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Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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hatte.
    Er lauschte in verblüffter Stille und aß von dem Salat, der immerhin nicht angebrannt schmeckte.
    Cleo wechselte das Thema. »Du, mir ist da etwas wegen des Schuh-Diebs eingefallen. Willst du es hören?«
    Er nickte.
    »Also, ich kann mir nicht vorstellen, dass euer Schuh-Dieb – falls es derselbe Täter wie damals sein sollte und er in dieser Gegend geblieben ist – völlig damit aufgehört hat, sich einen Kick zu verschaffen.«
    »Will heißen?«
    »Selbst wenn er seine Straftaten aus irgendeinem Grund eingestellt hat, ist der Trieb dennoch vorhanden. Und den muss er doch irgendwie befriedigen. Also geht er vielleicht zu einer Domina, in sonderbare Sexstudios mit Fetischen und solchem Zeug. Versetz dich mal in seine Lage. Du wärst ein Freak, der auf Frauenschuhe steht, okay?«
    »Wir ermitteln schon in diese Richtung.«
    »Ja, aber hör mir einen Moment zu. Du hast eine Methode gefunden, die dir richtig Spaß macht. Du vergewaltigtst fremde Frauen mit hochklassigen Schuhen und nimmst sie ihnen danach weg. Okay?«
    Er starrte sie an, ohne etwas zu sagen.
    »Und dann – ups! Du gehst ein bisschen zu weit. Sie stirbt. Die Medien laufen Sturm. Du beschließt, in Deckung zu gehen und die Sache auszusitzen. Aber –« Sie zögerte. »Willst du das Aber hören?«
    »Wir wissen nicht sicher, ob wirklich jemand gestorben ist. Wir wissen nur, dass er aufgehört hat. Aber sag’s mir trotzdem.«
    »Du geilst dich also nach wie vor an Frauenfüßen auf. Kannst du mir folgen?«
    »Schritt auf Schritt? Auf leisen Sohlen?«
    »Lass den Scheiß, Detective Superintendent!«
    Er hob die Hand. »Ein bisschen Respekt, bitte.«
    »Selbstverständlich. Gut, du bist also der Schuh-Dieb und wirst noch immer von Füßen oder Schuhen angetörnt. Früher oder später wird dieser Trieb wieder durchbrechen. Du wirst es brauchen. Und wo gehst du hin? Ins Internet! Also gibst du vielleicht Füße und Fetisch und Brighton ein. Und weißt du, was du dort findest?«
    Grace schüttelte den Kopf, beeindruckt von Cleos Logik. Dabei versuchte er, den Gestank des verbrannten Fisches zu ignorieren.
    »Einen ganzen Haufen Massagesalons und Domina-Höhlen, genau wie die, in denen ich manchmal Leichen abholen muss. Du weißt schon, alte Kerle, denen die Erregung nicht bekommen ist …«
    Ihr Handy klingelte.
    Sie entschuldigte sich und meldete sich. Sofort wurde ihre Miene professionell. Als sie das Gespräch beendet hatte, sagte sie: »Tut mir leid, Schatz. Man hat eine Leiche in einem Unterstand an der Promenade gefunden. Die Pflicht ruft.«
    Er nickte.
    Sie küsste ihn. »Ich mache, so schnell ich kann. Wir sehen uns im Bett. Und stirb mir nicht vorher weg.«
    »Ich versuche, am Leben zu bleiben.«
    »Jedenfalls ein Teil von dir. Der Wichtigste!« Sie berührte ihn sanft unterhalb der Gürtellinie.
    Dann legte sie ihm ein Blatt auf den Tisch. »Lies es dir mal durch, du kannst es gerne abändern.«
    Er warf einen Blick darauf.
     
    Mr und Mrs Charles Morey bitten Sie ganz herzlich zur Hochzeit ihrer Tochter Cleo Suzanne mit Roy Jack Grace
    in der All Saints Church in Little Bockham.
    »Denk dran, Humphrey noch mal rauszulassen, bevor du nach oben gehst.«
    Dann war sie weg.
    Einen Augenblick später klingelte sein eigenes Handy. Er holte es aus der Tasche und warf einen Blick aufs Display. Die Nummer wurde nicht angezeigt, also handelte es sich mit ziemlicher Sicherheit um etwas Berufliches.
    So war es auch.
    Und es waren keine guten Neuigkeiten.

49
Jetzt
Samstag, 10. Januar
    Nur wenige Kilometer entfernt besprach ein anderes Paar ebenfalls seine Hochzeitspläne.
    Jessie Sheldon und Benedict Greene saßen einander in Sam’s Restaurant in Kemp Town gegenüber und teilten sich einen Nachtisch.
    Zwei attraktive Menschen Ende zwanzig, die offenkundig sehr verliebt waren. Das zeigte schon ihre Körpersprache. Sie schienen ihre Umgebung gar nicht wahrzunehmen. Ihre Köpfe berührten sich fast über der hohen Glasschale, in die sie abwechselnd einen langen Löffel tauchten und einander zärtlich und voller Sinnlichkeit fütterten.
    Beide hatten sich nicht herausgeputzt, obwohl Samstagabend war. Jessie war direkt vom Kickboxen im Fitnessstudio gekommen und trug einen grauen Jogginganzug. Ihr schulterlanges, blondiertes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, aus dem ein paar lose Strähnen hingen. Sie hatte ein hübsches Gesicht und wäre mit einer anderen Nase als klassische Schönheit durchgegangen.
    Seit ihrer Kindheit hatte sie

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