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Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Rätsel.
    Als er fünfzehn war, erklärte seine Mutter, es sei an der Zeit, etwas zu lernen und die Eltern zu unterstützen. Sein Onkel, der keinen Nachfolger hatte, bot ihm eine Lehrstelle an.
    Nach wenigen Monaten konnte Darren jedes Problem lösen, das mit Schlössern zu tun hatte. Sein Onkel hielt ihn für ein absolutes Genie.
    Eigentlich war gar nichts dabei. Alles, was ein Mensch hergestellt hatte, konnte ein anderer Mensch durchschauen. Man musste sich nur in das Schloss hineindenken. In die Federn, die Trommeln, das Innere des Schlosses und den Mann, der es entworfen hatte. Im Grunde gab es nur zwei Schlösser für den Hausgebrauch – das Yale-Schloss, das mit einem flachen Schlüssel geöffnet wurde, und das Chubb-Schloss, für das man einen zylindrischen Schlüssel benötigte. Einsteckschlösser und Aufbauschlösser. Gab es Probleme, konnte man mit dem Proktoskop, einem medizinischen Instrument, in die meisten Schlösser hineinschauen.
    Er wandte sich einem anspruchsvolleren Thema zu: Safes. Sein Onkel hatte eine Marktlücke entdeckt und öffnete Safes für die Polizei. Mit etwas Zeit konnte sein Neffe jede mechanische Vorrichtung öffnen. Und jedes Türschloss.
    Mit sechzehn brach er zum ersten Mal in ein Haus ein. Er wurde geschnappt und verbrachte zwei Jahre in einer Schule für jugendliche Straftäter. Dort fand er Geschmack an Drogen. Und lernte die erste wertvolle Lektion. Es war ebenso riskant, in ein schäbiges Häuschen einzubrechen und eine Stereoanlage zu klauen wie in ein elegantes Domizil einzusteigen, wo Schmuck und Bargeld zu finden waren.
    Als er herauskam, wollte ihn sein Onkel nicht zurücknehmen, und er hatte auch keine Lust, sich irgendeine schlecht bezahlte Stelle zu suchen. Also brach er in ein Haus in der abgelegenen Withdean Road ein. Holte sieben Riesen aus einem Safe. Drei davon verpulverte er für Koks und investierte vier in Heroin, mit dem er zwanzig Riesen Gewinn machte.
    Danach kam eine Serie großer Häuser an die Reihe, mit denen er fast hundert Riesen verdiente. Das war der Hammer. Dann lernte er Rose in einem Club kennen. Heiratete sie. Kaufte eine kleine Wohnung in Portslade. Rose hielt nichts von Einbrüchen, also versuchte er, ehrlich zu werden. Über einen Bekannten besorgte er sich falsche Papiere und einen Job bei der Firma Sussex Security Systems, die Alarmanlagen installierte.
    Die Klientel war aus der Oberklasse. Die Firma betreute die Hälfte aller schicken Villen in der Stadt. Er kam sich vor wie ein Kind im Süßwarenladen. Es dauerte nicht lange, bis es ihm in den Fingern juckte. Er vermisste den Kick. Vor allem aber das Geld, das dabei heraussprang.
    Am schönsten war es, allein in einem schicken Schlafzimmer zu sein. Den Duft einer reichen Frau einzuatmen. Ihr Parfum, die getragene Unterwäsche im Wäschekorb. Die teuren Kleider im Schrank, Seide, Baumwolle, Pelz und Leder. Er wühlte gern in ihren Sachen. Vor allem in Unterwäsche und Schuhen. Die Zimmer erregten ihn.
    Diese Frauen gehörten in eine völlig andere Welt. Es waren Frauen, die er sich nicht leisten konnte. Die jenseits seiner sozialen Möglichkeiten lagen.
    Frauen mit biederen Ehemännern.
    Frauen, die es nötig hatten.
    Manchmal erinnerten ihn ein Parfum oder der säuerliche Geruch eines verschmutzten Kleidungsstücks an seine Mutter, und dann loderte etwas Erotisches in ihm auf, bevor er die Sachen zornerfüllt zu Boden warf.
    Eine Zeitlang konnte er Rose täuschen, indem er sagte, er gehe angeln, meistens nachts. Rose wollte wissen, weshalb er den Jungen nie mitnahm. Darren erklärte, er sei noch zu jung.
    Doch dann stieg er an einem Februarabend in ein Haus in Tongdean ein und wurde vom Besitzer überrascht. Er rannte in den Garten und landete am tiefen Ende eines leeren Swimmingpools, wobei er sich das rechte Bein, den Kiefer und die Nase brach. Er blieb bewusstlos liegen.
    Rose besuchte ihn nur einmal im Gefängnis und erklärte, sie gehe mit dem Jungen nach Australien und wolle ihn nie wiedersehen.
    Jetzt war er frei und stand doch vor dem Nichts. Er hatte nichts als den Koffer bei Terry Biglow, falls Terry überhaupt noch da war und nicht tot oder im Knast. Er hatte nichts als den Koffer, seinen harten, vernarbten Körper und die Triebe, die er drei Jahre lang auf seiner schmalen Pritsche unterdrückt hatte, während er davon träumte, was er tun würde, wenn er herauskäme …

26
Montag, 29. Dezember 1997
    »Ich kann Ihr Gesicht doch wieder vergessen«, sagte Rachael und schaute zu

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