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Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Titel: Du und ich und all die Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Silver
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Anflug von schlechtem Gewissen. Natürlich war mir klar, wie sehr ihn das alles mitnahm und wie furchtbar er sich fühlte. Dennoch schaffte ich es nicht, mit ihm zu reden. Seine Entschuldigungen konnte ich nicht mehr hören, mochten sie auch noch so ehrlich und tief empfunden sein. Irgendwann endeten sie immer in Ausreden: Er war verzweifelt gewesen, er hatte nicht gewollt, dass so etwas passierte, sie hatten zu viel getrunken, sie konnten mich nicht erreichen, irgendwann führte eines zum anderen. Übelkeit vertrieb mein schlechtes Gewissen.
    Das Schlimmste, das wirklich mit Abstand Schrecklichste war, dass er es mir nicht gleich gestanden hatte. Nein, er hatte Monate damit gewartet. Also hatte ich monatelang mit ihm geschlafen, ohne zu ahnen, dass er mit jemand anderem im Bett gewesen war. Unter diesen Umständen hätte er die ganze Sache besser für sich behalten.
    In dem Punkt zumindest lag Alex richtig. «Ich habe es dir nicht erzählt», schluchzte sie, als sie zwei Tage nach Doms Geständnis bei mir ankam, «weil es nichts mehr geändert hätte. Ich hätte mein Gewissen erleichtern können, aber du wärst nur verletzt gewesen, Nic. Das Letzte auf der Welt, was ich wollte, war, dich zu verletzen.»
    «Na super, vielleicht hättest du dann nicht mit meinem Mann schlafen sollen», konterte ich und schlug ihr die Tür vor der Nase zu.

    Tatort war unser Haus gewesen, die Tatzeit September. Ich weiß nicht genau, wo sie es gemacht haben. Aber Dom hatte mir sofort versichert, dass es nicht in unserem Bett passiert war. Als ob es das besser machen würde. «Schön, mein Schatz, du hast also meine beste Freundin gevögelt, aber dabei wenigstens nicht die teure Bettwäsche besudelt, die uns deine Mutter zur Hochzeit geschenkt hat.» Ich hatte nicht nachgefragt, wo sie es denn dann getrieben hatten, weil ich gerade zu beschäftigt damit war, meinen Mann unter anderem als Lügner, Mistkerl und Laus zu betiteln. Inzwischen allerdings fragte mich doch, wo sie es genau gemacht hatten. Sollte ich das Sofa vielleicht besser neu beziehen lassen?
    Ich war in Edinburgh gewesen, als es passierte, und drehte gerade eine besonders widerliche Folge von Frauentausch . Dom und ich hatten seit zwei Tagen nicht miteinander telefoniert. Vor meiner Abreise hatte es einen heftigen Streit gegeben, und ich weigerte mich ranzugehen, wenn er anrief. Ich Idiot.
    Der Streit begann mit einer albernen Kleinigkeit. Doms Eltern hatten uns eingeladen, die kommende Woche mit ihnen in Yorkshire zu verbringen. Ich wollte nicht und schob vor, dass ich zu viel Arbeit hätte und es gerade nicht passen würde. Das war Schwachsinn, und Dom wusste das natürlich auch. Ich hatte damals kaum Aufträge und mit Sicherheit keine, für die ich mein Wochenende mit Recherche hätte verbringen müssen. Als er mir das auf den Kopf zusagte, machte ich reinen Tisch.
    «Okay, ich habe nicht zu viel zu tun, ich will nur einfach nicht dahin. Mir ist im Moment nicht danach, deine Eltern zu besuchen.» Ich war oben in meinem Arbeitszimmer, Dom stand am Treppenabsatz, und wir führten das Gespräch durch die Falltür.
    «Das ist okay», wiegelte er ab. «Wir müssen ja nicht hinfahren. Natürlich können wir das Wochenende auch gern anders verbringen – warum laden wir nicht Matt und Liz zu uns ein? Wir könnten mit den Hunden durch den Park nach Richmond laufen und in den Petersham Nurseries zu Mittag essen?»
    «Petersham Nurseries? Das wird ein bisschen teuer, findest du nicht?»
    «Ich habe da Geburtstag, Nic.»
    Oh verdammt. «Ja, ich weiß, dass es dein Geburtstag ist.» Lüge, ich hatte das vollkommen vergessen. Ich ging hinüber zur Falltür und kletterte die Stufen hinunter. «Natürlich weiß ich das», wiederholte ich. Dom musterte mich amüsiert. Ihm war klar, dass ich seinen Geburtstag vergessen hatte, und er fand das lustig. Das ärgerte mich. Alles an ihm ging mir auf die Nerven, dass er ständig Zugeständnisse an mich machte, wie er bei Diskussionen einlenkte – diese ganze nette Tour.
    «Ich möchte nicht, dass Matt und Liz kommen», sagte ich.
    «Och, komm schon, Nic, das wird witzig …»
    «Ich will es aber nicht. Mir ist im Moment nicht nach Unterhaltung und Gesellschaft. Du verstehst das einfach nicht, oder?»
    Ich schob mich an ihm vorbei und stapfte die Stufen hinunter. Dom folgte in sicherem Abstand und holte mich in der Küche wieder ein, wo ich am Spülbecken stand und finster durchs Fenster nach draußen in den herrlichen Sonnenschein

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