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Du stirbst zuerst

Du stirbst zuerst

Titel: Du stirbst zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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haben, vielleicht ein Kommunikationsgerät, um mit ihnen Kontakt aufzunehmen und sie zur Sekte zurückzuholen. Vielleicht waren sie alle damit ausgestattet.« Er hebt die Schultern. »Vielleicht ist Ihr Gerät kaputt, und deshalb sind Sie nicht zurückgekehrt.«
    »Sinngemäß habe ich ihm das vor fast zwei Monaten gesagt.« Ich nicke in Richtung von Doktor Little. »Aber ich bin ja der Verrückte, auf den niemand hört.«
    Doktor Little schüttelt den Kopf. »Jetzt reden Sie beide so, als wären Sie verrückt.«
    »Ich weiß«, erwidert Agent Leonard. »Ich stimme Ihnen ja zu, aber es gibt … hier sind noch andere Faktoren im Spiel. Wir haben auf der Aufzeichnung gewisse Einzelheiten entdeckt, über die ich zurzeit nicht sprechen kann. Unsere Behörde glaubt jedenfalls, dass diese Ermittlung weit darüber hinausgeht, was wir gewöhnlich bearbeiten. Ein Peilsender wäre noch die am wenigsten verrückte Erklärung, die uns eingefallen ist.«
    Doktor Little schürzt die Lippen. »Nachdem inzwischen zwei Monate vergangen sind, kann ich die Theorie nicht mehr völlig von der Hand weisen.«
    »Aber wie können wir herausfinden, ob er wirklich etwas im Kopf hat?«, fragt Leonard.
    Doktor Little setzt wieder das breite Lächeln auf. »Agent Leonard, dies ist eine psychiatrische Klinik. Wir sind darauf spezialisiert, in die Köpfe der Menschen hin­einzusehen. Ich setze gleich für morgen früh eine Kernspintomografie an.«



Doktor Vanek stürmt wütend in mein Zimmer. »Wie können Sie zulassen, dass eine Kernspintomografie mit Ihnen gemacht wird? Das kommt überhaupt nicht infrage!«
    »Beruhigen Sie sich.« Ich schließe die Augen. »Es fällt mir schon schwer genug, damit zurechtzukommen, ohne dass Sie auf die alten Knöpfe drücken.«
    »Wollen Sie das wirklich tun?«
    Ich öffne ein Auge und beobachte ihn von meinem Stuhl aus, während er aufgeregt umherläuft. »Ja, ich werde das tun, weil es das Klügste ist.«
    »Das ist eine Kernspintomografie«, sagt er.
    »Wie Sie mir das letzte Mal selbst erklärt haben, ist sie absolut harmlos.«
    »Darf ich mich nicht auch mal irren?« Er hält inne und weist mit einem dicken Finger auf mich. »Wir wissen immer noch nicht, warum Sie das Gedächtnis verloren haben. Ich gehe seit Wochen die Unterlagen durch, und die einzige plausible Erklärung ist tatsächlich die Kernspintomografie.«
    »Ich bin aus einem Fenster gefallen und habe mir wahrscheinlich den Kopf angeschlagen.«
    »Der Kernspin beweist, dass so etwas nicht passiert ist.«
    »Genau dazu ist der Kernspin auch da. Die Maschine blickt mir in den Kopf und sagt mir, ob es ein Problem gibt. Jetzt benutzen wir sie noch einmal, um festzu­stellen, ob ich ein fremdes Objekt im Schädel habe oder nicht.«
    »Und wenn da etwas ist, wirkt die Kernspintomografie wieder darauf ein, wie es schon einmal passiert ist, und wir können von Glück reden, wenn lediglich zwei Wochen Gedächtnisverlust die Folge sind. Falls Sie wirklich ein elektronisches Gerät im Kopf haben, ist es unglaublich dumm, es mit Strahlung zu bombardieren, solange wir nicht wissen, was es ist und was es bewirkt.«
    »Ich will gesund werden!«, rufe ich. »Ich will die Wahnvorstellungen loswerden und alle meine Phobien auf­arbeiten. Was Sie sagen, hilft mir überhaupt nicht!«
    »Es hilft nicht, weil Sie nicht zuhören.«
    »Ich habe darauf sowieso keinen Einfluss«, erwidere ich. »Ich darf nichts mehr entscheiden, seit ich hier drin sitze. Also hören Sie auf, mich anzubrüllen, und reden Sie mit Doktor Little.«
    »Das habe ich schon getan, und er ist in diesem Punkt sogar noch störrischer als Sie.«
    »Dann reden Sie mit meinem Vater.«
    Er schüttelt den Kopf. »Ein Kernspin gilt nicht als gefährliche Untersuchung, deshalb wird die Zustimmung Ihres Vaters nicht verlangt.«
    »Er könnte aber die Behandlung verweigern, oder?« Ich rutsche auf dem Stuhl hin und her und weiß auf einmal nicht mehr, für wen ich eigentlich eintrete. Ich will mich nicht vor dem Kernspin fürchten, trotzdem habe ich Angst. »Ich meine, wenn mein Vater verbietet, dass die Untersuchung durchgeführt wird, muss sie doch unterbleiben, oder? Das ist so ähnlich wie bei den reli­giö­sen Gruppen, die bestimmte Behandlungen ablehnen. Ob es gefährlich ist oder nicht, Sie müssen sich nach den Wünschen der Patienten oder der Vormünder richten.«
    »Das ist eine Möglichkeit«, überlegt Vanek leise. »Aber es hat bisher rein gar nichts gebracht, auf die elterliche Fürsorge

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