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Du sollst nicht hassen

Titel: Du sollst nicht hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Izzeldin Abuelaish
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teilgeklärte oder ungeklärte Abwasser – eine Menge, die 28 olympischen Schwimmbecken entspricht – direkt ins Mittelmeer gepumpt werden, weil sie nicht aufbereitet werden können«. Als ich noch ein kleiner Junge war, hatten wie kein fließendes Wasser im Haus. Jetzt, fünfzig Jahre später, haben wir Zugang zu fließendem Wasser, aber nur an bestimmten Tagen. Warum? Weil das Wasserversorgungssystem wie alles in Gaza beschädigt ist und das Baumaterial, das zur Reparatur benötigt wird, auf der Embargoliste steht.
    Die Wasser- und Sanitärversorgung steht kurz vor dem Kollaps. Man kann nur ahnen, welches Ausmaß die drohende Katastrophe im Gesundheitswesen annehmen wird. Man stelle sich vor, wir würden mit Krankheiten konfrontiert, die durch Wasser übertragen werden. Es würde Chaos und unnötige Todesfälle geben, bloß weil Ersatzteile und Wasserleitungen an der Grenze gestoppt worden sind. Seit mehr als einem Jahrzehnt versuche ich, die Verantwortlichen vor den Konsequenzen eines zusammenbrechenden Gesundheitssystems zu warnen; nun stößt das Rote Kreuz ins selbe Horn:
    »Gazas Gesundheitssystem kann nicht die Behandlung gewährleisten, die Patienten, die an schweren Krankheiten leiden, benötigen. Tragischerweise wird es einer Reihe von ihnen nicht gestattet, den Gazastreifen rechtzeitig zu verlassen, um andernorts Versorgung zu erhalten. Gesundheitsthemen werden in Gaza oft politisiert, und die Patienten finden sich in einem bürokratischen Irrgarten wieder. Ernstlich erkrankte Patienten müssen manchmal Monate warten, ehe die zuständigen Behörden ihnen erlauben, den Gazastreifen zu verlassen. Selbst wenn die Patienten die erforderlichen Genehmigungen erhalten, kann der Transfer über den Übergang Eres nach Israel zum Wagnis werden. Patienten, die an lebenserhaltenden Apparaten hängen, müssen aus den Ambulanzen geholt und auf Liegen sechzig bis achtzig Meter durch das Niemandsland zur Ambulanz gebracht werden, die auf der anderen Seite wartet. Patienten, die ohne Begleitung laufen können, sind unter Umständen umfangreichen Befragungen ausgesetzt, bevor ihnen der Grenzübertritt zur medizinischen Behandlung gestattet wird – oder, wie es auch manchmal geschieht, bevor ihnen die Einreise nach Israel verweigert wird und sie zurückgeschickt werden.«
    Manche dieser Gesundheitsthemen wurden aufgegriffen, einige sogar gelöst. Aber jedes Mal, wenn es auf einer der beiden Seiten einen Regierungswechsel gibt, ändern sich die Regelungen für Überführungen und Behandlungen ebenfalls. Es ist eine lebensbedrohliche Situation, die bei den Betroffenen große Wut erzeugt. Dies sind die Fakten, von denen das Rote Kreuz berichtet:
    »Sie sind auf eine zügige und verlässliche Medikamentenversorgung seitens des Gesundheitsministeriums der palästinensischen Autonomiebehörde in der West Bank angewiesen, aber die Versorgungskette bricht häufig zusammen. Komplizierte und langwierige israelische Importbestimmungen erschweren ebenfalls eine zuverlässige Versorgung selbst mit den grundlegendsten Dingen wie Schmerzmitteln und Röntgenfilmentwickler. In der Folge erhalten manche Patienten, einschließlich derer, die an Krebs oder Nierenversagen leiden, nicht immer die unverzichtbaren Arzneimittel, die sie brauchen.«
    So waren zum Beispiel die Beatmungsgeräte auf der Station für Neugeborene im Al-Shifa-Krankenhaus defekt. Es ist einfach nicht möglich, Ersatzteile zu bekommen. Wie soll man einer Mutter und einem Vater erklären, dass ihr Baby sterben wird, weil der Lkw mit den Teilen für die lebensrettenden Geräte an der Grenze festgehalten wird?
    Viele Gazabewohner haben im Laufe der kriegerischen Auseinandersetzungen Gliedmaßen verloren. Dutzende von Amputierten warten auf Weiterbehandlung. Warum? Stellt der Import von künstlichen Gliedmaßen ein Sicherheitsrisiko dar? Oder geht es hier doch um Bestrafung? Wir erklärt man das einem Fünfjährigen, der ein Körperteil verloren hat, als sein Haus über ihm zusammengestürzt ist, nachdem es von der israelischen Armee bombardiert wurde? Oder einem wütenden jungen Mann, der wieder laufen lernen will?
    Die Krankenhäuser in Gaza sind heruntergekommen und können wegen des Embargos nicht repariert werden. Doch es geht hier um medizinische Belange; es geht nicht darum, Soldaten zu rekrutieren und Raketen zu bauen. Folgendes berichtet das IKRK:
    »Viele Geräte sind unzuverlässig oder müssen repariert werden. Komplizierte Verfahren, um die Genehmigung zum

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