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Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Titel: Du und ich und all die Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Silver
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Durchs Fenster zu meiner Linken konnte ich sehen, dass der nackte Fels unter uns steil ins Meer ragte. Mir drehte sich der Magen um.
    «Nicht runterschauen», riet Jo mir grinsend.
    «Mach dir keine Gedanken», sagte Lisa, um mich zu beruhigen. «Kate hat mit diesem Auto noch keinen einzigen Unfall gebaut. Das letzte hat sie zu Klump gefahren, aber mit dem Mercedes ist sie vorsichtig.»
    «Erzähl ihr doch keine Geschichten!», protestierte Kate auf dem Fahrersitz. «Im Ernst, ich bin eine gute Fahrerin. An den Unfällen waren immer andere schuld.»
    «Lasst uns das Thema wechseln, okay?», schlug Alex vor.
    «Klar. Was habt ihre beiden in den nächsten Tagen vor?», fragte Jo.
    «Noch nichts Konkretes …», antwortete ich.
    «Typisch Alex», verkündete Lisa. «Die ist immer so unorganisiert.»
    «Spontan», korrigierte Alex.
    «Also, ihr müsst eine Bergtour machen», sagte Jo. «Das ganze Gebiet hier ist perfekt zum Wandern.»
    «Ich bin eigentlich nicht so die Bergsteigerin …»
    «Es gibt einen einfachen, schönen Weg», beruhigte mich Lisa. «Man ist nur ein paar Stunden unterwegs. Den bin ich mit unseren Großeltern rauf. Den schafft jeder.»
    «Ach so, und ihr müsst euch unbedingt die Pinguine bei Boulders Beach ansehen …»
    «Und ihr solltet nach Robben Island fahren …»
    «Auf dem Green Market Square einkaufen gehen …»
    «Nach Stellenbosch fahren und eine Weinprobe machen …»
    «Eigentlich», unterbrach Alex ihre Schwestern, «würden wir am liebsten nur ein bisschen am Strand herumliegen und gar nichts tun.»
    «Lass dich von ihr nicht ausbremsen, Nicole», sagte Kate warnend. «Wenn es nach Alex geht, fliegst du in einer Woche nach England zurück und hast nichts gesehen außer den Bauchmuskeln der Rettungsschwimmer von Clifton Beach.»

    Gegen zehn Uhr setzte Kate uns auf dem überfüllten Parkplatz von Clifton ab. Der Strand war, so weit das Auge reichte, mit Lagerfeuern übersät, um die hundert (meist spärlich bekleidete) junge Leute herumtanzten. Andere drängten sich vor den provisorischen Bars, die in unregelmäßigen Abständen über den Strand verteilt waren. Aus einem riesigen Boxenturm etwas weiter den Strand hinunter dröhnte unverkennbar der Refrain von Insomnia von Faithless.
    Alex nahm energisch meinen Arm und dirigierte mich ein paar wacklige Holztreppen hinunter zum Strand. Je mehr barfüßige Mädchen in Bikinis mir dabei begegneten, desto mehr bedauerte ich die Wahl meines Outfits.
    «In Ordnung», sagte Alex und sondierte die Lage. «Wir gehen rüber zum DJ-Pult. Anton legt heute Abend auf, da wird eine Menge los sein.»
    «Wer ist Anton?», fragte ich, während ich neben ihr herstolperte. Ich musste brüllen, um mich trotz des Lärms der Feiernden und der Musik verständlich zu machen.
    «Ich habe ihn Weihnachten kennengelernt», schrie sie zurück. «Echt netter Kerl», fügte sie augenzwinkernd hinzu.
    Wie sich herausstellte, war Anton nicht der einzige nette Kerl auf der Party, den Alex kannte. Sie kannte auch Steve und Michael, Danny und Graham, Wayne und Todd … eine ganze Kompanie gutaussehender junger Männer. Sie begrüßten Alex überschwänglich, schüttelten mir höflich die Hand und ignorierten mich danach. Ich wich Alex nicht von der Seite, kam mir blöd vor und war völlig eingeschüchtert. Schließlich erklärte ich mich bereit, Getränke zu holen. Gesteigerter Alkoholkonsum war wahrscheinlich die beste Überlebensstrategie bei dieser Party.
    Nachdem ich mich von meinen Plateauschuhen befreit hatte, stapfte ich die Dünen hoch auf eine der Bars zu. Barfuß ging es sich nicht wirklich leichter, denn jetzt stolperte ich andauernd über meinen Hosensaum. Vor mir am Tresen standen die Leute in Zehnerreihen. Ich überlegte einen Augenblick lang, ob ich es nicht besser gleich aufgab. Bestimmt konnte Alex einen der Jungs dazu bringen, uns Drinks zu besorgen. Da ich aber keine Spielverderberin sein wollte, stürzte ich mich ins Gewühl.
    Gefühlte Stunden später, in Wirklichkeit wahrscheinlich nach etwa fünfzehn Minuten, kehrte ich erfolgreich von meiner Mission zurück und balancierte vier Gin Tonics auf einem Plastiktablett. Zwei für Alex und zwei für mich. Das war auf jeden Fall erst mal meine letzte Expedition zur Bar gewesen. Ich hielt das Tablett umklammert, als hinge mein Leben davon ab. Ich war noch keinen Meter weit gekommen, als ich über den Saum meines rechten Hosenbeins stolperte, mich aber gerade noch wieder fing. Ich seufzte erleichtert

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