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Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Titel: Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Parsons
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Stunde Zeit, bevor ihre nächste Tagschicht begann. Wie zum Teufel sollte sie zweiunddreißig Stunden durcharbeiten, ohne zu schlafen? Und wenn sie auch nur gähnte, würde sie das sofort verraten.
    Sie näherte sich dem Camden Market. Es war ein kalter, regnerischer Abend, die dunklen Wolken hingen tief am Himmel. Ihr fiel nur eine Lösung ein: die Kapsel in ihrer Handtasche. Cynthia schlug den Kragen hoch und zog den Kopf ein wie eine Schildkröte, die sich in ihrem Panzer verschanzt. Vielleicht wollte ihr das Universum mitteilen, dass es an der Zeit war, ihre Tablettenphobie ein für alle Mal hinter sich zu lassen, zu shiften und damit basta. Immerhin hatten sich all ihre 24/7 betreffenden Ängste als unbegründeterwiesen: Zehn Monate, nachdem es in den Handel gelangt war, waren immer noch keine Nebenwirkungen festgestellt worden. Außerdem war das Mittel jetzt legal. Und eine einmalige Einnahme von 24/7 musste ja nicht zwangsläufig ihr Leben verändern. Gut, sie hatte noch nie von jemandem gehört, der nach der ersten Dosis aufgehört hatte, aber das hieß nicht, dass es unmöglich war. Sie konnte die Ausnahme sein, die die Regel bestätigte.
    Diese Überlegungen waren eine gespenstische Erinnerung an ihren letzten Streit mit Damien, und sie stöhnte innerlich. Verdammt noch mal, sie wollte dieses Zeug einfach nicht schlucken! Und an Damien wollte sie auch nicht mehr denken. Er fehlte ihr bloß immer noch so schrecklich …
    Da kam ihr noch ein Gedanke, und sie blieb wie angewurzelt stehen. Vielleicht gab es eine andere Lösung, einen Kompromiss, der es ihr erlaubte, länger auf Schlaf zu verzichten, ohne ihn gleich ganz abzuschaffen. Eine Lösung, die ihr half, die Kluft zwischen Shiftern und Schläfern tatsächlich eingehend zu erforschen. Cynthia machte kehrt und marschierte zu dem Mann auf der Brücke. Sie konnte nur hoffen, dass er ihre Begegnung von neulich schon vergessen hatte. Mal ganz im Ernst: Sehe ich so aus, als würde ich Drogen nehmen?
    »Hallo, Schätzchen«, sagte er amüsiert. »Was kann ich für dich tun?«
    »Ich hätte gern etwas Speed«, flüsterte sie und sah dabei möglichst unauffällig in eine andere Richtung.
    Der Dealer lachte und flüsterte seinerseits mit kaum wahrnehmbaren Lippenbewegungen: »Wie viel darf’s denn sein?«
    Sie merkte, dass er sie auf den Arm nahm, und wurde rot. »Äh … ein Gramm. Wie viel kostet das?«
    »Sechzig Pfund.«
    »Was? Das kommt mir aber teuer vor. Dafür kriege ich ja schon ein Gramm Koks.«
    Erfreut sah sie, wie sich so etwas wie Erstaunen auf seinem Gesicht abzeichnete. Sie kannte die gängigen Preise seit dem Artikel, den sie über Drogen geschrieben hatte. Schon schien der Rastamann sie ernster zu nehmen. Er trat an den Rand der Brücke und schaute über den Kanal. Cynthia brauchte einen Moment, bis sie begriff, dass sie sich neben ihn stellen sollte.
    »Der Preis ist wegen 24/7 gestiegen. Speed ist in letzter Zeit ziemlich beliebt. Wegen all der Leute, die nicht schlafen.«
    »Wirklich? Aber … warum denn? Was wollen denn Shifter mit Speed?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht die Shifter – die Schläfer. Damit sie mit den Shiftern mithalten können.« Er musterte sie aus dem Augenwinkel und lächelte, wobei strahlend weiße Zähne aufblitzten. »Manche nehmen es sogar, um selbst als Shifter durchzugehen.«
    Cynthia errötete noch heftiger. Sie starrte aufs Wasser, wo ein Kanalboot Passagiere an der Treppe entließ, die zum Markt hinaufführte. Was machte sie hier eigentlich? Sie verhandelte über den Preis einer Droge, damit sie so tun konnte, als nähme sie eine andere. Der reine Wahnsinn. Am besten, sie ging, und zwar sofort, bevor sie noch irgendeinen Unsinn anstellte.
    »Vierzig Pfund«, sagte sie stattdessen mit fester Stimme. »Sechzig ist zu viel.«
    Der Dealer lachte leise. »Du gefällst mir! Und du bist von hier, deshalb mache ich dir einen Spezialpreis. Einen Einstiegspreis: fünfundvierzig Pfund. Aber das nächste Mal gibt’s keinen Rabatt mehr. Ich bin Geschäftsmann.«
    Es wird kein nächstes Mal geben, dachte Cynthia, während sie diskret ein paar Geldscheine gegen einen Briefumschlag tauschte. Damit erkaufe ich mir nur die Zeit, die ich brauche, um meine Recherchen abzuschließen und einfür alle Mal zu beweisen, dass Schläfer in unserer Gesellschaft ernsthaft in Schwierigkeiten sind.
    Es war kurz nach acht Uhr morgens, als Cynthia gegenüber ihrer Wohnung parkte. Ihre Augen brannten, und sie war immer noch etwas flatterig

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