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Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Open Prison auf seine Entlassung vorbereitete, denn dann durfte er außerhalb des Gefängnisses arbeiten. Das nannte sich Working Link. Er hatte sich für den Kurs als Hotelhelfer entschieden, der ihn in verschiedene Hotels der Stadt führte. Er arbeitete hinter den Kulissen. Lernte die Gebäude kennen. Gelangte an die Zimmerschlüssel und die Software, die dazugehörte. Das alles war sehr nützlich.
    Yeah.
    Seine ehrenamtliche Betreuerin, eine nette, mütterliche Frau, hatte ihn nach seinen Träumen gefragt. Ob er sich ein Leben außerhalb der Gefängnismauern vorstellen könne. Und wie dieses Leben aussehe.
    Klar doch, hatte Darren erwidert, er habe einen Traum. Wieder zu heiraten. Kinder zu bekommen. In einem hübschen Haus zu leben – einem der Häuser, in die er gewöhnlich einbrach – und ein schönes Auto zu fahren. Eine feste Stelle zu finden. Am Wochenende angeln zu gehen. Das sei sein Traum. Aber der würde sich nie erfüllen.
    »Warum nicht?«
    »Das kann ich Ihnen sagen«, hatte Darren geantwortet. »Weil ich hundertzweiundsiebzig Vorstrafen habe. Wer gibt mir denn einen Job, wenn er das herausfindet? Und die finden es immer heraus. Außerdem ist das hier schon ganz in Ordnung. Ich habe Kumpel. Anständiges Essen. Der Strom wird bezahlt. Fernsehen gibt es auch.«
    Das stimmte natürlich. Außer …
    Es gab keine Frauen. Die vermisste er. Frauen und Koks. Die Drogen konnte er im Gefängnis bekommen. Frauen nicht. Jedenfalls nicht oft.
    Über Weihnachten hatten sie ihn noch bleiben lassen, doch zwei Tage später war er entlassen worden. Und jetzt?
    Scheiße.
    Morgen konnte er hoffentlich umziehen. Wenn man sich im St. Patrick’s achtundzwanzig Tage lang an die Regeln hielt, konnte man in eine dieser MiPod-Kapseln ziehen, wie man sie aus japanischen Hotels kannte. In einer solchen Plastikkapsel konnte man weitere zehn Wochen unterkommen. Darin war es zwar eng, aber man hatte seine Privatsphäre, und die Sachen waren sicher.
    Und er hatte Sachen, die er sicher aufbewahren musste.
    Sein Kumpel Terry Biglow, falls man dieses unzuverlässige kleine Wiesel als Kumpel bezeichnen konnte, bewachte die einzigen Besitztümer, die er auf dieser Welt hatte. Sie befanden sich in einem Koffer, der mit drei Ketten und Schlössern gesichert war, da er Biglow nicht über den Weg traute. Den Koffer durfte niemand öffnen. Der Inhalt war privat. Mehr als privat.
    Er zwinkerte seinem Spiegelbild zu. Doch der alte Kerl zwinkerte nicht zurück.
    Vielleicht konnte er dieses Mal dem Knast fernbleiben. Mit Einbrüchen und Dealen genügend Geld für eine kleine Wohnung zusammenbekommen. Und dann? Eine Frau? Familie? Gerade noch war es ihm attraktiv erschienen, doch im Grunde wäre es zu viel Trubel. Eigentlich hatte er sich an dieses Leben gewöhnt. An das Alleinsein. An seine geheimen Kicks.
    Sein Vater war Dachdecker gewesen. Darren hatte ihm als Kind manchmal geholfen. Er hatte einige der schicken Häuser in Brighton and Hove gesehen, in denen sein Vater arbeitete, und die geschmackvollen Frauen, die darin wohnten, mit ihren schönen Kleidern und tollen Autos. Seinem Vater hatte dieser Lebensstil gefallen. Er hätte gern ein schickes Haus und eine Frau mit Klasse gehabt.
    Eines Tages war sein Vater durch ein Dach gefallen, hatte sich die Wirbelsäule gebrochen und nie wieder gearbeitet. Stattdessen vertrank er das Schmerzensgeld. Mit Dachdecken hatte Darren nichts im Sinn, damit konnte man nicht reich werden. Vom Studieren schon. Er war gut in der Schule, vor allem in Mathe, Naturwissenschaften und Technik, die fand er toll. Doch da waren die Probleme zu Hause. Seine Mutter trank auch. Irgendwann um seinen dreizehnten Geburtstag stieg sie nackt und betrunken in sein Bett. Sein Vater könne sie nicht mehr befriedigen, das sei jetzt sein Job als Mann der Familie.
    Darren ging jeden Tag tief beschämt zur Schule und fühlte sich seinen Freunden zunehmend entfremdet. Er war ganz durcheinander und konnte sich nicht mehr konzentrieren. Er fühlte sich ins Abseits gedrängt und verbrachte immer mehr Zeit allein, ging angeln oder hing bei schlechtem Wetter in der Schlosserwerkstatt seines Onkels herum. Er sah zu, wie dieser Schlüssel feilte, oder übernahm Botengänge für ihn. Manchmal stand Darren auch hinter der Theke, wenn sein Onkel zum Buchmacher musste. Hauptsache, er war nicht zu Hause. Bei seiner Mutter.
    Er mochte die Maschinen bei seinem Onkel, den Geruch und die Geheimnisse der Schlösser. Das waren nur Rätsel. Einfache

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