Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)
beschlossen, deinem nichtsnutzigen Freund den Laufpass zu geben und dich mit einem liebenswerten Iren auf eine lustvolle Entdeckungsreise einzulassen?« Er zwinkerte ihr zu.
Lachend sagte sie: »Ach, Joe, du hast mir gefehlt!«
»Tja. Deinem Freund scheint es da leider anders zu gehen.«
Stirnrunzelnd versuchte Cynthia sich daran zu erinnern, wann Damien das letzte Mal mit Joe ausgegangen war. Oderihn auch nur erwähnt hatte. »Was ist denn los? Hattet ihr Streit?«
Die Kellnerin kam mit dem Kaffee – Joes wurde in etwas serviert, das wie eine Suppenschale aussah. Er wartete, bis sie wieder allein waren, bevor er sagte: »Damien scheint nichts mehr von mir wissen zu wollen. Immer wenn ich ein Treffen vorschlage, sagt er: ›Klar, treffen wir uns gegen ein Uhr morgens im Pub.‹ Und zwar an Wochentagen, obwohl er ganz genau weiß, dass ich um sechs in der Arbeit sein muss, wie er übrigens auch. Nur dass er keinen Schlaf braucht. Wenn er nicht irgendwann Vernunft annimmt, werden wir uns überhaupt nicht mehr sehen. Und an den Wochenenden scheint er immer mit irgendwelchen ominösen neuen Freunden verabredet zu sein.«
»Mit den Shiftern«, sagte Cynthia.
»Ja, genau. Fest steht, dass er mich nie fragt, ob ich mitkommen will. Dabei bin ich längst stubenrein.«
»Da hast du nichts verpasst. Diese Shifter … die bleiben gern unter sich. Ich bin mal mitgegangen, und es hat keinen Spaß gemacht. Die reden fast nur über Shifter-Themen und lästern über Leute, die schlafen.«
Joe wirkte niedergeschlagen. »Tja. Nach all den Jahren hätte ich schon gedacht, dass Damien und mich so schnell nichts trennt, aber …« Achselzuckend griff er nach seiner Kaffeeschale und blies auf die dampfende Flüssigkeit darin.
Cynthia sah ihn mitfühlend an. Sie hatte ja auch schon festgestellt, dass Damien immer mehr Zeit mit den Shiftern verbrachte, allerdings hatte sie nicht gewusst, wie weit er sich bereits von seinen alten Freunden entfernt hatte.
»Wie dem auch sei«, sagte Joe mit fester Stimme. »Du bist bestimmt nicht hergekommen, um dir mein Gejammer über deinen Liebsten anzuhören. Was kann ich für dich tun?«
Sie zögerte. Sie war hier, um Damien zu helfen. Trotzdem fühlte es sich so an, als würde sie ihn hintergehen. »Ich …Ganz unter uns: Ich würde gern den Probanden ausfindig machen, der aus der Niton-Studie ausgeschlossen wurde. Martin Gibbons. Damien hat mir erzählt, du wüsstest mehr darüber.«
Joe zog die Augenbrauen hoch. »Ja. Ein seltsamer Typ. Irgendwas … stimmte nicht mit dem. Und zwar schon bevor er so ausgeflippt ist. Ich weiß aber nicht, was.«
»Damien sagt, du hättest ein Nebenwirkungsformular ausgefüllt, bevor er verschwunden ist?«
»Ja.« Er zögerte und sah sie misstrauisch an. »Ich will aber nicht, dass irgendwas davon in die Zeitung kommt.«
Cynthia schüttelte den Kopf. »Ich recherchiere nicht für einen Artikel. Das ist streng privat, ehrlich.« Sie hob die Hand. »Ich schwöre.«
Joe lachte. »Du hast wieder zu viele amerikanische Fernsehserien geschaut. Also … Martin Gibbons hat nicht zu unseren Stammprobanden gehört. Ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Eines Nachmittags kam ich in sein Zimmer, und er hat einfach dagesessen und die Wand angestarrt. Und eine Art … Wimmern von sich gegeben.« Joe lehnte sich zurück. »Ich habe ihn gefragt, ob irgendwas ist, und da hat er mich angeschrien.«
»Was genau hat er geschrien?«
»›Verpiss dich! Lass sie in Ruhe!‹«
»Sie?«
Joe hob ratlos die Hände. »Keine Ahnung. Wie dem auch sei, ich hatte das Gefühl, das notieren zu müssen. Weil er so … weggetreten wirkte. Also habe ich ein Nebenwirkungsformular ausgefüllt und festgehalten, dass er ›einen reizbaren und verwirrten Eindruck‹ machte. Aber als ich am nächsten Tag nach ihm sehen wollte, war er verschwunden. Ich habe den Supervisor der Studie nach ihm gefragt, aber der hat sehr ausweichend reagiert und gesagt, Martin Gibbons nehme nicht mehr an der Studie teil, das war alles.«
»Nur aus Neugier: Stand der Name Martin Gibbons im weiteren Studienverlauf immer noch in den Unterlagen?«
»Natürlich. Allerdings durchgestrichen, so wie immer, wenn ein Proband ausscheidet. Warum?«
Sie zögerte. »Tja … jetzt ist er nicht mehr darin zu finden. Damien hat den Ordner mit nach Hause genommen und die Rohdaten überprüft. Für einen medizinischen Abschlussbericht. Und der Name Martin Gibbons taucht nirgendwo mehr auf. Damien sagt, das sei keine große
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