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Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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ein Buch über das antike Griechenland. Um sie herum waren getippte und handschriftliche Notizen ausgebreitet, übersät von gelben Klebezetteln. Das lange blonde Haar fiel ihr ins Gesicht, und sie schob es alle paar Minuten mit der Hand zurück. Grace liebte diese Geste.
    Sie hörten eine CD von Ruarri Joseph, und der stumme Fernseher zeigte Sean Connery in Thunderball, der gerade eine hinreißende Frau umarmte. In der Woche vor Weihnachten hatte Cleo eine unglaubliche Gier nach Garnelen in Currysauce entwickelt, und sie warteten gerade auf die Lieferung ihres Abendessens – das vierte Curry in fünf Tagen. Grace hatte nichts dagegen, doch an diesem Abend gönnte er seinem Verdauungstrakt mit einem schlichten Tandoori-Hähnchen etwas Ruhe.
    Auf dem Tisch befand sich auch sein Geschenk für Cleo, ein großes neues Goldfischglas als Ersatz für jenes, das ein Eindringling im letzten Jahr zerschmettert hatte. Sein Insasse, den sie Fisch der Zweite getauft hatte, erforschte mit abrupten, nervösen Bewegungen seine neue Umgebung aus Wasserpflanzen und einem winzigen griechischen Tempel. Daneben lagen drei Bücher, die Glenn Branson Grace zu Weihnachten geschenkt hatte. 100 Tipps, wie Jungs eine Schwangerschaft überleben; Der werdende Vater und Auch du bist schwanger, Kumpel!
    »Mir geht’s prima«, sagte er und blickte lächelnd hoch. Cleo lächelte zurück, und plötzlich durchströmten ihn so viel Glück und Ruhe, dass er am liebsten die Zeit angehalten hätte, damit dieser Augenblick ewig dauerte.
    »And I’d rather share your company« ,sang Ruarri Joseph zur akustischen Gitarre, und Grace dachte, ja, ich würde lieber in deiner Gesellschaft sein, liebste Cleo, als in der jedes anderen Menschen auf diesem Planeten.
    Er wollte hierbleiben, auf diesem Sofa, in diesem Zimmer und liebevoll die Frau anschauen, die ihr gemeinsames Kind in sich trug, und sie niemals, niemals verlassen.
    »Es ist Neujahr«, sagte Cleo und hob ihr Wasserglas. »Du solltest jetzt aufhören zu arbeiten und dich entspannen! Am Montag geht die Tretmühle wieder los.«
    »Du bist vielleicht ein Vorbild. Nennst du das etwa entspannen?«
    »Und ob! Ich liebe mein Studium, das ist keine Arbeit für mich. Was du machst, ist arbeiten.«
    »Irgendjemand sollte den Kriminellen sagen, dass sie an den Feiertagen keine Verbrechen begehen dürfen«, meinte er grinsend.
    »Ja, und jemand sollte den alten Leuten sagen, dass sie während der Weihnachtstage nicht sterben dürfen, das ist sehr rücksichtslos! Leichenbeschauer haben auch ein Recht auf Freizeit!«
    »Wie viele waren es heute?«
    »Fünf«, sagte sie. »Arme Schweine. Na ja, eigentlich sind drei von ihnen schon gestern gestorben.«
    »Also hatten sie den Anstand, Weihnachten abzuwarten.«
    »Konnten aber ein weiteres Jahr nicht ertragen.«
    »Ich hoffe, dass es mir nie so geht«, sagte er. »Dass ich ein weiteres Jahr nicht ertragen könnte.«
    »Hast du jemals Ernst Hemingway gelesen?«
    Grace schüttelte den Kopf. Er wusste nur zu gut, wie ungebildet er im Vergleich zu Cleo war. Er hatte sehr wenig gelesen.
    »Er hat geschrieben: Die Welt zerbricht jeden, und nachher sind viele an den zerbrochenen Stelle stark. Das trifft auch auf dich zu. Du bist stärker, oder?«
    »Das hoffe ich, bin mir manchmal aber nicht sicher.«
    »Du musst jetzt stärker denn je sein, Detective Superintendent«, sagte sie und tätschelte ihren Bauch. »Es gibt jetzt zwei Leute, die dich brauchen.«
    »Und es gibt all die Toten, die dich brauchen!«
    »Dich auch.«
    Das stimmt, dachte er und schaute wieder in die Akte. Die ganzen blauen Kartons und grünen Kästen in seinem Büro. Die meisten standen für Opfer, die noch im Grab darauf warteten, dass er die Täter zur Rechenschaft zog.
    Würde Nicola Taylor, das Vergewaltigungsopfer von heute, erleben, wie man den Mann zur Rechenschaft zog? Oder würde sie irgendwann auch nur ein Name auf einem Plastikschild sein, das zu einem ungelösten Fall gehörte?
    »Ich lese gerade etwas über einen griechischen Staatsmann namens Perikles«, sagte Cleo. »Er war eigentlich Philosoph, hat aber etwas sehr Wahres gesagt. Von dir bleibt nicht, was in steinerne Denkmäler graviert, sondern was ins Leben anderer eingewebt wurde. Das ist einer der vielen Gründe, weswegen ich dich liebe, Detective Superintendent Grace. Von dir werden gute Dinge bleiben, die du ins Leben anderer eingewebt hast.«
    »Ich versuche es jedenfalls«, sagte er und schaute wieder auf die Akte des

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