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Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition)

Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition)

Titel: Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Todenhöfer
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europäische Nonne aus. Dadurch fiel sie leider noch mehr auf. Viele junge Iranerinnen waren ziemlich »aufgebrezelt«, wie Julia vorwurfsvoll feststellte. Frédéric und ich lobten ihren vornehm zurückhaltenden Auftritt dennoch ausdrücklich. Misstrauisch blickte uns Julia an.
    Wir hatten bei der Gestaltung unseres Aufenthalts in Teheran auch diesmal freie Hand. Zwar tauchte beim Frühstück ein Regierungsbeamter auf und bot uns seine ständige Begleitung an. Als wir ihm jedoch vorschlugen, nur zu offiziellen Terminen mitzukommen, zog er sich widerspruchslos zurück. Das verhalf uns erneut zu vielen offenen Gesprächen mit den Menschen seines Landes.
    Alles war anders, als Julia erwartet hatte. Als wir auf den berühmten Tochal-Berg, das »Klein-Tibet Teherans«, stiegen, kamen uns wieder händchenhaltende Pärchen entgegen. Ein Junge küsste seine Freundin vor unseren Augen. Sittenpolizei? Auch hier Fehlanzeige.
    Das Land lag auch nicht am Boden, wie viele westliche Politiker meinten. Es zeigte trotz der »Schwitzkasten-Diplomatie« des Westens eine ungebrochene Vitalität und Lebensfreude. Auch herrschte ein erstaunlicher Bauboom. Mit Wirtschaftssanktionen wird man Iran nicht in die Knie zwingen. Das Land hatte offenbar noch viele Reserven. Auch wenn die Sanktionen vor allem den Armen äußerst wehtaten.
    Vielleicht wirkte manches auf uns auch deshalb so vibrierend, weil das Herbstwetter zauberhaft sonnig und mild war – »Iranian Summer«. Und weil die vornehme Herzlichkeit der Menschen so ansteckend war. Kaum jemand war laut. Selbst die Autos hupten nur selten. Wenn wir kein Taxi nahmen, benutzen wir für umgerechnet zehn Cent die moderne U-Bahn. Oder wir fuhren per Anhalter. Jeder nahm uns mit. Manchmal setzten wir uns auch auf ein Motorradtaxi. Das kostete nur wenige Cent, und wenn der Fahrer erfuhr, dass wir aus Deutschland waren, oft gar nichts.
    Wir zogen durch einen Park im wohlhabenden Norden der Stadt. In seinem Zentrum stand ein idyllischer Glaspavillon. Hier saßen vor allem verliebte Pärchen. Am Eingang informierte uns ein Glasschild, dass wir uns in einem »Apple Center« befanden. Im Hintergrund lief »Back to black« von Amy Winehouse. Die Stimmung war nicht anders als in Berlin oder New York. Das Regime war zwar den alten religiösen Traditionen fest verbunden, schien aber trotzdem gegenüber modernen Technologien äußerst aufgeschlossen. Auch wenn es leider gelegentlich Internetseiten sperrte.
    Wenige Tage vor Reisebeginn hatte ich von Deutschland aus um eine Besichtigung des weltweit umstrittenen Teheraner Forschungsreaktors gebeten. Und zu meiner Überraschung eine Zusage erhalten. Allerdings hätten wir die Besichtigung fast verpasst. In den Basaren, Moscheen und Parks Teherans war die Zeit wie im Flug vergangen. Unsere Rettung waren drei Motorrad-Taxis. Kurz entschlossen schwangen wir uns auf die Knatterkisten und entschwanden in kühnen Kurven im Verkehr. Es war eine Harakirifahrt. Das Schild »Einbahnstraße« schien unsere Fahrer nicht zu interessieren.
    In der Nähe des »nuklearen Albtraums der westlichen Welt« treffen wir unseren offiziellen Begleiter wieder. Er ist froh, dass wir ihn nicht ganz vergessen haben. Gemeinsam fahren wir zu dem »Teufelsreaktor«, um den sich in der Nukleardiskussion so vieles dreht. Vor einer mit Kameras überwachten hohen Mauer tauchen bewaffnete Wachmänner auf. Sie tragen graue Tarnhosen, Springerstiefel, dunkelgrüne Parkas und beschriftete Schirmmützen.
    Der Reaktor ist etwa 15 Meter hoch und 30 Meter breit. Daneben steht ein 60 Meter hoher Kühlturm. Sein oberer Rand ist in den Nationalfarben Irans bemalt. Auf dem Gelände arbeiten rund 2000 Mitarbeiter, in der Mehrzahl Frauen. Wenn es zu Militärschlägen kommt, werden sie alle in die Luft fliegen. Und nicht nur sie. Der Reaktor ist nur zehn Minuten von der Innenstadt entfernt.
    Wir müssen unsere Handys und Taschen abgeben. Dann werden uns Messgeräte für Gammastrahlen angesteckt. Langsam öffnet sich eine riesige Stahlwand. Wir treten in eine blau bemalte Zwischenschleuse. Kurz darauf geht eine zweite massive Stahltür auf. Mein Geigerzähler schlägt zweimal an, die ersten Gammastrahlen haben mich getroffen. Auch Julias und Frédérics Messgeräte piepsen los. Der hochgewachsene Leiter des Reaktors lächelt beruhigend: »Alles im grünen Bereich.«
    Das Herzstück des Reaktors ist ein großes rundes Becken mit leuchtend dunkelblauem Wasser. Ein Open Pool Lightwater Reactor , ein

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