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Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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dem Haare und Nägel noch lange nach dem Tod weiterwuchsen. In Wahrheit jedoch zog sich einfach nur die Haut zusammen – das war alles. Beim Tod brach der gesamte Stoffwechsel zusammen, und die Parasiten im Körper nutzten die Tatsache aus, dass das Gehirn nicht länger Antikörper aussandte, um sie zu vernichten. Während die Haut allmählich schrumpfte und von innen aufgefressen wurde, wurden Haare und Nägel immer weiter freigelegt.
    »Oh, mein Gott!«, rief Nadiuska plötzlich aus. »Was haben wir denn hier?«
    Grace drehte sich ruckartig um. In ihrer behandschuhten Hand hielt sie ein kleines Metallinstrument mit dünnem Griff. Daran baumelte etwas. Zuerst hielt er es für ein Stückchen Fleisch.
    Als er genauer hinschaute, erkannte er, was es wirklich war.
    Ein Kondom.

109
Jetzt
Sonntag, 18. Januar
    Er riss das Klebeband ab, das Jessies Mund bedeckte. Als er die letzte Schicht von Haut, Lippen und Haaren zog, stöhnte sie vor Schmerz. Dann sog sie gierig die Luft ein. Erleichterung durchflutete sie, wenn auch nur vorübergehend.
    »Schön, dich endlich richtig kennenzulernen«, sagte er mit leiser Stimme durch den Schlitz in seiner Maske. Er schaltete die Innenbeleuchtung an, so dass sie ihn zum ersten Mal richtig anschauen konnte. So wie er dasaß und auf sie herunterblickte, wirkte er nicht besonders groß oder stark, auch wenn er von Kopf bis Fuß in machohaftes Motorradleder gekleidet war. Die Maske aber machte ihr Angst. Auf dem Boden lag sein Helm, die schweren Handschuhe steckten darin. An den Händen trug er jetzt Chirurgenhandschuhe.
    »Durstig?«
    Er hatte sie mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt, die Fesseln aber nicht entfernt. Verzweifelt schaute sie zu der offenen Wasserflasche, die er ihr hinhielt, und nickte. »Bitte.« Ihr Mund war so trocken, dass sie kaum sprechen konnte. Dann wanderten ihre Augen zu dem gezackten Jagdmesser, das er in der anderen Hand hielt. Eigentlich hätte er es gar nicht gebraucht, so verschnürt wie sie war.
    Natürlich könnte sie ihn treten. Sie könnte die Knie anziehen, die Beine ruckartig strecken und ihm richtig weh tun. Aber was würde ihr das nützen? Er wäre höchstens wütend und würde ihr womöglich noch schlimmere Dinge antun, als er ohnehin plante.
    Nein, sie musste auf der Hut sein. Aus ihrer Zeit als Krankenschwester wusste sie, wo die verletzlichen Stellen waren; und beim Kickboxen hatte sie gelernt, wie man den Gegner mit einem gezielten Tritt vorübergehend außer Gefecht setzen konnte.
    Falls sie die Chance bekäme.
    Es würde nur eine geben. Und die durfte sie auf keinen Fall vermasseln.
    Durstig kippte sie das Wasser hinunter, trank gierig, bis es über ihr Kinn floss. Sie verschluckte sich und musste husten. Danach trank sie weiter, noch immer ausgedörrt. Sie bedankte sich und lächelte, als wäre er ihr bester Freund. Sie musste irgendwie eine Beziehung zu ihm herstellen.
    »Bitte tun Sie mir nicht weh«, krächzte sie. »Ich mache, was Sie wollen.«
    »Ja«, sagte er. »Das weiß ich.« Er beugte sich vor und hielt ihr das Messer vors Gesicht. »Es ist scharf. Willst du wissen, wie scharf?« Er drückte die flache Seite der kalten Stahlklinge an ihre Wange. »So scharf, dass du dich damit rasieren könntest; du könntest deine ganzen widerlichen Körperhaare damit abrasieren; vor allen Dingen dein Schamhaar, das mit Urin getränkt ist. Weißt du, was ich sonst noch damit machen könnte?«
    Die ganze Zeit über hielt er die Klinge an ihr Gesicht. Sie zitterte vor Angst und flüsterte: »Nein.«
    »Ich könnte dich beschneiden.«
    Er ließ seine Worte wirken.
    Sie sagte nichts. Dachte fieberhaft in alle Richtungen. Verbindung. Muss eine Verbindung zu ihm herstellen. »Wieso?«, fragte sie. Es sollte freundlich klingen, kam aber als Keuchen hervor. »Ich meine, wieso sollten Sie das tun?«
    »Macht man das nicht mit allen jüdischen Jungen?«
    Sie nickte und spürte, wie die Klinge allmählich in ihre Haut drang, knapp unter dem rechten Auge. »Tradition.«
    »Aber nicht bei Mädchen?«
    »Nein. In manchen Kulturen, aber nicht bei den Juden.«
    »Wirklich nicht?«
    Die Klinge drückte jetzt so heftig zu, dass sie es nicht wagte, den Kopf zu bewegen. »Nein.« Sie hauchte es, das Wort blieb ihr vor lauter Entsetzen in der Kehle stecken.
    »Wenn man eine Frau beschneidet, verhindert man, dass sie sexuelle Lust empfindet. Eine beschnittene Frau kann keinen Orgasmus haben und versucht bald auch nicht mehr, einen zu bekommen. Mit anderen Worten,

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