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Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Titel: Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Parsons
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nicht gerade eine typische Ärztin. Cynthia suchte automatisch nach dunklen Flecken unter ihren Augen. Fehlanzeige.
    »Hallo, Sie müssen Simone sein. Ich bin Cynthia.« Ihr Händedruck wurde etwas zurückhaltend erwidert. »Darf ich Sie einladen? Wenn Sie Tee mögen, bestelle ich uns eine Kanne.«
    Ein Schulterzucken. »In Ordnung.«
    An der Bar überlegte Cynthia, wie sie am besten vorgehen sollte. Ursprünglich hatte sie an das Mitgefühl der jungen Ärztin für den verschwundenen Probanden appellieren wollen. Aber nachdem Cynthia sie gesehen hatte, glaubte sie nicht, dass das funktionieren würde. Sie musste sich auf ihr Bauchgefühl verlassen.
    »So!«, sagte sie, als sie die Kanne und zwei Tassen auf den Tisch stellte. »Nachtschichten in der Notaufnahme – ich wette, da geht es ziemlich aufregend zu.«
    Simone schnaubte leicht. »Man kommt sich manchmal vor wie im Zoo. Sie können sich nicht vorstellen, auf was für Ideen die Leute kommen. Studenten, die sich eine Überdosis lebender Goldfische einverleiben. Brautjungfern mit einem blauen Auge und herausgerissenen Haarbüscheln, nachdem sie sich um den Trauzeugen geprügelt haben. Gut situierte Herren mittleren Alters mit einer Hello-Kitty-Plastikfigur im Hintern.« Sie goss sich Tee ein, ohne Cynthia auch einzuschenken. »Und das allein gestern Abend.«
    »Meine Güte, wie … interessant.« Cynthia nahm sich ebenfalls Tee und nippte an ihrer Tasse. »Hat 24/7 viel verändert?«, fragte sie unschuldig.
    Simone musterte sie argwöhnisch. »Wie meinen Sie das?«
    »Na ja, jetzt wo so viele Leute Shifter sind … Gibt es da Auffälligkeiten bei den Patienten? Irgendwelche neuen Entwicklungen?«
    »Na ja, es gibt natürlich viel mehr Leute, die die ganze Nacht durchtrinken. Sie werden nicht mehr bewusstlos, also sind wir ständig am Magenauspumpen.«
    Cynthia verzog angewidert das Gesicht. »Wie reizend.«
    »M-hm. Ich habe inzwischen den Verdacht, dass eine der wichtigsten Funktionen des Schlafs darin besteht, den Alkoholkonsum einzuschränken.«
    »Ist das die einzige Veränderung, die Sie in Bezug auf die Shifter bemerkt haben? Als das Medikament aufkam, waren die Ärzte doch so alarmiert, alle sagten Nebenwirkungen voraus. Aber jetzt sind sie völlig verstummt.«
    Simone schnaubte verächtlich. »Sie sind nicht einfach nur verstummt. Eine Menge Ärzte sind mittlerweile selbst Shifter. Dieser Livington hat vielen ein derartig schlechtes Gewissen gemacht, dass sie die Seiten gewechselt haben. Mit diesem Gewäsch, dass er viel mehr Leben retten kann, jetzt wo er keinen Schlaf mehr braucht. Was für ein Scheiß! Aber viele Klinik-Egomanen haben sich das zu Herzen genommen. Wäre ja auch schlimm, wenn die Welt acht Stunden auf ihre unglaublichen Fähigkeiten verzichten müsste!«
    Cynthia warf einen vielsagenden Blick auf die Haut unter Simones Augen. »Aber Sie nicht?«
    Sie nahm einen Schluck Tee, bevor sie antwortete. »Nein.«
    »Gibt es einen bestimmten Grund dafür? Haben Sie im Krankenhaus etwas erlebt, das Sie davor zurückschrecken lässt?«
    Simone zögerte. Und in diesem Moment wusste Cynthia, dass sie ins Schwarze getroffen hätte. Sie ließ Simone nicht aus den Augen, die drauf und dran war, etwas zu sagen. Doch dann überlegte sie es sich anders und schüttelte kaum merklich den Kopf. »Es geht hier nicht um mich«, sagte sie in einem Tonfall, der keine Widerrede duldete. »Ich dachte, Sie wollen über einen ehemaligen Patienten von mir sprechen? Nicht, dass ich Ihnen da groß weiterhelfen kann. Ich wüsste eigentlich auch nicht, warum.«
    Cynthia versuchte, ihre Enttäuschung zu verbergen. Sie hatte das Gefühl, hier etwas Wichtiges über 24/7 erfahrenzu können. Aber wenn sie herausfand, was Martin Gibbons zugestoßen war, kam sie vielleicht auch so dahinter.
    »Es gibt ein Forschungsinstitut hier in der Nähe, mit dem Ihre Klinik zusammenarbeitet. Es heißt Draycott Life Sciences.«
    Simone nickte. »Die Pillenfarm. Wenn die dort Mist bauen, flicken wir ihre Probanden wieder zusammen. Und?«
    Inzwischen war Cynthia zu der Überzeugung gelangt, dass man bei Simone mit Ehrlichkeit am weitesten kam.
    Deshalb erzählte sie ihr alles von dem beängstigenden Vorfall bei Draycott, von den manipulierten Niton-Unterlagen, dem verschwundenen Mr Gibbons und von ihrem Entschluss, ihn aufzuspüren. Das Einzige, was sie unerwähnt ließ, waren Damiens Halluzinationen.
    Simone hörte aufmerksam zu und schwieg. Als Cynthia geendet hatte, nickte sie. »Und was

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