Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du stirbst zuerst

Du stirbst zuerst

Titel: Du stirbst zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
Vom Netzwerk:
Mögliche, doch die Erinnerungslücken sind immer noch da. Das macht mir eigentlich nicht viel aus. Wer will sich schon daran erinnern, dass er verrückt war?
    Als das FBI wieder auftaucht, bin sich seit fast zwei Wochen frei von Halluzinationen. Das bedeutet vermutlich, dass die Beamten real sind.
    Devon bringt mich zu dem kleinen Therapiezimmer. Dieses Mal besucht mich nur einer, es ist der Größere. Er reicht mir lächelnd die Hand.
    »Guten Tag, Mister Shipman. Ich bin Agent Jon Leonard vom FBI . Erinnern Sie sich an mich?«
    »Waren Sie nicht beim letzten Mal mit Ihrem Kollegen hier?«
    »Ja, das war Agent Chu.«
    »Ich wollte mich nur vergewissern.«
    Er deutet auf den Stuhl, der ihm gegenüber steht, und ich nicke höflich. Dieses Mal ist es ein echtes Nicken, auch wenn mir das nicht immer gelingt. Die Dyskinesie ist noch nicht völlig abgeklungen. Devon lässt uns allein und schließt die Tür hinter sich. Agent Leonard setzt sich.
    Ich folge seinem Beispiel und beobachte ihn. »Haben Sie den Mann gefunden, den ich gesehen habe?«
    »Ja, wir haben ihn gefunden.«
    »Und?«
    »Nichts. Er heißt Nick und hat sich hier um einen Job beworben. Gesichtslos war er nicht, er war keine Respektsperson und auch sonst kein Mensch, vor dem man Angst haben müsste.«
    »Das dachte ich mir schon.« Erleichtert seufzend lehne ich mich zurück. »Sie haben ja keine Ahnung, wie sehr mich das freut.«
    Er zieht die Augenbrauen hoch. »Demnach glauben Sie nicht mehr an die Verschwörung?«
    »Ich leide an Schizophrenie, Agent Leonard. Die Verschwörung hat nur in meinem Kopf stattgefunden.«
    Er nickt und beäugt mich über den Tisch hinweg. »Was wissen Sie über die Morde des Wellnesskillers?«
    »Nicht viel«, antworte ich wahrheitsgemäß und ver­suche, beim Sprechen seine Reaktionen einzuschätzen. Hält er mich immer noch für verdächtig? »Ich hatte sehr lange … äh … eine Phobie gegenüber Fernsehapparaten und Radios, weshalb ich kaum etwas über die Morde erfahren habe, ehe ich hierhergekommen bin.« Ich lache nervös. »Um ehrlich zu sein, ich hatte gehofft, auch das könnte sich als Halluzination erweisen, die keinen realen Hintergrund hat.«
    Leonard stimmt in mein Lachen ein, bekommt aber nicht mehr als ein halbherziges Kichern zustande. »Nein, Michael, ich muss Ihnen leider sagen, dass die Morde sehr real sind. Was wissen Sie sonst noch dar­über?«
    Zuerst denke ich, er sucht etwas und will es mir anhängen, aber dann sage ich mir, dass ich mich irre. Ich bin paranoid – niemand hat es auf mich abgesehen. Wahrscheinlich befragt er mich einfach nur als Zeugen. Also ruhig bleiben, und alles wird gut.
    Ich schüttle den Kopf. »Sonst weiß ich nichts. Mir ist nicht einmal klar, warum man ihn den Wellnesskiller nennt.«
    Wieder kichert er. »Im Grunde ist das ein geschmackloser Scherz. Die Frau des ersten Beamten, der auf den Fall angesetzt war – ein Mann aus der Gegend, kein Bundesbeamter –, hatte ein Wellness-Studio.«
    »Und?«
    »Wissen Sie, was ein Peeling ist?«
    Ich schüttle den Kopf.
    »Dabei wird die abgestorbene oberste Hautschicht entfernt, und der Wellnesskiller verpasst seinen Opfern ebenfalls ein Peeling. Nur etwas tiefer als üblich.«
    Ich schneide eine Grimasse. »Ehrlich?«
    »Wie gesagt, es ist ziemlich krank.«
    Unruhig rutsche ich auf dem Stuhl hin und her, weil er die abgeschälten Gesichter erwähnt hat. »Aber das hat doch nichts mit mir zu tun, oder?« Ich bin viel zu nervös, um unauffällig zu fragen. »Ich meine, nur weil ich Gesichtslose und so weiter gesehen habe, bin ich doch nicht der Killer, oder?« Sobald ich nervös werde, zuckt der Arm stärker.
    »Sehen Sie immer noch diese Gesichtslosen?«, fragt er.
    Ich bin gleichzeitig zappelig und vor Angst wie gelähmt und kann nicht antworten. Er wartet eine Weile, dann zieht er die Augenbrauen hoch.
    »Michael?«
    »Nein.« Ich schüttle den Kopf. »Ich habe seit Wochen keinen mehr gesehen.«
    »Ausgezeichnet.« Er lächelt. »Sie wissen ja gar nicht, wie ungeduldig wir auf die Gelegenheit gewartet haben, mit Ihnen zu reden. Ihr Arzt wollte uns aber erst heute wieder zu Ihnen lassen.«
    »Weil ich geheilt bin?«
    »Weil Sie klar sind.«
    Ich nicke. Die Frage hat er immer noch nicht beantwortet. Mir ist kalt, ich fühle mich hilflos.
    »Ist Ihnen bewusst, welche Opfer sich der Wellnesskiller aussucht?« Er hebt die Aktentasche vom Boden hoch.
    Wieder nicke ich. »Die Kinder der Erde.«
    »Genau«, bestätigt er und öffnet die

Weitere Kostenlose Bücher