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Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben
Autoren: Peter James
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spielen sah, hätte ich ihm am liebsten den Kopf abgerissen und damit Basketball gespielt.«
    »Du musst dich irgendwie unter Kontrolle bringen, Kumpel. Ich will nicht, dass du dir damit deine Karriere versaust.«
    Branson schaute hinaus in den Regen. »Was macht das schon? Ist doch sowieso alles egal«, sagt er düster.
    Roy Grace liebte diesen Kerl, diesen großen, gutmütigen, freundlichen Berg von einem Mann. Sie hatten sich vor einigen Jahren kennengelernt, als Glenn frisch zum Detective Constable befördert worden war. Grace hatte viele Gemeinsamkeiten erkannt. Den Antrieb, den Ehrgeiz. Und Glenn besaß auch die wichtigste Fähigkeit, die einen guten Polizisten ausmachte – eine große emotionale Intelligenz. Seither hatte Grace ihn unter seine Fittiche genommen. Doch angesichts seiner gescheiterten Ehe und der Unfähigkeit, sein Temperament zu zügeln, war Glenn kurz davor, alles zu zerstören.
    »Wer ist das?«, fragte Glenn und wechselte abrupt das Thema, als ein neues Lied begann.
    »Laura Marling.«
    Er hörte zu. »Hat man alles schon gehört.«
    »Von wem?«
    Branson zuckte mit den Schultern.
    »Ich mag sie«, sagte Grace trotzig.
    »Du hast eine Schwäche für Sängerinnen. Das ist dein Problem.«
    »Ich mag sie wirklich, okay?«
    »Du bist zu bedauern.«
    »Cleo mag sie auch«, konterte er. »Soll ich ihr sagen, dass du sie bedauerst?«
    Branson hob seine riesigen, glatten Hände. »Wow!«
    »Genau. Wow!«
    »Respekt«, erwiderte Branson, doch seine Stimme klang leise und humorlos.
    An diesem Feiertag war es kein Problem, einen Parkplatz zu finden, und sie folgten dem Weg, der um das Krankenhaus herumführte und bei den Müllcontainern zu enden schien.
    Hier war also das erste Spezialteam von Sussex, das sich mit Vergewaltigungsopfern befasste, untergebracht. Die engagierte Einheit, die kürzlich vom Chief Constable ins Leben gerufen worden war, verfolgte einen deutlich veränderten Ansatz im Umgang mit Vergewaltigungsopfern. Vor gar nicht allzu langer Zeit hatte man traumatisierte Vergewaltigungsopfer noch durch eine Polizeiwache geführt und häufig von zynischen männlichen Beamten befragen lassen. Das alles gab es nicht mehr, und dieses Zentrum war die neueste Entwicklung.
    Hier wurden die zutiefst traumatisierten Opfer von Beamtinnen und Psychologinnen betreut, die ihr Bestes taten, um sie zu schonen und es ihnen so angenehm wie nur möglich zu machen, während sie gleichzeitig das Ziel verfolgten, um jeden Preis die Wahrheit herauszufinden.
    Das größte Problem für die Beamtinnen bestand darin, dass die Opfer selbst als Tatort betrachtet wurden, da ihre Kleider und Körper möglicherweise entscheidende Spuren aufwiesen. Wie bei allen Ermittlungen war die Zeit von entscheidender Bedeutung. Viele Vergewaltigungsopfer benötigten Tage, Wochen oder sogar Jahre, bis sie zur Polizei gingen, und viele Angriffe wurden nie angezeigt, da die Frauen ihre qualvollsten Erfahrungen nicht noch einmal durchleben wollten.
     
    Grace klingelte. Eine Kollegin, deren Name ihm entfallen war, öffnete.
    »Frohes neues Jahr, Roy!«
    »Dir auch!« Er sah, wie sie Glenn anschaute, und zermarterte sich das Hirn nach ihrem Namen. Endlich!
    »Glenn, das ist Brenda Keys – Brenda, darf ich dir DS Glenn Branson vorstellen, einen meiner Kollegen aus der Abteilung Kapitalverbrechen.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Detective Sergeant.« Brenda Keys war ausgebildete Spezialistin für Befragungen und hatte schon mit Opfern gearbeitet, bevor man diese Einrichtung gründete. Sie war eine freundliche, intelligent wirkende Frau mit kurzem braunem Haar und großer Brille, die sich immer unauffällig und konservativ kleidete. Heute trug sie einen grauen Pullover mit V-Ausschnitt, Bluse und schwarze Hose.
    Grace hätte auch mit geschlossenen Augen erkannt, dass er sich in einer neuen Einrichtung befand. Alles roch nach neuem Teppich, frischer Farbe und hatte eine leicht beklemmende, schalldichte Atmosphäre.
    Der Empfangsraum war mit einem beigefarbenen Teppich ausgelegt, und an den cremefarbenen Wänden hingen bunte, gerahmte Fotos bekannter Strandansichten aus Sussex – Strandhütten auf der Promenade von Hove, die Jack-und-Jill-Windmühlen in Clayton, der Palace Pier. Es wirkte gut gemeint, als hätte jemand alle Mühe darauf verwandt, den Opfern eine Umgebung zu bieten, die von dem Grauen, das sie erlebt hatten, möglichst weit entfernt war.
    Sie ließen sich von Brenda Keys auf den neuesten Stand bringen.
    »Sie sind im
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