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Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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sein, das würde einen gewaltigen Aufwand an Zeit und Ermittlungen erfordern.
    An diesem Abend hatte die Suche in den Datenbanken jedoch einen möglichen Verdächtigen in der Stadt ergeben.
    Westwood hatte entdeckt, dass ein Gefangener der Stufe zwei auf Bewährung aus dem Ford Open Prison freigekommen war, nachdem er drei Jahre seiner sechsjährigen Haftstrafe verbüßt hatte. Man hatte Darren Spicer, einen Gewohnheitseinbrecher und Drogenhändler, wegen Einbruchs und sexueller Belästigung verurteilt. Er hatte versucht, eine Frau in einem Haus zu küssen, in das er eingebrochen war, war aber geflohen, als sie sich wehrte und einen versteckten Alarmknopf betätigte. Später hatte sie ihn bei einer Gegenüberstellung identifiziert.
    Sein augenblicklicher Aufenthaltsort sollte an diesem Abend ermittelt werden. Obgleich es sich durchaus lohnte, ihn zu befragen, machte Grace sich keine allzu großen Hoffnungen. Darren Spicer hatte in den vergangenen zwölf Jahren mehrmals im Gefängnis gesessen. Warum war er dann in der Zwischenzeit nicht straffällig geworden? Mehr noch, der Mann war im Grunde kein Sexualtäter. Der versuchte Kuss schien ein einmaliges Vergehen zu sein, obwohl man sich dessen natürlich nie sicher sein konnte. Angesichts der düsteren Statistik, nach der nur 6 % aller Opfer sexueller Übergriffe und Vergewaltigungen die Tat anzeigten, schien es durchaus möglich, dass er bereits straffällig geworden und ungeschoren davongekommen war.
    »Können wir essen, Liebling?«, rief Cleo.
    Sie briet ihm gerade ein Thunfischsteak, was Roy als gutes Zeichen betrachtete. Vielleicht ließ ihr Heißhunger auf Curry endlich nach. Der Geruch hatte sich verzogen, und es duftete nach dem Rauch des knisternden Holzscheits, den Cleo im Kamin entzündet hatte. Außerdem verbreitete sich das angenehme Aroma von Duftkerzen.
    Er nahm noch einen Schluck von dem köstlichen Wodka Martini, den sie ihm voller Neid gemixt hatte. Er müsse jetzt für sie beide trinken, hatte sie gesagt, und damit hatte er an diesem Abend auch überhaupt kein Problem. Er spürte den wohltuenden Nebel, den der Alkohol über ihn legte. Während er weiterhin mechanisch den Hund streichelte, vertiefte er sich wieder in seine Gedanken.
    Am Donnerstagabend um 21.00 Uhr hatte man ein Auto gesehen, das vom Haus der Pearces wegfuhr. Das passte genau zur Zeit des Überfalls. Der Wagen war schnell gefahren und hatte beinahe einen Nachbarn überrollt. Der Mann war so wütend gewesen, dass er sich das Nummernschild hatte merken wollen, aber nur zwei Zahlen und einen Buchstaben zweifelsfrei erkannt hatte. Er dachte nicht mehr daran, bis er in der Zeitung von dem Überfall las, worauf er sich an diesem Abend bei der Soko-Zentrale gemeldet hatte.
    Laut seiner Aussage war der Fahrer männlich gewesen, doch die getönten Scheiben verhinderten einen genaueren Blick. In den Dreißigern oder Vierzigern, kurzes Haar, mehr konnte er nicht sagen. Bei dem Wagen hatte er etwas mehr Erfolg und bezeichnete ihn als einen alten Mercedes E-Klasse in einer hellen Farbe. Wie viele von denen mochten in der Gegend herumfahren?, fragte sich Grace. Eine Menge. Es würde eine Weile dauern, um die Halter der Fahrzeuge zu ermitteln, zumal sie kein vollständiges Nummernschild hatten. Und Zeit war etwas, das sie nicht besaßen.
    Nach zwei Vergewaltigungen durch Außenstehende in etwas über einer Woche erzeugten die Medien zunehmend Panik in der Bevölkerung. Die Telefonzentrale wurde mit Anrufen besorgter Frauen überschüttet, die wissen wollten, ob sie sich noch auf die Straße wagen konnten. Grace wusste nur zu gut, dass seine unmittelbaren Vorgesetzten auf schnelle Erfolge drängten.
    Die nächste Pressekonferenz war für Montagmittag angesetzt. Es würde die Lage deutlich beruhigen, wenn sie ankündigen könnten, dass es einen Verdächtigen gab. Besser noch, sie konnten eine Verhaftung bekanntgeben. Gewiss, Darren Spicer war eine Möglichkeit. Aber die Polizei stand immer besonders schlecht da, wenn sie einen Verdächtigen aus Mangel an Beweisen oder aufgrund eines Irrtums freilassen musste. Da war der Mercedes schon vielversprechender. Andererseits musste der Fahrer nicht zwangsläufig der Täter sein. Es könnte auch eine harmlose Erklärung geben – ein Freund der Familie, der zufällig zu Besuch gekommen war, oder jemand, der eine Lieferung abgeben wollte.
    Er hatte sein Team nach Hause geschickt, nur die beiden Analystinnen wechselten sich weiterhin bei ihren

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