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Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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dem das Taxi gehörte, würde wütend sein über die mageren Einnahmen. Er hatte sich ohnehin schon beschwert, wie wenig Jak seit Neujahr eingenommen hatte. Noch nie habe ein Taxifahrer an Silvester so wenig umgesetzt.
    Daher brauchte er jede Fuhre, die er bekommen konnte, denn der Mann, dem das Taxi gehörte, sollte ihn ja nicht feuern und einen anderen Fahrer einstellen. Also beschloss er, das Risiko einzugehen.
    Und er wollte ihr Parfum riechen. Wollte die Schuhe bei sich im Taxi haben!
    Die Starlings stiegen auf den Rücksitz, und er fuhr los. Er stellte den Spiegel so ein, dass er Mrs Starlings Gesicht sehen konnte, und sagte: »Schöne Schuhe! Alberta Ferretti, möchte ich wetten!«
    »Sind Sie so ein Scheißperverser oder was?«, fragte sie und nuschelte beinahe so stark wie ihr Mann. »Sie haben uns schon mal mitgenommen, oder? Letzte Woche, stimmt doch?«
    »Da trugen Sie Schuhe von Bruno Magli.«
    »Sie werden mir verdammt nochmal zu persönlich! Es geht Sie überhaupt nichts an, welche Schuhe ich trage.«
    »Aber Sie stehen auf Schuhe?«, erkundigte sich Jak.
    »Ja, sie steht verdammt nochmal auf Schuhe«, warf Garry Starling ein. »Gibt ihr ganzes Geld dafür aus. Jeder Penny, den ich verdiene, endet an ihren beschissenen Füßen!«
    »Das kommt daher, Liebling, dass du nur einen hoch bekommst, wenn – autsch!«
    Wieder schaute Jak sie im Spiegel an. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt. Beim letzten Mal war sie sehr unhöflich zu ihm gewesen.
    Es gefiel ihm, ihren Schmerz zu sehen.

51
Samstag, 10. Januar 1998
    Er hatte in den letzten Tagen ständig an Rachael Ryan denken müssen, die in seiner Garage in der Gefriertruhe lag. Es war schwer, diese Gedanken zu verdrängen. Ihr Gesicht starrte ihn aus jeder verdammten Zeitung an. Ihre verzweifelten Eltern wandten sich in jeder Nachrichtensendung an ihn und die gesamte Nation.
    »Wer immer Sie sein mögen, bitte geben Sie uns unsere Tochter zurück. Sie ist ein nettes, unschuldiges Mädchen, und wir lieben sie so sehr. Bitte tun Sie ihr nichts an.«
    »Daran war eure verdammte Tochter selber schuld!«, flüsterte er. »Hätte sie mir nicht die Maske runtergerissen, wäre alles in Ordnung. Bestens! Sie wäre immer noch eure liebevolle Tochter und nicht mein verdammtes Problem.«
    In der vergangenen Nacht hatte die Idee allmählich Gestalt angenommen. Es könnte die perfekte Lösung sein! Wieder und wieder ging er in Gedanken die Risiken durch, doch sie hielten jedem Einwand stand. Zögern wäre gefährlicher als handeln.
    In fast allen Zeitungen wurde der weiße Lieferwagen erwähnt. Die Schlagzeile des Argus lautete:
    HAT JEMAND DIESEN LIEFERWAGEN GESEHEN? Darunter:
    Ein ähnliches Fahrzeug wurde in der Eastern Terrace beobachtet. Die Polizei sagte, man habe sie mit Anrufen überschüttet. Bei wie vielen von ihnen ging es wohl um weiße Lieferwagen?
    Um seinen weißen Lieferwagen?
    Weiße Ford Transit gab es wie Sand am Meer. Aber die Polizei war nicht blöd. Es war nur eine Frage der Zeit, bevor einer der Anrufe sie zu seiner Garage führen würde. Er musste das Mädchen dort wegschaffen. Und er musste etwas wegen des Lieferwagens unternehmen, die Kriminaltechniker waren heutzutage ganz schön gewieft. Aber immer eins nach dem anderen.
    Draußen goss es in Strömen. Es war jetzt Samstagabend, elf Uhr. Partyzeit. Bei diesem scheußlichen Wetter würden weniger Leute als sonst unterwegs sein.
    Die Entscheidung war gefallen. Er verließ das Haus und rannte zu seinem alten Ford Sierra.
    Zehn Minuten später schloss er hinter dem tropfnassen Wagen das Garagentor, das mit einem leisen metallischen Geräusch ins Schloss fiel, und schaltete die Taschenlampe ein. Das war sicherer als die Deckenlampe.
    Die junge Frau in der Gefriertruhe war vollkommen gefroren, und ihr Gesicht schimmerte durchsichtig im grellen Strahl der Lampe. »Wir unternehmen jetzt einen kleinen Ausflug, Rachael – ich hoffe, du bleibst cool.«
    Er grinste über seinen Scherz. Yeah. Cool. Er fühlte sich gut. Das hier würde funktionieren. Sofern auch er cool blieb. Wie hieß doch gleich das Sprichwort, das er irgendwo gelesen hatte? Bewahre einen klaren Kopf, wenn alle anderen kopflos werden …
    Er holte seine Zigaretten heraus und versuchte, sich eine anzuzünden. Seine Hand zitterte so sehr, dass er das Rädchen des Feuerzeugs zunächst nicht betätigen konnte. Dann reichte die Flamme nicht an die Spitze der Zigarette heran. Kalter Schweiß rann ihm am Hals hinunter.
    Um kurz vor Mitternacht

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