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Du stirbst zuerst

Du stirbst zuerst

Titel: Du stirbst zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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gefunden ist. Vielleicht habe ich beim Sturz einen Gehirnschaden davongetragen.«
    »Michael, die Ärzte haben sich die Ergebnisse der Kernspintomografie hundertmal angesehen und keinerlei Traumata entdeckt …«
    Mein Puls hämmert wie wild, und mir wird schwindelig. »Sie haben eine Kernspintomografie gemacht?«, fragte ich lauter als beabsichtigt. Ich kreische fast.
    Vanek reißt die Augen auf, als ich so aus der Haut fahre. »Sie sind gestürzt«, sagt er und bemüht sich, möglichst ruhig zu bleiben. »Die Kernspintomografie ist die beste Möglichkeit, Verletzungen des Schädels und Rückenmarks festzustellen …«
    »Eine Kernspintomografie ist wie …« Mir fehlen die Worte, das Herz rast, eine Eiseskälte breitet sich in mir aus, ich bin benommen. »Die versuchen, mich mit elektronischen Geräten zu kontrollieren, und Sie stecken mich in das größte Gerät, das Sie finden konnten? Bei der Kernspintomografie wird der Körper mit einem elektrischen Feld bombardiert, genau dazu ist das Gerät doch da. Wer weiß, was die mit mir angestellt haben, während ich dort drin war.«
    »Die Kernspintomografie ist völlig harmlos, Michael …«
    »Warum begreifen Sie das nicht? Die hätten meine Gedanken lesen oder mir etwas eingeben können, oder … oder sie haben mir etwas herausgeschnitten. Deshalb kann ich mich an nichts erinnern! Deshalb werde ich verrückt!« Doktor Vanek öffnet die Tür und geht hinaus. Er ruft nach Dr. Sardinha.
    »Sie müssen mich sofort operieren lassen!«, schreie ich ihm verzweifelt hinterher. »Stellen Sie fest, was die mir in den Kopf gepflanzt haben, und schneiden Sie es heraus! Deshalb bilde ich mir eine falsche Realität ein! Ich kann nur das denken, was sie mir eingegeben haben!«
    Doktor Vanek kehrt nicht zurück. Ungefähr eine halbe Stunde später öffnen Frank und ein zweiter Pfleger die Zimmertür und rollen mich hinaus.
    »Hören Sie, Frank«, sage ich. »Es tut mir leid, ich wollte Ihnen nicht wehtun, also seien Sie mir bitte nicht böse, ja?« Er antwortet nicht. »Frank, Sie müssen mir helfen, ich muss unbedingt hier raus. Bitte schicken Sie mich nicht nach Powell … bringen Sie mich sonst wohin. Schieben Sie mich in eine Abstellkammer und binden Sie mich los. Ich verspreche Ihnen, dass Sie mich niemals wiedersehen.«
    Nichts.
    »Kommen Sie schon, Frank, seien Sie nicht so nachtragend. Wenn Sie wollen, dürfen Sie zurückbeißen, falls Sie sich dann besser fühlen, oder Sie schlagen mir ins Gesicht oder tun etwas anderes. Ich meine es ernst, Mann, aber helfen Sie mir hier heraus. Helfen Sie mir …« Wir erreichen die Außentür, ich werde zu einem Krankenwagen gefahren.
    Ich weine. »Bitte, Frank, wir sind doch Freunde. Sie verstehen doch, dass ich Sie gar nicht beißen wollte. Ich hatte nur so große Angst. Sie wissen doch, dass ich Sie im umgekehrten Fall hätte laufen lassen, oder?« Unsanft werde ich in den Krankenwagen geladen, wo ich inmitten surrender und blinkender medizinischer Geräte liege.
    »Bitte, bitte, bitte!«, schreie ich. »Sie dürfen mich nicht wegbringen. Bitte. Sie ahnen ja nicht, was die dort mit mir anstellen werden.«
    Frank verriegelt die Trage im Wagen. »Die werden Ihnen helfen, damit Sie gesund werden.« Er steigt aus. »Viel Glück.«
    Er schließt die Tür, und wir fahren los.



»Hallo, Michael«, sagt Doktor Little. Ich stehe aufrecht im Gemeinschaftsraum von Powell und trage keine Fesseln. Ein Pfleger namens Devon und ein stämmiger Wachmann, der sich nicht vorgestellt hat, passen auf mich auf.
    »Ich bin Doktor Little«, sagt der Arzt. »Wir sind uns schon einmal begegnet. Können Sie sich erinnern?«
    »Ja«, antworte ich. Er war mein Arzt, als mich der Staat das letzte Mal hier hineingesteckt hat. Doktor Little ist in vieler Hinsicht das genaue Gegenteil von Doktor Vanek – er ist klein, hat ein strahlendes Lächeln und eine dicke Brille, hinter der die Augen riesig erscheinen. Er ist auch viel freundlicher, oder es gelingt ihm besser, freundlich zu tun.
    »Gut, gut!« Er spricht betont langsam, das Mienenspiel ist etwas zu dick aufgetragen, so als spräche er mit einem Kind. Ich erinnere mich, dass ich ihn nicht mochte, und jetzt fällt mir auch der Grund ein. »Wenn ich mich nicht irre, waren Sie vor ungefähr einem Jahr schon einmal hier. Wir waren der Ansicht, dass Sie an einer generalisierten Angststörung leiden, und ich habe Ihnen Clonazepam verschrieben. Haben Sie das Mittel auch eingenommen?«
    »Damit habe ich vor sechs

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