Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)
genau wollen Sie jetzt von mir?«
»Ich dachte, Sie könnten vielleicht einen Blick in Gibbons’ Patientenakte werfen und mir sagen, ob er sich wieder erholt hat. Ich will keinerlei Details wissen – nur, ob es ihm gut ging, als er das Krankenhaus verlassen hat.«
Simone musterte Cynthia mit zusammengekniffenen Augen. »Dahinter steckt doch mehr als nur die Sorge um ein menschliches Versuchskaninchen, hab ich recht?«
Dieser Frau konnte man wirklich nichts verheimlichen. Cynthia hatte der Ärztin nichts von Damiens merkwürdigem Verhalten erzählen wollen, weil ihr das irgendwie illoyal vorkam. Aber wenn sie sich nicht täuschte und Simone selbst Vorbehalte gegen 24/7 hatte, konnte das die Medizinerin unter Umständen dazu bewegen, ihr zu helfen. Nach kurzem Überlegen sagte Cynthia: »Mein Freund nimmt das Mittel, und ich habe Angst es könnten Nebenwirkungen bei ihm auftreten. Deshalb möchte ich wissen, ob bei dieser Studie irgendetwas schiefgelaufen ist. Oder noch schiefläuft.«
Simone sah sie lange an – sie schien mehr über Damiens Probleme wissen zu wollen. Doch als Cynthia hartnäckig schwieg, griff die Ärztin in ihre Jackentasche und zog einen Stift hervor.
»Geben Sie mir Ihre Telefonnummer«, sagte sie und nahm einen Bierdeckel. »Und das Datum, an dem Ihr Versuchskaninchen eingeliefert wurde. Ich kann nichts versprechen, aber ich werde mal sehen, ob ich etwas herausfinde.«
»Danke«, sagte Cynthia. »Das ist wirklich nett von Ihnen.«
Simone sah sie düster an. »Mit Nettigkeit hat das nichts zu tun.«
30
Der Anruf kam schon am nächsten Nachmittag. Cynthia kehrte gerade aus der Teeküche zurück, als sie sah, dass ihr Handy auf dem Schreibtisch vibrierte. Sie konnte es gerade noch auffangen, bevor es über die Kante rutschte.
»Scheiße!«, sagte Simone anstelle einer Begrüßung. »Entschuldigung, mir ist das Handy runtergefallen. Also, ich habe mich mal nach der Patientenakte von diesem Gibbons umgesehen …«
»Oh, das ist ja … und?« Cynthia ließ sich auf ihren Stuhl sinken und hielt sich das andere Ohr zu, um den Redaktionslärm auszublenden.
»Und gar nichts. Er ist nie hier gewesen. Es gab keinen Martin Gibbons, Marty Gibbons, Funky Gibbons oder Gibson Martini.«
Cynthia runzelte die Stirn. Das war doch unmöglich. »Vielleicht habe ich mich im Datum geirrt?«, fragte sie zaghaft.
»Wahrscheinlich«, sagte Simone. »Deshalb habe ich den ganzen Monat überprüft, und jetzt raten Sie mal: Von einem Gibbons fehlt jede Spur. Also schließe ich daraus, dass die Frau Journalistin das falsche Krankenhaus erwischt hat.«
Cynthia dachte kurz nach. »Er hatte … psychische Probleme. Vielleicht haben sie ihn woanders hingebracht. An einen Ort, wo man besser auf solche Fälle vorbereitet ist.«
»Wir haben hier die beste Freak Show im ganzen Land«, sagte Simone leicht beleidigt. »Selbst wenn wir nicht dasnächstgelegene Krankenhaus wären – wir wären die erste Wahl. Ich an Ihrer Stelle würde … Hey!« Gedämpftes Geschrei und ein Hupen ertönten. »Tut mir leid, irgend so ein Arsch hat mich ausgebremst. Also, wo waren wir stehen geblieben?«
Cynthia war überrascht. »Sie sitzen im Auto?«
»Auf dem Fahrrad. Also, sind Sie sich da ganz sicher? Hat Ihre Quelle wirklich mitangesehen, wie der Typ mit dem Krankenwagen abtransportiert wurde?«
»Nein«, musste Cynthia zugeben. »Ich wüsste nur nicht, wo er sonst sein sollte.« Sie runzelte die Stirn. »Ich frage mich, was mit ihm passiert ist.«
»Tja, was es auch war – wir hatten nichts damit zu tun.« Und die Leitung war tot.
Cynthia starrte auf ihr stummes Handy, während sie immer nervöser wurde. Fehlende Unterlagen waren schon verdächtig genug, aber ein vermisster Mensch? Sie dachte kurz nach, bevor sie sich zu ihrem Computer umdrehte und das Londoner Telefonbuch aufrief. Energisch tippte sie eine Nummer in ihr Telefon. Wenn hier jemand Personen aufspüren konnte, dann sie! Sie würde ein für alle Mal herausfinden, was Mr Gibbons zugestoßen war.
Vier Stunden später knallte Cynthia frustriert den Hörer auf die Gabel. Keiner der Gibbons’ aus dem Londoner Telefonbuch hatte einen Verwandten mit Vornamen Martin, der in Hackney lebte. Sie hatte den Polizeireporter vom Sentinel den Namen in die Datenbank eingeben lassen, für den Fall, dass Gibbons vorbestraft war, jedoch ohne Erfolg. Sie hatte sogar einen Freund bei einer Kreditfirma recherchieren lassen – vergebens. Wenn tatsächlich ein Martin Gibbons in
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