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Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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fassen.«
    »Und wie werden Sie die Öffentlichkeit warnen?«
    »Ich hoffe auf die Unterstützung von Presse und Medien. Wir werden eine allgemeine Warnung herausgeben, nicht mehr.«
    Spinella nickte und zückte sein Notizbuch. »So, und jetzt das, was ich bringen darf.«
    Grace lächelte. »Der Täter hat einen kleinen Pimmel.«
    Der Reporter wartete, doch es kam nichts.
    »Ist das alles?«
    »Das ist alles.«
    »Machen Sie Witze?«
    Grace schüttelte den Kopf.
    »Und das soll meine Exklusivmeldung sein? Dass der Täter einen kleinen Pimmel hat?«
    »Hoffentlich habe ich bei Ihnen keinen empfindlichen Nerv getroffen.«

61
Montag, 12. Januar 1998
    Die alte Dame saß auf dem Fahrersitz des gestohlenen Lieferwagens, der oben am steilen Abhang wartete. Der Sicherheitsgurt war festgezurrt. Ihre Hände ruhten auf dem Lenkrad, der Motor befand sich im Leerlauf. Die Scheinwerfer waren ausgeschaltet.
    Er stand neben ihr und hielt die Tür offen, war furchtbar nervös. Es war eine schwarze Nacht, der Himmel dicht bewölkt. Ein bisschen Mondlicht hätte er gut gebrauchen können, aber das ließ sich nun mal nicht ändern.
    Seine Augen tasteten sich durch die Dunkelheit. Es war Montagmorgen, zwei Uhr, und die Landstraße, die sich malerisch durch die Hügel der South Downs schlängelte, lag verlassen da. Das Gute an dieser Stelle war, dass er schon von weitem die Scheinwerfer von Fahrzeugen erkennen konnte, die sich aus beiden Richtungen näherten. Im Augenblick war die Luft rein.
    Es konnte losgehen!
    Er griff über ihren Schoß, löste die Handbremse und sprang zur Seite, als der Lieferwagen sofort anrollte, rasch schneller wurde und die Fahrertür mit einem dumpfen Laut zufiel. Er schwenkte furchterregend auf die Gegenfahrbahn und blieb dort, während er an Tempo gewann.
    Gut, dass ihm kein Fahrzeug entgegenkam, denn die alte Dame wäre nicht in der Lage gewesen, einen Zusammenstoß zu verhindern, da sie bereits seit zehn Tagen tot war.
    Er sprang auf sein Fahrrad und raste hinter ihr den Hügel hinunter, zusätzlich angetrieben vom Gewicht seines Rucksacks.
    Vor ihm war die Silhouette des Lieferwagens zu erkennen, den er von einer Baustelle gestohlen hatte. Er raste auf den gegenüberliegenden Straßenrand zu, und einen Moment lang fürchtete er, er werde in die dichte Ginsterhecke krachen und dort stehen bleiben. Wie durch ein Wunder schwenkte er jedoch leicht nach links und schoss geradeaus den Berg hinunter, als würde er tatsächlich von der alten Dame gelenkt. Das war die Fahrt ihres Lebens! Besser gesagt, ihres Todes!
    »Los, Baby! Auf geht’s, Molly! Viel Spaß!«
    Der Lieferwagen, der mit dem Firmennamen Bryan Barker Builders beschriftet war, wurde immer schneller. Er selbst bremste mit seinem Mountainbike, da ihm sein eigenes Tempo allmählich unheimlich wurde, und ließ den Lieferwagen davonfahren. Es war schwer, die Entfernung einzuschätzen. Die Hecken rasten vorbei.
    Der kalte, feuchte Wind ließ seine Augen tränen. Er konnte kaum etwas sehen.
    Er bremste stärker. Sie näherten sich dem Ende des Abhangs, wo die Straße nach links bog. Der Lieferwagen schoss geradeaus weiter. Er hörte ein Krachen und Kreischen, als Stacheldraht über den Lack kratzte. Das Fahrzeug schoss durch die Hecke und den dahinterliegenden Zaun. Er bremste hart, ließ die Sohlen seiner Turnschuhe über den Asphalt schleifen und entging nur knapp einem Sturz.
    Mit tränenden Augen sah er die große schwarze Masse verschwinden, bevor ein gewaltiges metallisches Rumpeln ertönte.
    Er sprang vom Fahrrad, warf es in die Hecke, holte seine Taschenlampe hervor und schaltete sie ein. Dann zwängte er sich durch das Loch in der Hecke und leuchtete umher.
    Perfekt! Einfach perfekt! Wunderbar! Oh ja, Baby, oh ja! Molly, du bist ein Schatz! Du hast es geschafft, Molly, du hast es geschafft!
    Der Lieferwagen lag auf dem Dach, die Räder drehten sich im Leeren.
    Er rannte hin, schaltete die Taschenlampe aus und sah sich um. Noch immer keine Scheinwerfer. Er leuchtete ins Innere. Molly Glossop hing mit dem Kopf nach unten in ihrem Gurt, den Mund noch immer fein säuberlich zugenäht, das graue Haar zerzaust.
    »Danke!«, flüsterte er. »Gut gefahren!«
    Er nahm den Rucksack ab und fummelte mit zitternden, behandschuhten Fingern an den Schnallen herum. Dann holte er einen Fünf-Liter-Benzinkanister aus Plastik heraus, wollte die Fahrertür öffnen.
    Sie rührte sich nicht.
    Fluchend stellte er den Kanister ab und zog mit beiden Händen am Griff,

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