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Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben
Autoren: Peter James
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viel jünger aus als eine Frau, die in drei Monaten achtunddreißig wurde.
    »Was meinen Sie?«, fragte sie die Verkäuferin und betrachtete erneut ihr Spiegelbild. Die hohen Pfennigabsätze, die geschwungene Sohle, den magischen Glanz des schwarzen Leders.
    »Die sind wie für Sie gemacht!«, erwiderte die selbstbewusste Verkäuferin. »Die sind wie für Sie gemacht!«
    »Das finde ich auch!«, quiekte Roxy.
    Sie war so aufgeregt, dass mehrere Ladenbesucher sich zu ihr umdrehten. Am ersten Samstagmorgen des neuen Jahres war viel los in der Stadt. Die Schnäppchenjäger waren unterwegs, da der Winterschlussverkauf in die zweite Woche ging und manche Artikel noch weiter reduziert waren.
    Eine Kundin im Laden beachtete sie nicht. Auf den ersten Blick sah man eine elegant gekleidete Frau mittleren Alters, die einen langen dunklen Mantel über einem Rollkragenpullover und teure, hochhackige Stiefel trug. Hätte man jedoch den Rollkragen beiseite geschoben, wäre dort ein verräterischer Adamsapfel erschienen.
    Der verkleidete Mann sah sich nicht um, weil er Roxy längst im Blick hatte. Er hatte sie diskret beobachtet, seit sie um den zweiten Schuh für die Anprobe gebeten hatte.
    »Jimmy Choo hat’s einfach drauf!«, sagte die Verkäuferin. »Er weiß genau, was funktioniert.«
    »Und Sie meinen wirklich, die stehen mir? Drin zu laufen, ist nicht so leicht.« Roxy war nervös. 485 Pfund waren eine Menge Geld, vor allen Dingen im Augenblick, wo die Softwarefirma ihres Mannes kurz vor der Pleite stand und ihre eigene kleine PR-Agentur kaum etwas abwarf.
    Aber sie musste sie haben!
    Für 485 Pfund konnte man eine Menge kaufen.
    Aber nichts davon würde ihr soviel Befriedigung verschaffen wie diese Schuhe!
    Sie wollte damit vor ihren Freundinnen angeben. Vor allem aber wollte sie sie für Iannis tragen, der seit sechs Wochen ihr Liebhaber und unglaublich sexy war. Na schön, nicht der erste Liebhaber in zwölf Jahren, aber der beste!
    Schon beim Gedanken an ihn musste sie grinsen. Dann spürte sie einen Stich im Herzen. Sie hatte das alles schon einmal erlebt und hätte es eigentlich besser wissen müssen. Weihnachten war die schlimmste Zeit für eine Affäre. Die Firmen machten Urlaub, die meisten Leute waren mit ihrer Familie zusammen. Obwohl sie keine Kinder hatten – sie und Dermot hatten nie welche gewollt –, war sie gezwungen gewesen, vier Tage lang seine Familie in Londonderry zu besuchen und danach weitere vier Tage mit ihren Eltern in der fernen Wildnis von Norfolk zu verbringen.
    An dem Tag Ende Dezember, an dem sie sich endlich mit Iannis verabreden konnte, der zwei griechische Restaurants in Brighton und zwei weitere in Worthing und Eastbourne besaß, hatte dieser unerwartet nach Athen fliegen müssen, weil sein Vater einen Herzinfarkt erlitten hatte.
    Heute Nachmittag würden sie sich zum ersten Mal seit dem Tag vor Heiligabend sehen, und es kam ihr vor wie ein ganzer Monat. Zwei Monate. Ein Jahr. Ewig! Sie sehnte sich nach ihm. War ganz wild auf ihn. Verrückt nach ihm.
    Und sie hatte beschlossen, dass sie diese Schuhe für ihn tragen wollte!
     
    Iannis stand auf Füße. Er liebte es, ihr die Schuhe auszuziehen, ihren Geruch aufzunehmen, an ihnen zu schnuppern und ihren Geruch einzuatmen, als kostete er einen Wein in Gegenwart eines Sommeliers. Vielleicht würde er sich heute wünschen, dass sie ihre Jimmy Choos anbehielt!
    »Das Tolle an diesen Schuhen ist, dass Sie sie zu jedem Outfit tragen können«, sagte die Verkäuferin. »Die sehen auch toll zu Ihrer Jeans aus.«
    »Meinen Sie?« Was für eine dumme Frage. Die Verkäuferin würde es auch toll finden, wenn sie in einen Müllsack voller Sardinenköpfe gewickelt wäre.
    Roxy trug die hautenge, zerrissene Jeans von DKNY, weil Iannis gesagt hatte, sie habe einen tollen Hintern in Jeans, und weil er gern den Reißverschluss öffnete und sie langsam herunterzog und ihr mit seinem starken Akzent sagte, es komme ihm vor, als schäle er eine wunderschöne, reife Frucht. Sie mochte seinen romantischen Unsinn. Dermot sagte schon lange nichts mehr, das sie anmachte. Seine Vorstellung von Vorspiel bestand darin, in Socken und Feinripp durchs Schlafzimmer zu laufen und zweimal zu furzen.
    »Aber sicher!«, antwortete die Verkäuferin feierlich.
    »Die sind wohl nicht heruntergesetzt, oder? Im Schlussverkauf oder so?«
    »Leider nicht. Es ist neue Ware, wir haben sie gerade erst hereinbekommen.«
    »So ein Pech!«
    »Soll ich Ihnen auch die passende Handtasche
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