man ein Würgen.

Weitere Kostenlose Bücher