Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
was? Du bist total schmutzig. Wie kannst du erwarten, mir Freude zu bereiten, wenn du so stinkst?«
    Sie schaute ihn flehend an. Binde mich los, bitte. Nimm das Klebeband von meinem Mund. Ich tue alles. Ich werde mich nicht wehren, ich tue alles. Bitte. Ich tue, was du willst, aber lass mich danach gehen. Abgemacht? Einverstanden?
    Plötzlich musste sie dringend pinkeln, obwohl sie seit einer Ewigkeit nichts getrunken hatte und ihre Zunge schon ganz pelzig war. Wie spät war es wohl? Sie tippte auf Morgen, da vor einigen Minuten Licht ins Innere des Busses gefallen war.
    »Ich bin zum Sonntagsessen verabredet«, sagte er. »Ich habe keine Zeit, dich sauber zu machen, also werde ich später zurückkommen. Leider kann ich dich nicht mitnehmen. Hast du Hunger?«
    Wieder leuchtete er ihr mit der Taschenlampe ins Gesicht.
    Sie flehte mit den Augen um Wasser. Versuchte, das Wort in ihrem verschlossenen Mund, in ihrer Kehle zu bilden, brachte aber nur ein lang gezogenes Stöhnen hervor.
    Sie gierte verzweifelt nach Wasser. Zitternd versuchte sie, ihre Blase zu kontrollieren.
    »Ich kann dich nicht verstehen – willst du mir guten Appetit wünschen?«
    Erneutes Stöhnen.
    »Wie lieb von dir!«
    Wieder flehte sie mit Blicken. Wasser. Wasser.
    »Wahrscheinlich willst du Wasser haben. Ich wette, dass du das meinst. Es gibt nur ein Problem. Wenn ich dir Wasser gebe, wirst du wieder in die Hose machen, was?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein? Gut, das werden wir sehen. Wenn du mir versprichst, ein ganz braves Mädchen zu sein, bringe ich dir vielleicht welches.«
    Sie versuchte immer noch verzweifelt, ihre Blase zu kontrollieren, doch als die Tür zugeschoben wurde, wusste sie, dass sie es nicht schaffen würde.

106
Jetzt
Sonntag, 18. Januar
    Der Lawn Memorial Cemetery in Woodingdean lag hoch am östlichen Stadtrand von Brighton und bot eine herrliche Aussicht auf den Ärmelkanal. Nicht dass die Bewohner des Friedhofs etwas davon gehabt hätten, dachte Roy Grace grimmig, als er aus dem langen blauen Zelt in den frischen Wind trat und hinüber zum kleineren Umkleide- und Erfrischungszelt ging. Sein blauer Papieranzug mit der Kapuze war bis zum Hals geschlossen.
    Der Coroner hatte recht gehabt, was die Bürokratie bei einer Exhumierung betraf. Die Ausstellung der Erlaubnis war das geringste Problem. Viel schwieriger war es, früh am Sonntagmorgen das erforderliche Team zusammenzutrommeln.
    Es gab eine Firma, die sich auf Exhumierungen spezialisiert hatte. Sie war vor allem dafür zuständig, im Auftrag von Bauunternehmen Massengräber zu verlegen, und kümmerte sich um entweihte Kirchen. Wollte man die horrenden Sonntagszuschläge vermeiden, könnten sie jedoch erst am nächsten Tag mit der Arbeit beginnen.
    Grace war jedoch nicht bereit zu warten. Er hatte seinen ACC angerufen, der ihm eine Übernahme der Kosten zusicherte.
    Das versammelte Team, mit dem er sich vor einer Stunde im Revier an der John Street beraten hatte, war eindrucksvoll. Zwei Kollegen von der Spurensicherung, darunter auch ein Kriminalfotograf; fünf Mitarbeiter der Spezialfirma; eine Dame von der Umweltbehörde, die äußerst ungern ihren Sonntag opferte; ein Mitarbeiter des Gesundheitsamtes und, da es sich um geweihten Boden handelte, auch ein Geistlicher. Außerdem hatte er die forensische Archäologin Joan Major und Glenn Branson kommen lassen, der sich um mögliche Schaulustige kümmern sollte. Michael Foreman hatte er zum offiziellen Beobachter ernannt.
    Cleo, ihr Stellvertreter Darren Wallace und Walter Hordern, der für die städtischen Friedhöfe zuständig war und gewöhnlich den diskreten dunkelgrünen Lieferwagen des Leichenschauhauses steuerte, waren ebenfalls zugegen. Zwei Leute hätten ausgereicht, doch da kein Mitarbeiter des Leichenschauhauses schon einmal bei einer Exhumierung gewesen war, waren alle drei freiwillig gekommen. Offenbar bekamen sie einfach nicht genug von Leichen. Manchmal fragte er sich, was das über Cleos Liebe zu ihm aussagte.
    Doch nicht nur die Mitarbeiter des Leichenschauhauses waren neugierig gewesen. Sein Telefon hatte den ganzen Morgen geklingelt, weil Kollegen wissen wollten, ob sie zuschauen dürften. Vielen bot sich die Gelegenheit nur einmal im Leben, doch er hatte aus Platzgründen abgelehnt. Am liebsten hätte er, nervös und gereizt wie er war, hinzugefügt, dass dies keine Zirkusvorstellung sei.
    Es war vier Uhr nachmittags und eiskalt. Mit einem Teebecher in der Hand trat er aus dem Zelt. Es wurde schnell

Weitere Kostenlose Bücher