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Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Titel: Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Parsons
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Sache.«
    Joe stieß einen leisen Pfiff aus. »Das stimmt natürlich nicht. Es bedeutet, dass die Originaldokumente vernichtet und durch neue ersetzt worden sind, was einen ernsthaften Regelverstoß darstellt. Mal ganz abgesehen davon, dass es illegal ist.«
    Eine Pause entstand, in der Cynthia die neuen Informationen verarbeitete. Sie suchte in ihrer Handtasche nach einem Stift.
    »Wie sieht Martin Gibbons aus?«, fragte sie schließlich.
    Joe überlegte. »Ende zwanzig, Anfang dreißig. Ziemlich ungepflegt, was allerdings auf die meisten von Draycotts reizenden Probanden zutrifft. Oh, und er hat eine Tätowierung am Arm: eine Seejungfrau mit lächerlich großen Brüsten.«
    »Haarfarbe?«
    »So bräunlich, leicht gewellt.« Joe zuckte die Achseln.
    Cynthia notierte die Informationen. »Du weißt nicht zufällig, wo ich ihn finden kann?«
    »Hm, ich glaube, er wohnte in Hackney. Du kannst auch bei dem Krankenhaus nachfragen, in das er gebracht worden ist.«
    Sie notierte »Hackney«, bevor sie fragte: »Welches Krankenhaus?«
    »Das Queen Elizabeth. Zumindest vermute ich, dass er da gelandet ist, denn dorthin schicken wir alle Probanden, dienegativ auf unsere Mittel reagieren. Vor besonders riskanten Studien warnen wir die dortigen Ärzte sogar vor.«
    Cynthia nickte. »Du kennst nicht zufällig jemanden, der dort arbeitet und den ich inoffiziel befragen könnte?«
    Joe zog die Schultern bis zu den Ohren hoch und setzte eine Leidensmiene auf. »Na ja, ich kenne da schon jemanden. Befreundet sind wir allerdings nicht gerade. Ach, ich hätte das gar nicht erwähnen sollen.«
    »Wie heißt sie?«, fragte Cynthia lächelnd.
    Er schüttelte den Kopf. »Im Ernst, das mit uns hat kein gutes Ende genommen. Es kam zu Verletzungen, Besteck war auch mit im Spiel. Ich bin selbst im Krankenhaus gelandet. Das Mädel hat so was an sich …« Sein Blick verschwamm. »Aber im Bett ist sie toll«, fügte er noch hinzu. »Eine Wahnsinnsfigur, und unglaublich gelenkig ist sie auch.«
    Cynthia hob abwehrend die Hand. »Bevor wir das unnötig vertiefen, verrat mir doch einfach ihren Namen …«
    Er seufzte. »Na gut. Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt. Sie heißt Simone. Simone Dawson.«
    Cynthia rief Simone im Krankenhaus an. Im Hintergrund hörte sie Notaufnahme-Chaos. Ein Mann schrie: »Sie hat mich gebissen! Die Schlampe hat mich doch tatsächlich gebissen!« Dann kreischte eine Frauenstimme: »Er hat meinen Hamster ermordet!« Cynthia fragte sich, ob die beiden Ereignisse in einem kausalen Zusammenhang standen.
    »Hallo, ich heiße Cynthia Wills«, rief sie, um das Geschrei im Hintergrund zu übertönen. »Ein … äh … gemeinsamer Bekannter hat mir Ihre Nummer gegeben. Ich möchte Sie um einen kleinen Gefallen bitten und hoffe, Sie können mir helfen. Es geht um einen ehemaligen Patienten von Ihnen. Vielleicht können wir uns bei einem Drink darüber unterhalten?«
    »Wer genau ist dieser gemeinsame Bekannte?«
    »Äh, ein Exfreund von Ihnen.« Sie räusperte sich. »Joe.«
    Zu ihrem Erstaunen wurde das mit lautem Gelächter quittiert. »Der irische Vollidiot! Sie wissen nicht zufällig, ob die Narbe an seinem Hintern jemals geheilt ist? Es würde mich freuen zu hören, dass er fürs Leben gezeichnet ist.«
    »Keine Ahnung. Ich habe seinen Hintern noch nicht zu Gesicht bekommen.«
    »Damit dürften Sie zu einer Minderheit der weiblichen Bevölkerung Londons gehören.«
    Cynthia wusste nicht recht, ob Simone verbittert oder belustigt klang. Vermutlich beides. Irgendjemand flüsterte etwas im Hintergrund, und Cynthia schnappte das Wort »Tollwutimpfung« auf. »Hören Sie, Cynthia, ich muss weiterarbeiten. Worum geht es genau?«
    »Das würde ich Ihnen lieber unter vier Augen erklären. Könnten wir uns nach Feierabend in der All Bar One um die Ecke vom Krankenhaus treffen?«
    Simone zögerte. Im Hintergrund wurde erneut eine Männerstimme laut: »Diese gottverdammte Vampirin !«
    Sie seufzte ins Telefon. »Meine Nachtschicht ist bald zu Ende, und ich möchte eigentlich nur noch nach Hause. Aber wir könnten uns morgen Nachmittag treffen. Vier Uhr wäre … oh, Herrgott noch mal …« Die Leitung war tot.
    Cynthia wusste nicht genau, was sie erwartet hatte, aber auf keinen Fall das. Simone Dawson saß am Ende des Raumes. Sie war die einzige Frau ohne Begleitung in der von australischen Teenagern regelrecht überschwemmten Bar: ein weißblonder kurzer Pagenkopf, eine gepiercte Augenbraue und eine schwarze Lederjacke –

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