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Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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sie versucht auch nicht mehr, ihrem Mann untreu zu sein. Wusstest du das?«
    Wieder wollte die Antwort nicht aus ihrer Kehle heraus. »Nein«, hauchte sie.
    »Ich weiß, wie man das macht. Ich habe mich damit beschäftigt. Du möchtest nicht, dass ich dich beschneide, oder?«
    »Nein.« Ein schwaches Flüstern. Sie bebte am ganzen Körper und versuchte, ruhig zu atmen, sich zu fassen. Klar zu denken. »Sie brauchen mir das nicht anzutun«, sagte sie etwas lauter. »Ich werde ein braves Mädchen sein, das verspreche ich.«
    »Würdest du dich für mich waschen?«
    »Ja.«
    »Überall?«
    »Ja.«
    »Würdest du dir das Schamhaar für mich abrasieren?«
    »Ja.«
    Er hielt noch immer das Messer an ihre Wange. »Ich habe Wasser hier im Bus, warmes fließendes Wasser. Seife. Einen Schwamm. Ein Handtuch. Einen Rasierer. Du darfst dich ganz ausziehen, damit du dich reinigen kannst. Und dann spielen wir mit dem Schuh.« Er deutete mit der Wasserflasche zu Boden. »Kennst du den? Genau wie das Paar, das du am Mittwoch bei Marielle Shoes in Brighton gekauft hast. Eine Schande, dass du einen von deinen aus dem Bus gestoßen hast, sonst hätten wir ein Paar zum Spielen. Aber mit einem bekommen wir auch Spaß, oder?«
    »Ja«, sagte sie und fügte betont fröhlich hinzu: »Ich liebe Schuhe. Sie auch?«
    »Ja, sehr. Die mit den hohen Absätzen. Die Frauen als Dildo benutzen können.«
    »Als Dildo? Sie meinen, bei sich selbst?«
    »Ja, das meine ich.«
    »Ist es das, was Sie gerne machen?«
    »Ich sage dir, was ich gerne mache, wenn ich dazu bereit bin«, fauchte er unvermittelt. Sein Zorn war aus dem Nichts gekommen. Dann nahm er das Messer von ihrer Wange und fing an, das Klebeband an ihren Knien zu durchtrennen.
    »Ich möchte dich warnen, Jessie«, sagte er, plötzlich wieder freundlich. »Ich möchte nicht, dass etwas uns den Spaß verdirbt. Bei unserer kleinen Sitzung, meine ich.«
    Sie schürzte die Lippen und nickte, bemühte sich um ein Lächeln.
    Er hielt ihr die Klinge genau vor die Nase. »Falls du versuchst, mir wehzutun oder wegzulaufen, werde ich dich wieder fesseln, aber diesmal unten ohne, verstanden? Und dann werde ich dich beschneiden. Damit du dich in deinen Flitterwochen mit Benedict an mich erinnerst. Und jedes Mal, wenn ein Mann mit dir schläft, bis ans Ende deines Lebens. Stell dir nur vor, was dir entgehen würde. Kapiert?«
    »Ja«, hauchte sie.
    Aber sie dachte angestrengt nach.
    Er war nicht stark. Er war nur ein Schulhofschläger.
    Sie war in der Schule gemobbt worden. Wegen ihrer gebogenen Nase und weil sie das reiche Mädchen war, das von seinen Eltern in einem schicken Auto abgeholt wurde. Aber sie hatte gelernt, damit umzugehen. Schulhofschläger erwarteten, dass alles nach ihrer Nase ging. Sie waren nicht darauf vorbereitet, dass jemand ihnen die Stirn bot. Einmal hatte sie Karen Waldergrave, die Schlimmste von ihnen, während eines Spiels mit ihrem Hockeyschläger aufs Knie geschlagen. Sie hatte so hart getroffen, dass sie ihr die Kniescheibe zerschmettert hatte und eine Prothese eingesetzt werden musste. Natürlich war es ein Unfall. Ein bedauerlicher Unfall – so sahen es jedenfalls die Lehrer. Danach wurde sie nie wieder tyrannisiert.
    Wenn sie ihre Chance nutzte, würde auch dieser Mann sie nie wieder tyrannisieren.
    Er löste das Klebeband um ihre Knöchel. Als sie dankbar die Beine bewegte, um die Zirkulation anzuregen, drehte er den Hahn am Waschbecken auf. »Ich mache es dir schön warm!« Dann wandte er sich wieder zu ihr. »Ich mache jetzt deine Hände los, damit du dich für mich waschen und rasieren kannst. Du weißt, was ich dir gesagt habe.«
    Sie nickte.
    »Sag es laut.«
    »Ich weiß, was Sie mir gesagt haben.«
    Er schnitt die Fesseln an ihren Handgelenken durch und wies sie an, das Klebeband abzuziehen.
    Sie schüttelte die Hände, um wieder Gefühl darin zu bekommen, und riss das Klebeband ab. Die ganze Zeit hielt er das Messer in die Höhe und streichelte mit seinem behandschuhten Finger über die flache Seite der Klinge.
    »Wirf es auf den Boden«, sagte er, als sie mit den Klebestreifen in der Hand dastand.
    Er bückte sich, hob den Schuh vom Boden und gab ihn Jessie. »Riech mal!«
    Sie runzelte die Stirn.
    »Halt ihn unter die Nase. Genieß den Geruch!«
    Sie schnüffelte an dem frischen Leder.
    »Gut, was?«
    Einen Moment lang ruhten seine Augen nur auf dem Schuh. Sie bemerkte das Glitzern in ihnen. Er war abgelenkt, seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Schuh und nicht

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