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Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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an Silvester lasse ich mich regelmäßig volllaufen! Ist doch nur einmal im Jahr!«
    Nicola Taylor schaute auf ihre Hände. »Ist es das, was Sie mir unterstellen?«, fragte sie leise. »Dass ich mich habe volllaufen lassen?«
    »Ich bin hier, um Ihnen zu helfen. Ich unterstelle Ihnen nichts, Nicola.«
    »Ich war stocknüchtern«, sagte sie verbittert.
    »Okay.«
    Grace war froh, dass die Frau überhaupt reagierte. Ein gutes Zeichen.
    »Ich verurteile Sie nicht, Nicola. Ich wüsste nur gern, was passiert ist. Ich ahne, wie schwer es für Sie ist, über das Erlebte zu sprechen. Ich möchte Ihnen helfen, wie immer das möglich ist. Aber das kann ich nur, wenn ich genau weiß, was Ihnen zugestoßen ist.«
    Langes Schweigen.
    Sie tranken Cola und Café.
    »Wir können dieses Gespräch jederzeit beenden, Nicola. Wenn Sie es lieber auf morgen verschieben wollen, kein Problem. Oder übermorgen. Wann immer Sie wollen. Mir geht es nur darum, Ihnen zu helfen.«
    Wieder langes Schweigen.
    Dann platzte Nicola Taylor mit einem Wort heraus. »Schuhe!«
    »Schuhe?«
    Sie verstummte wieder.
    »Mögen Sie Schuhe, Nicola?«, tastete sich die Polizeibeamtin vor. Als sie keine Antwort bekam, plauderte sie los: »Also, ich habe eine große Schwäche für Schuhe. Vor Weihnachten war ich mit meinem Mann in New York. Ich hätte mir fast ein Paar Stiefel von Fendi gekauft – für 850 Dollar!«
    »Meine Schuhe waren von Marc Jacobs«, sagte Nicola Taylor beinahe im Flüsterton.
    »Marc Jacobs? Ich liebe seine Schuhe! Hat man sie Ihnen zusammen mit der Kleidung weggenommen?«
    Langes Schweigen. Dann sagte die Frau: »Er hat mich gezwungen, Sachen mit ihnen zu tun.«
    »Was für Sachen? Können Sie versuchen, es mir zu sagen?«
    Nicola Taylor fing an zu weinen. Zwischen ihren Schluchzern beschrieb sie es in allen Einzelheiten, langsam und von langen Pausen unterbrochen, in denen sie um Fassung rang. Manchmal musste sie würgen.
    Sowohl Glenn Branson als auch Grace fühlten sich immer unbehaglicher.
    Roy dachte angestrengt nach. Dachte an die alte Akte auf dem Boden seines Büros, in der er kürzlich geblättert hatte. Dachte an das Jahr 1997. Erinnerte sich an Daten. Ein Muster. Eine Vorgehensweise. Dachte an die Aussagen der damaligen Opfer, von denen er einige noch einmal gelesen hatte.
    Und wieder durchströmte ihn dieses unbehagliche Gefühl.

12
Freitag, 26. Dezember 1997
    »Das Thermometer sagt heute Abend!«, erklärte Sandy mit diesem ganz bestimmten Zwinkern in ihren blauen Augen, dem Roy Grace einfach nicht widerstehen konnte.
    Sie saßen vor dem Fernseher. Der Film Schöne Bescherung mit Chevy Chase war eine Art Ritual geworden, und sie schauten ihn traditionell am ersten Weihnachtstag. Normalerweise musste Roy über die unglaublichen Katastrophen lachen, die die Familie ereilten, doch heute war er schweigsam.
    »Hallo?«, fragte Sandy. »Hallo, Detective Sergeant! Jemand zu Hause?«
    Er nickte und drückte seine Zigarette aus. »Tut mir leid.«
    »Du denkst doch nicht an die Arbeit, Liebling? Nicht heute Abend. Wir hatten noch gar kein richtiges Weihnachtsfest. Da sollten wir wenigstens diesen Abend genießen. Komm, er soll etwas ganz Besonderes werden!«
    »Ich weiß«, sagte Roy. »Es ist nur –«
    »Es gibt immer nur ein Es ist nur …«
    »Tut mir leid. Ich hatte mit einer Familie zu tun, für die es Weihnachten nichts zu feiern gibt, weißt du? Ihre Tochter hat sich früh am Weihnachtsmorgen von ihren Freundinnen verabschiedet und wurde seither nicht mehr gesehen. Ihre Eltern sind wie von Sinnen. Ich – ich muss für sie tun, was immer ich kann. Für die Frau.«
    »Na und? Vermutlich bumst sie mit irgendeinem Typen, den sie in der Disco kennengelernt hat.«
    »Das passt nicht zu ihr.«
    »Unsinn, Detective Sergeant Grace! Du hast mir selbst erzählt, wie viele Leute jedes Jahr von ihren Angehörigen vermisst gemeldet werden. Etwa 230000 allein in Großbritannien – und die meisten tauchen innerhalb eines Monats wieder auf!«
    »11 500 aber nicht.«
    »Und?«
    »Bei diesem Fall habe ich kein gutes Gefühl.«
    »Sagt dir das dein Bullenriecher?«
    »Hm, ja.«
    Sandy strich ihm über die Nase. »Ich liebe deinen Riecher, Bulle!« Sie küsste ihn mitten drauf. »Wir müssen heute Abend miteinander schlafen. Ich habe meine Temperatur gemessen, und es sieht aus, als hätte ich einen Eisprung!«
    Roy Grace schaute sie grinsend an. Wenn Kollegen in ihrer Freizeit in der Kneipe hockten und, wie es meistens geschah, über Fußball

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