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Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben
Autoren: Peter James
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– wofür er sich wenig interessierte – oder Mädchen sprachen, bildeten sich meist zwei Gruppen: Die einen standen auf Titten, die anderen auf Beine. Doch Roy Grace konnte aufrichtig sagen, dass er Sandys hypnotische blaue Augen am meisten liebte.
    Er erinnerte sich an ihre erste Begegnung. Es war wenige Tage nach Ostern gewesen, und sein Vater war einen Monat zuvor an Darmkrebs gestorben. Bei seiner Mutter hatte man soeben Metastasen nach einem Brustkrebs festgestellt. Er war Polizeibeamter auf Probe und fühlte sich richtig mies. Einige Kollegen hatten ihn aufgefordert, mit ihnen zum Hunderennen zu gehen.
    Mit wenig Begeisterung war er im Greyhound-Stadion von Brighton and Hove aufgetaucht und hatte sich am Tisch einer wunderschönen, lebhaften jungen Frau wiedergefunden, deren Namen er sich leider nicht gemerkt hatte. Nach wenigen Minuten hatte sie sich zu ihm gebeugt und gesagt: »Ich habe einen Tipp bekommen! Man sollte immer auf den Hund setzen, der vor dem Rennen sein Geschäft erledigt!«
    »Sie meinen, man schaut hin, ob er vorher kackt?«
    »Sehr schlau. Sie könnten Detektiv sein!«
    »Noch nicht. Aber ich hoffe, bald einer zu werden.«
    Während er seinen Krabbbencocktail gegessen hatte, hatte er die Hunde, die zum ersten Rennen antraten, aufmerksam beobachtet. Nr. 5 hatte einen anständigen Haufen gelegt. Als das Mädchen vom Wettbüro herumging, hatte die Frau fünf Pfund auf das Tier gesetzt, und er hatte, um anzugeben, den Einsatz verdoppelt, was er sich eigentlich nicht leisten konnte. Der Hund war mit mindestens zehn Körperlängen Letzter geworden.
    Bei ihrem ersten Rendezvous drei Tage später hatte er sie, begleitet vom Echo der Brandung, im Dunkeln unter dem Palace Pier geküsst. »Du schuldest mir einen Zehner.«
    »Ich glaube, ich habe ein Schnäppchen gemacht!«, antwortete sie, wühlte in ihrer Handtasche und steckte ihm den Geldschein ins Hemd.
     
    Er schaute zu Sandy. Sie war noch schöner als bei ihrer ersten Begegnung. Er liebte ihr Gesicht, den Geruch ihres Körpers und ihrer Haare, ihren Humor und ihre Intelligenz. Er liebte auch, wie sie das ganze Leben umarmte. Natürlich war sie wütend gewesen, dass er Weihnachten Dienst hatte, aber sie verstand es, weil sie ihm den Erfolg wünschte.
    Das war sein Traum. Ihr gemeinsamer Traum.
    Da klingelte das Telefon.
    Sandy meldete sich und sagte kalt: »Ja, er ist hier.« Sie reichte ihm den Hörer.
    Er hörte zu und kritzelte eine Adresse auf die Rückseite einer Weihnachtskarte. »Ich bin in zehn Minuten da.«
    Sandy funkelte ihn an und schüttelte eine Zigarette aus dem Päckchen. Auf dem Bildschirm setzte Chevy Chase seinen Unsinn fort. »Herrgott nochmal, heute ist der erste Weihnachtstag!«, sagte sie und griff nach dem Feuerzeug. »Du machst es mir nicht gerade leicht mit dem Aufhören.«
    »Ich beeile mich. Ich muss kurz mit einem Zeugen sprechen. Der Mann hat gesehen, wie jemand in den frühen Morgenstunden eine Frau in einen Lieferwagen gestoßen hat.«
    »Wieso kannst du nicht morgen mit ihm sprechen?«, fragte sie schmollend.
    »Weil das Mädchen unter Umständen in Lebensgefahr ist.«
    Sie lächelte schief. »Na los, Detective Sergeant Grace. Geh hin und rette die Welt.«

13
Jetzt
Donnerstag, 1. Januar
    »Du wirkst heute Abend sehr zerstreut. Alles in Ordnung, Liebster?«, wollte Cleo wissen.
    Roy Grace saß auf einem ihrer riesigen roten Sofas, während Humphrey, der täglich größer und schwerer wurde, auf ihm saß. Der schwarze Welpe hatte es sich auf seinem Schoß bequem gemacht und zog an den Fäden der ausgebeulten Strickjacke, als wollte er sie völlig aufribbeln, bevor sein Herrchen etwas merkte. Der Plan schien aufzugehen, so sehr war Roy in die Akte der Operation Houdini vertieft.
    Der erste angezeigte sexuelle Übergriff hatte am 15. Oktober 1997 stattgefunden. Jemand hatte eine junge Frau in einer schmalen Gasse im North-Laine-Viertel überfallen. Ein Mann, der seinen Hund ausführte, war ihr zu Hilfe geeilt, bevor der Angreifer ihr den Slip ausziehen konnte, doch der Täter war mit einem ihrer Schuhe entkommen. Der nächste Zwischenfall traf eine Frau, die im selben Jahr einen Halloween-Ball im Grand Hotel besucht hatte. Sie war in einem Flur von einem als Frau verkleideten Mann überwältigt und am nächsten Morgen vom Hotelpersonal gefesselt und geknebelt aufgefunden worden.
    Cleo hatte es sich auf dem Sofa gegenüber bequem gemacht und las, eingewickelt in einen kamelhaarfarbenen Poncho, für ihr Fernstudium
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