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Du stirbst zuerst

Du stirbst zuerst

Titel: Du stirbst zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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nach Kräften, das Rätsel zu lösen. Im Augenblick lautet unsere Theorie, dass sie Abweichler umbringen. Jeden, der die Sekte verlässt oder gegen sie eintritt. Ich muss wissen, ob sie mit Ihnen Verbindung aufgenommen haben, weil mir das einen Hinweis geben könnte …«
    »Wie haben sie die anderen kontaktiert?«
    »Das wissen wir nicht. Eines Tages sind die Kinder einfach weggegangen. Niemand hat sie angerufen, niemand hat sie mit dem Auto abgeholt. Allem Anschein nach haben sie es ganz und gar aus eigenem Antrieb getan.«
    »Das kann nicht sein.«
    »Was Sie nicht sagen. Denken Sie genau nach. Es muss irgendwo einen Hinweis geben, der mir weiterhilft. Ein Brief, den jemand unter der Tür durchgeschoben hat, ein Fremder auf der Straße, was auch immer.«
    Frustriert und verwirrt lache ich. »Seit Jahren verfolgen mich eingebildete Männer. Vielleicht waren sie die Kontaktpersonen.«
    Er setzt zum Sprechen an, doch auf einmal rutsche ich hinunter und winde mich vor Schmerzen. Agent Leo­nards Hosentasche klingelt laut.
    »Schalten Sie das ab!«, stoße ich hervor und richte mich wieder auf. Ich presse mir eine Hand an den Kopf und strecke den anderen zu dem Agenten aus. Der Arm zuckt in dem Rhythmus, den ich bei Doktor Littles Experiment in den Lautsprechern gehört habe.
    »Alles in Ordnung?«
    »Schalten Sie das Handy ab!«
    Er zieht es heraus, runzelt verwirrt die Stirn und drückt auf einen Knopf. Das Klingeln bricht ab, und die Kopfschmerzen lassen sofort nach. Schockiert starrt er das Telefon an.
    Ich reibe mir die Schläfen und stöhne vor Schmerzen. »Das dürfte nicht mehr passieren.«
    Er sieht mich an und reißt die Augen weit auf. »Sie haben Nasenbluten.«
    Ich berühre die Lippen und sehe, dass er recht hat. An den Fingern klebt rotes Blut, und ich spüre, wie es zum Mund hinabrinnt. Ich schüttle den Kopf. »Das dürfte nicht passieren.«
    »Was ist denn los?«
    »Holen Sie Doktor Little.«
    »Geht es Ihnen nicht gut?«
    »Ich brauche ihn auf der Stelle!«, rufe ich und gehe selbst zur Tür. »Holen Sie Doktor Little her!« Wieder explodieren die Kopfschmerzen mit vernichtender Gewalt, und ich taumele entkräftet zur Wand. Als ich mich umdrehe, sehe ich, wie Agent Leonard sich das Handy ans Ohr hält. »Rufen Sie jemanden an, Sie Idiot?« Ich torkele auf ihn zu, reiße ihm das Telefon aus der Hand und werfe es gegen die Wand. Das Signal bricht ab, die Kopfschmerzen hören auf, und ich stoße ein langes, erleichtertes Seufzen aus.
    »Was fällt Ihnen ein?«, ruft Agent Leonard.
    Doktor Little eilt herein. »Was ist denn hier los?«
    Ich deute auf das defekte Handy. »Ich hatte schon wieder Kopfschmerzen von einem Handysignal. Zweimal sogar, dank seiner Hilfe.«
    »He!« Leonard sammelt das Handy, die abgesprungene Rückwand und den Akku auf.
    »Sie können keine Anfälle mehr durch Handys bekommen«, wendet Doktor Little ein. »Das ist eine psycho­somatische Täuschung, die das Medikament verhindern sollte.«
    »Tja, anscheinend hat es nicht funktioniert«, sage ich. »Psychosomatisch ist es jedenfalls nicht. Es ist körperlich. Das erzähle ich Ihnen schon, seit ich hier bin. Ich habe irgendetwas im Kopf.«
    Doktor Little winkt ab. »Sie haben nichts im Kopf, Michael …«
    »Warten Sie mal«, schaltet sich Agent Leonard nachdenklich ein. »Und wenn doch?«
    Doktor Little kneift die Augen zusammen. »Wie bitte?«
    »Ich habe diese Reaktion schon einmal beobachtet«, erklärt der Agent. »Eine Überwachungskamera bei Chem­Com hat es aufgezeichnet. Direkt bevor der Wellnesskiller den Raumpfleger getötet hat, bekam der Mann aus heiterem Himmel so etwas wie einen Art Migräneanfall, genau wie es Ihnen gerade passiert ist. Man konnte beinahe glauben, die Kopfschmerzen hätten ihn vor dem Angriff gewarnt, aber wir haben es damals nicht verstanden. Wenn er wie Sie auf die Handysignale reagiert hat, könnte ihn dies gewarnt haben.«
    Doktor Little runzelt die Stirn. »Glauben Sie, der Killer hatte ein Handy dabei?«
    »Jeder hat ein Handy.«
    Ich schüttle den Kopf. »Ich habe keins. Das bedeutet wohl, dass ich nicht der Killer bin.«
    »Aber Sie sind ein potenzielles Opfer«, erklärt Agent Leonard. »Genau wie Brandon Woods und die anderen Sektenmitglieder.«
    »Ich bin kein Sektenmitglied«, fauche ich.
    »Aber möglicherweise ist etwas in Ihrem Kopf«, entgegnet Leonard. »Ein Chip oder ein Peilsender, oder … ich weiß auch nicht. Irgendetwas. Cerny könnte den entführten Kindern etwas implantiert

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