Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)
du mir nicht erzählt, bei der Niton-Studie hätte man keinerlei Nebenwirkungen beobachtet?«
»Das Formular ist nicht im Ordner abgelegt, deshalb wusste ich nichts davon.«
»Und? Welche Nebenwirkungen hat Joe angegeben?«
Damien zuckte die Achseln. »Nichts Besonderes. Er sagte nur, Gibbons hätte sich … merkwürdig benommen.«
Cynthia schüttelte ungläubig den Kopf. »Willst du mir ernsthaft weismachen, dass dich das alles kein bisschen beunruhigt?«
»Warum sollte mich das beunruhigen?«, sagte er trotzig.
»Gut, dann lass uns kurz Resümee ziehen.« Sie zählte die Fakten an ihren Fingern auf. »Erstens: Wir haben miterlebt, wie ein Mann, der an der Niton-Studie teilgenommen hat, völlig ausgeflippt ist und eindeutig Halluzinationen hatte, bevor er auf mysteriöse Weise verschwunden ist. Zweitens: Draycott scheint sämtliche Unterlagen vernichtet zu haben, die seine Teilnahme an der Studie belegen. Drittens: Dieser Martin Gibbons hat genau dasselbe Mittel genommen, das sich derzeit in deiner Blutbahn befindet. Und viertens: Du hast gerade halluziniert. Also frage ich dich noch einmal, ob dich das kein bisschen beunruhigt?«
Damien lachte auf. »Also, das ist ja wohl typischer Sensationsjournalismus! Ich hoffe, deine Artikel beruhen nichtauf dieser Art von Kurzschlusslogik. Okay, da war wohl ein Schatten auf deinem Hals, und einen Moment lang hat er so ausgesehen wie ein Tuch, mehr nicht. Und was Martin Gibbons angeht, möchte ich wetten, dass das Anti-Schlaf-Mittel nichts mit seinem Anfall zu tun hatte. Mit ihm muss schon vorher was nicht gestimmt haben. Vermutlich ist er schizophren. Und als die Draycott-Manager das merkten, haben sie ihn aus den Unterlagen getilgt – ganz einfach weil er gar nicht erst an der Studie hätte teilnehmen dürfen. Es gibt also für alles eine ganz harmlose Erklärung.«
Cynthia starrte ihn mit hochgezogenen Brauen an. »Interessant. Nur dass du diese Theorie gar nicht erwähnt hast, als wir neulich über ihn geredet haben. Du scheinst dir einige Gedanken darüber gemacht zu haben.«
Er griff nach seinem Weinglas, drehte es in seiner Hand und ließ die Flüssigkeit darin kreisen. »Eigentlich nicht. Das liegt doch klar auf der Hand, da muss man sich nicht groß Gedanken machen.«
»Trotzdem …«
»Schluss jetzt!«, unterbrach Damien sie. Seine Stimme klang so aggressiv, wie sie sie noch nie gehört hatte. »Für mich ist das Thema damit beendet. Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich jetzt gern über was anderes reden.«
Aber noch lange danach redeten sie überhaupt nicht, und Cynthia wurde das Gefühl nicht los, dass ihr Freund sich veränderte. Dass etwas Beängstigendes mit ihm vorging. Und dass dies hier erst der Anfang war.
Cynthia ließ sich Joe gegenüber auf einen Stuhl fallen und sah sich im Coffeeshop um. Nur ein paar vereinzelte Frühstücksgäste saßen im Sunshine Café: ein Mann in einem farbbespritzten Overall, der die Sun las. Eine gestresste Mutter, die verzweifelt versuchte, sich gegen drei zappelige Kinder durchzusetzen. Und zwei perfekt geschminkte junge Frauenin identischen dunkelblauen Kostümen mit Namensschildchen, vermutlich Hotelangestellte.
»Hallo, Cynthia.« Joe rieb sich gähnend die Augen. »Schön, dich endlich mal wiederzusehen.«
»Ja, es ist schon eine ganze Weile her.« Als er erneut gähnte, musste sie grinsen. »Bei dir ist es gestern wohl etwas später geworden?«
Er verdrehte die Augen. »Die Frau, die ich aufgerissen habe, war anscheinend Shifter. Den Fehler mache ich kein zweites Mal! Diese Mädels lassen einfach nicht zu, dass man sich danach zufrieden umdreht und einschläft. Sie war richtig sauer und hat mich immer wieder geweckt. Ein in die Jahre kommender Junggeselle wie ich ist da eindeutig überfordert.« Er drehte sich auf seinem Stuhl und hielt nach der Kellnerin Ausschau. »Weshalb ich auch sofort einen Kaffee brauche.« Eine junge Frau mit Schürze trat hinter der Sandwich-Vitrine hervor und kam mit einem Bestellblock an ihren Tisch.
»Einen sehr großen Kaffee, bitte.« Joe breitete die Arme aus, wie ein Angler, der mit dem Fang des Jahrhunderts angibt. »Ehrlich gesagt, kann er gar nicht groß genug sein. Sie dürfen ihn auch gern in einer Salatschüssel servieren.«
Cynthia sagte grinsend: »Für mich auch einen Kaffee, aber bitte ohne Salatschüssel.«
»Und?«, fragte Joe, nachdem die Kellnerin gegangen war. »Ich bin neugierig, worum es bei diesem mysteriösen Treffen überhaupt geht. Hast du endlich
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