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Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Titel: Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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einen Kick. Und sie? Sie hat sich inzwischen beruhigt. Jetzt ist sie weit weg von ihm, jetzt wird ihr klar, was für eine Anklage ihr drohen könnte. Also rudert sie zurück in der Hoffnung, dass er mitkriegt, dass sie sich über ihn nicht beschwert hat, und seinen Teil der Abmachung einhält.«
    Jenny seufzte. »Ich weiß nur, dass es viel zu heiß ist, um einen klaren Gedanken zu fassen.« Sie fuhr sich mit einer Hand in den Nacken und hob ihr Haar etwas an. »Vielleicht hat sie auch das Stockholm-Syndrom.«
    Sondra drehte sich zu ihr um und fixierte sie.
    »Sie ist gefangen gehalten worden und verbündet sich jetzt mit dem Geiselnehmer?«
    Jenny nickte.
    »Sie hat sich die Tatsache, dass er sie nicht umgebracht hat, so hingedreht, dass sie ihn für ihren Retter hält?«
    Wieder nickte Jenny. Sondra stieß einen langgezogenen Pfiff aus. Es war ein seltsamer Laut, und Jenny dachte, dass es normalerweise Männer waren, die pfiffen. Andererseits scherte Sondra sich auch sonst nicht darum, was üblich war.
    »Ich dachte, es dauert ziemlich lange, bis Geiseln dieses Syndrom entwickeln.«
    »Nicht unbedingt. Entscheidend ist die Intensität des Erlebnisses, nicht die Dauer der Gefangenschaft. Das kann auch nach vierundzwanzig Stunden schon auftreten. Ich habe mich damit beschäftigt, als ich bei der ›Häuslichen Gewalt‹ war.«
    »Hat es auch was damit zu tun, wie charismatisch der Kidnapper ist?«
    »Ja, das trägt alles dazu bei. Situation und Persönlichkeit spielen zusammen. Einem hübschen Kerl glaubt man schließlich eher als einem hässlichen, oder?«
    Sondra verzog das Gesicht. »Ich glaube keinem Mann, egal ob Höhlenbewohner oder Justin Bieber.«
    Sie wurden von Lawrence Thornton unterbrochen, der zu ihnen trat.
    »Darf ich fragen, was los ist?«
    »Mrs. Ayers wird eine neue Aussage machen. Offenbar ist sie nicht gegen ihren Willen festgehalten worden, und sie ist sich nicht mehr sicher, ob Adam die Absicht hatte, Struan Clarke unter dem Rasen zu begraben. Ihre Darstellung der Ereignisse deckt sich jetzt mit seiner.« Ganz konnte Jenny einen ironischen Unterton nicht vermeiden.
    Lawrence’ Miene schien zu sagen: Das kenne ich alles. In einer stummen Geste des Bedauerns hob er den Arm. Er wusste, wie viel Arbeit sie schon investiert hatten und wie viel lästigen Papierkram jemand würde erledigen müssen, damit die Sache abgeschlossen werden konnte.
    »Ich glaube, es gibt keinen triftigen Grund mehr, meinen Sohn hier festzuhalten. Er stellt für die Öffentlichkeit keine Bedrohung dar, er ist nicht vorbestraft, und er wird – wie bisher auch – kooperieren, um Sie bei Ihren Ermittlungen zu unterstützen. Nicht zuletzt ist er genau wie die Frau durch den Einbruch traumatisiert. Schließlich musste er unseren Besitz in einem Kampf verteidigen.«
    Jenny kaute auf der Wange. Das hielt sie davon ab, mit Dingen herauszuplatzen, die besser ungesagt blieben. Diesmal stand Lawrence Thornton auf der anderen Seite. Das konnte sie ihm schlecht vorwerfen. Es war reiner Zufall, dass sie einander in einer Schlacht gegenüberstanden, die sie beide nicht gesucht hatten und die für Jenny so gut wie verloren schien.
    Nein, Nicky Ayers mochte vielleicht traumatisiert sein, aber die Wahrheit sagte sie nicht. Sie war diejenige, die Geheimnisse hatte, und es sah nicht so aus, als könnte Jenny sie knacken.
    »Ich warte im Verhörzimmer«, sagte Thornton und ging davon.
    Die beiden Polizistinnen tauschten einen frustrierten Blick.
    »Ich brauch einen Kaffee. Zwei Stück Zucker«, sagte Jenny.

29
    S ie stand im Haus Hayersleigh in der Diele und versuchte, den Leuten von der Spurensicherung Anweisungen zu geben, musste aber eine Pause einlegen, weil ein Flugzeug über sie hinwegdonnerte.
    »Diese Flugzeuge machen einen doch wahnsinnig, oder?«, sagte Sondra, als der Lärm nachließ.
    Jenny gab keine Antwort. Sie betrachtete die vertrocknete Blutspur auf dem Parkett und dem Perserteppich. Der Leichnam war bereits abtransportiert worden. In dieser Hitze hatte keiner ihn länger hierbehalten wollen. Sie schaute zur Treppe hinüber und sah den hochbeinigen, schmalen Tisch, auf dem die Vase gestanden hatte, bevor Adam sie auf den Einbrecher warf. Sicher gab es für diese Art von Möbelstück eine Bezeichnung, aber Jenny selbst hatte nie so stattlich gewohnt, dass sie Derartiges gebraucht hätte.
    »Stell dir vor, du wärest hier aufgewachsen«, sagte sie. »Toll, aber auch komisch.«
    Sondra schaute ebenfalls zur Treppe, zu den

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