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Du stirbst zuerst

Du stirbst zuerst

Titel: Du stirbst zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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jemanden einsperren, nur weil er an Gott glaubt? Gesehen hat ihn noch niemand, also ist Gott auch bloß eine Halluzination, oder?«
    »In Augenblicken wie diesem wünsche ich mir einen Assistenten, der alles vernünftig erklären kann. Leider fehlt mir dazu die Geduld«, sagt Vanek.
    »Offensichtlich, ja«, entgegne ich. »Sonst wären Sie nicht so schnell von Michael sagt seltsame Dinge zu Michael ist psychotisch und hat Wahnvorstellungen gesprungen.«
    »Diese Diagnose stammt nicht von mir, Michael.« Seufzend und mit geschlossenen Augen reibt er sich über die Stirn. »Das war Doktor Sardinha.«
    »Der, den ich getreten habe? Es heißt, ich hätte ihm die Nase gebrochen. Kein Wunder, dass er mich einsperren will.«
    »Schön, mittlerweile sind Sie an dem Punkt angelangt, an dem ich vor zehn Minuten das Gespräch begonnen habe.«
    »Kommt Ihnen seine Diagnose nicht verdächtig vor?«
    »Hören Sie zu, Michael, es ist ja nicht so, als gäben Sie nur seltsame Sprüche von sich. Halluzinationen und Wahnvorstellungen sind die offensichtlichen Symptome der Schizophrenie, aber nicht die wichtigsten. Entscheidend sind die Grundlagen der Krankheit. Dazu zählen die Depressionen, an denen Sie schon seit Jahren leiden, und die desorganisierten Lebensumstände – eine milde Umschreibung für die Art und Weise, wie Sie in den letzten sechs Monaten gelebt haben. Sie sind verwahrlost, Sie wandern ziellos umher und verirren sich, Sie begehen bizarre Handlungen, wie etwa die Griffe von Wasserhähnen mit sich herumzutragen …«
    »Das habe ich nie getan.«
    Er hält einen kleinen Hebel aus Metall hoch, den ich sofort als den meinen erkenne, auch wenn ich keine Ahnung habe, woher der Arzt ihn hat.
    »Den fand ich in Ihrer Tasche, als Sie eingewiesen wurden. Für sich genommen harmlos, aber wollen wir die anderen Punkte auf der Liste durchgehen?« Er zählt es mir an den Fingern vor. »Sie sind nicht mehr zu unseren Sitzungen erschienen, Sie sind nicht zur Arbeit gegangen, irgendwann haben Sie letztendlich gar nichts mehr getan. Die Cops haben Sie unter einer Brücke gefunden. Sie hatten sich seit Monaten nicht rasiert und seit Wochen nicht mehr gewaschen, und im Polizeibericht steht, dass Sie sich tagelang in die Hose gemacht haben.«
    »Sie waren hinter mir her«, erkläre ich ihm zähneknirschend. »Wir wollten die Stadt verlassen, und manchmal … manchmal erfordert es Opfer, wenn man den Verbrechern entkommen will. Was hätte ich denn sonst tun sollen?«
    »Wieso sind Sie so sicher, dass Sie sich versteckt haben?«, fragt er. »Können Sie sich daran erinnern, wo Sie waren und warum Sie sich dorthin begeben haben?«
    Schweigend erwidere ich seinen Blick und bemühe mich verzweifelt, die letzten zwei Wochen zu füllen, doch alles, was herauskommt, sind kurze Momentaufnahmen – bedeutungslose Anblicke, Geräusche und Gerüche, die sich zu keinem sinnvollen Bild zusammen­fügen lassen. Es ist, als würde ich die Welt durch eine schmutzige, verschmierte Scheibe betrachten, hinter der alles verzerrt und verschwommen ist.
    Er seufzt. »Sie hatten weder Geld noch Ausweise bei sich. Das Einzige war der Wasserhahn.«
    »An den Wasserhahn erinnere ich mich!«, rufe ich auf einmal und erschrecke über meinen eigenen Ausbruch. Ich bin aufgeregt, weil in mir die erste Erinnerung an die fehlenden zwei Wochen erwacht. »Viel weiß ich nicht mehr – ich glaube, irgendetwas ist mit meinem Kopf passiert. Aber ich erinnere mich an den Wasserhahn. Damit wollte ich mich nur schützen.«
    »Sie können von Glück reden, dass Sie keinen Cop angegriffen haben, sonst hätten Sie jetzt noch mehr Schwierigkeiten als ohnehin schon.«
    »Nein, es hatte einen anderen Grund«, erkläre ich. »Das warme Wasser sollte abgestellt bleiben. Die Gesichtslosen haben mich aufgespürt, sind aber nicht wie üblich durch die elektrischen Leitungen an mich herangekommen. Deshalb haben sie Zyankali in den Warmwasserbereiter gekippt. Ich habe die Hähne abgebaut, damit es nicht herauskommt.«
    Vanek beobachtet mich und verschränkt die Wurstfinger vor der Brust. »Sie haben die Wasserhähne Ihres Vaters abgebaut? Kein Wunder, dass Sie danach auf der Straße gelebt haben.«
    »Ich …« Ich halte inne. Er hat recht – das hätte mein Vater nie zugelassen. Er ist kein besonders nachsichtiger Mann. »Anscheinend war ich nicht mehr zu Hause. Hat er mich hinausgeworfen?«
    »Wann haben Sie das Haus Ihres Vaters verlassen?«
    »Vor zwei Wochen, glaube ich. Ich … ich

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