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Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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dunkel, und das Licht der Scheinwerfer, die um das Grab platziert waren, beleuchtete den Weg zu dem Zelt, das man über dem Grab von Molly Glossop errichtet hatte.
    Außerdem war der Bereich durch einen doppelten Polizeikordon abgeriegelt. Alle Zugänge zum Friedhof wurden von einem Beamten bewacht, und die Öffentlichkeit hatte bisher eher neugierig als entrüstet reagiert. Eine zweite Polizeiabsperrung verlief um die beiden Zelte. Die Presse hatte den Friedhof nicht betreten dürfen.
    Das Team im Hauptzelt näherte sich dem Boden des Grabes, davon zeugte der Gestank. Der Geruch des Todes war der schlimmste auf der Welt, dachte er immer. Hier draußen an der Luft war er deutlich zu spüren. Es stank wie ein Abflussrohr, das nach einer langen Blockade gereinigt wird; wie verdorbenes Fleisch in einem Kühlschrank, nachdem im Sommer zwei Wochen lang der Strom ausgefallen ist. Es war ein schwerer, durchdringender Geruch, der die eigenen Lebensgeister mit sich in den Boden zu saugen schien.
    Keiner der Fachleute hatte ihm sagen können, in welchem Zustand sich die Leiche befinden würde. Es gab zu viele Variablen. Sie wussten nicht, ob sich überhaupt eine Leiche darin befand und wenn ja, wie lange sie darin gelegen hatte oder wie lange sie tot gewesen war, bevor man sie begrub. Die Feuchtigkeit spielte ebenfalls eine wichtige Rolle. Dies hier war ein hoch gelegener Kreideboden, der sich über dem Grundwasserspiegel befand und ziemlich trocken sein dürfte. Der Geruch kündigte an, dass sie in kurzer Zeit mehr erfahren würden.
    Er trank seinen Tee aus und wollte ins Zelt zurückkehren, als sein Handy klingelte. Es war Kevin Spinella.
    »Hat der heißeste Reporter des Argus etwa am Sonntag verschlafen?«, begrüßte ihn Grace. Der Wind donnerte, und der große tragbare Generator, der in der Nähe stand, dröhnte.
    »Entschuldigung!«, brüllte der Reporter. »Ich kann Sie nicht verstehen!«
    Grace wiederholte seine Worte.
    »Ehrlich gesagt, habe ich eine Tour über die örtlichen Friedhöfe unternommen, um Sie zu finden. Darf ich vorbeikommen?«
    »Klar doch. Kaufen Sie eine Grabstelle, und lassen Sie sich von einem Bus überfahren.«
    »Hahaha! Ich meinte jetzt.«
    »Nein, bedauere.«
    »Gut, was haben Sie für mich?«
    »Nicht sehr viel. Rufen Sie mich in einer Stunde nochmal an.«
    »Verzeihung, aber ich dachte, Sie suchen nach einer jungen Frau, die seit gestern Abend vermisst wird. Jessie Sheldon. Warum graben Sie stattdessen eine 80-jährige aus?«
    »Sie tun Ihre Arbeit, indem Sie Informationen ausgraben, und manchmal grabe ich eben auch.« Wieder fragte er sich, woher der Reporter sein Wissen bezog.
    Plötzlich tauchte Joan Major aus dem Hauptzelt auf und winkte ihm. »Roy!«
    Er hängte ein.
    »Sie haben den Sarg erreicht! Gute Neuigkeiten, er ist intakt. Und auf der Plakette steht Molly Winifred Glossop. «
    Grace folgte ihr ins Zelt. Der Gestank war entsetzlich, und er atmete durch den Mund, sowie die Zeltklappe hinter ihm zugefallen war. Es sah aus wie an einem Filmset, grelle Scheinwerfer, die um das Grab und den aufgeworfenen Erdhügel standen. Mehrere Videokameras zeichneten alles auf.
    Die meisten litten unter dem Gestank, nur nicht die vier Mitarbeiter der Specialist Search Unit, die weiße Schutzanzüge mit Atemapparat trugen. Zwei von ihnen knieten auf dem Sargdeckel und bohrten schwere Haken in die Seiten, an denen die Hebevorrichtungen befestigt würden. Die beiden anderen brachten diese gerade in etwa einem Meter Höhe über dem Grab in Stellung.
    Joan Major übernahm jetzt die Grabungsarbeit und legte in der nächsten Stunde sorgfältig die Seiten des Sarges und einen Teil der Unterseite frei, damit dort die Gurte angebracht werden konnten. Sie tütete vorsichtig Erdproben ein, die später auf mögliche ausgetretene Flüssigkeiten untersucht werden sollten.
    Als sie fertig war, befestigten zwei der Spezialisten Seile an den vier Haken und spannten sie unter dem Sarg. Dann kletterten sie aus dem Grab. »Fertig«, sagte der eine.
    Alle wichen zurück.
    Der Polizeikaplan trat vor, in der Hand ein Gebetbuch. Er bat um Stille und las ein kurzes, überkonfessionelles Gebet, mit dem er denjenigen, der im Sarg lag, wieder über der Erde willkommen hieß.
    Grace fand das Gebet seltsam anrührend, als begrüßte man damit einen verschollen geglaubten Reisenden.
    Die anderen Mitglieder des Teams zogen an einem starken Seil. Einen kurzen, besorgniserregenden Moment lang tat sich nichts. Dann erklang ein

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