Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)
für ein Idiot! Du bist mit jemandem zusammen, stimmt’s? Mit einem anderen Shifter, der dich überzeugt hat, die Seiten zu wechseln? Deshalb hast du mich nicht angerufen, um mir davon zu erzählen.«
»Nein, nein. Es gibt keinen anderen.« Sie griff erneut nach seiner Hand. »Glaubst du ernsthaft, ich würde für einen anderen als dich 24/7 nehmen?«
»Was wolltest du mir dann erzählen?«
»Ich …« Sie verstummte und biss sich auf die Unterlippe. »Ich bin immer noch nicht über unsere Trennung hinweg. Ich habe es mit anderen versucht, aber es hat nicht funktioniert.«
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Ich bin auch noch nicht über unsere Trennung hinweg«, sagte er leise. »An dich kommt einfach keine andere heran.«
Tränen traten ihr in die Augen, und eine unbändige Freudeerfasste sie. Eine Stimme in ihrem tiefsten Innern sagte ihr, dass sie aufrichtig sein musste, ihre Beziehung nicht auf einer Lüge neu aufbauen durfte. Aber es war, als würde sie gegen den Wind anschreien – ein winziger Laut, der sofort vom Wirbelsturm ihrer Gefühle fortgerissen wurde.
Sie hatte Damien zurück. Nur darauf kam es an. Sie beide gehörten zusammen. Alles andere würde sich finden.
27
Ich richtete mich langsam auf. Katrinas Typ ging jetzt weg. Ich wartete ein Stück weiter vorn neben dem Pfad, duckte mich in den Schatten und beobachtete ihn, als er die paar Stufen, die vom Kanal wegführten, hochstieg. Dann verschwand er, und sie war allein unter der Brücke.
Ich rannte auf sie zu. Alles um mich herum begann sich zu drehen, wie auf einem Karussell. Es war eine düstere, furchtbare Fahrt. Sie sah mich nicht kommen, weil sie viel zu sehr damit beschäftigt war, den kurzen nuttigen Rock runterzuschieben, den sie extra für den anderen angezogen hatte.
»Katrina«, flüsterte ich. Aber nicht mit der liebevollen Stimme, die sie kannte – oh nein. Die Zeiten waren ein für alle Mal vorbei. Sie fuhr herum und sah mein Gesicht. Sofort riss sie ganz weit die Augen auf, weil ich sie auf frischer Tat ertappt hatte. Sie öffnete den Mund, als ob sie etwas sagen oder schreien wollte. Aber ich gab ihr erst gar nicht die Gelegenheit dazu. Ich legte meine Hände um ihre Kehle und drückte zu, stoppte die widerlichen Lügen, bevor sie rauskonnten.
In meinen Ohren rauschte es, laut wie der Ozean. Meine Finger drückten immer fester in ihren Hals, bis zu den Knochen. Sie wehrte sich, ihre Nägel zerschrammten meine Wange, es tat weh. Aber mein Zorn füllte mich ganz aus und gab mir Riesenkräfte. Nach einer Weile rührte Katrina sich nicht mehr und hing schwer und schlaff in meinen Armen.
Da ließ ich sie los. Sie glitt zu Boden und blieb einfach liegen. Mein Zorn brandete aus mir heraus wie eine großeWelle, die mich erfasst hatte und jetzt wieder ins Meer zurückrollte. Ich stand im Dunkeln auf dem Pfad, blinzelte und versuchte zu begreifen, was passiert war.
Irgendwas stimmte nicht mit mir, denn mein Gedächtnis funktionierte nicht mehr. Ich wusste, dass ich Streit mit Katrina gehabt hatte, aber nicht, worum es dabei gegangen war. Wie waren wir nur so weit weg von zu Hause gelandet? Und warum lag sie da auf dem Boden? Ich stupste sie vorsichtig an.
»Komm, Katrina, lass uns nach Hause gehen!«
Sie rührte sich nicht. Mich beschlich ein schlimmes Gefühl: So als wüsste ein kleiner Teil von mir ein furchtbares Geheimnis und würde es vor dem Rest von mir verbergen. Ich zog meine Frau hoch und legte ihren Arm über meine Schultern. Sie hing einfach nur schlaff an mir herunter und rührte sich nicht. Ich sagte mir, dass das ihre Narkolepsie sein musste, die auf einmal wieder da war. In ein paar Minuten würde sie aufwachen, und alles wäre wie immer.
Dann sprang die Zeit hin und her, wie ein Tonarm auf einer alten, verkratzten Schallplatte. Und ich sah plötzlich alles ganz genau vor mir: den im Schatten daliegenden Pfad. Die dünne Mondsichel auf Wasser, die an beiden Enden spitz zulief. Leere Marktstände, die aussahen wie Skelette winziger Häuser. Als die Zeit wieder normal ablief, war ich mit Katrina irgendwo auf dem Camden Market. Ihr Gewicht lastete schwer auf mir, meine Arme taten schrecklich weh. So langsam bekam ich Panik, denn mir dämmerte, dass ich etwas Schlimmes getan hatte. Schlimmer als schlimm. Ich zermarterte mir das Gedächtnis, wusste aber nicht, was.
Ich schleifte Katrina zu einem Marktstand aus Holzbrettern und schob sie hinein.
»Bist du wach, Liebling?«, fragte ich und strich ihr übers
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