Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Titel: Du und ich und all die Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Silver
Vom Netzwerk:
schneller, bunt und laut.
    «Frohes neues Jahr, Nicole Blake», sagte Aidan.
    «Frohes neues Jahr», antwortete ich.
    Er hielt eine Flasche Champagner hoch.
    «Komm», sagte er, «die köpfen wir zusammen, irgendwo, wo es ruhiger ist.»
    «Was ist mit deiner Freundin?»
    Aidan zuckte mit den Schultern und lachte. «Ich kann sie nirgendwo sehen. Du etwa? Was ist mit deinem Freund?»
    Ich schaute über meine Schulter zu Alex hinüber, die dastand und uns angrinste.
    Aidan lachte. «Also das ist Alex? Sie ist deutlich hübscher, als ich mir vorgestellt hatte. Weniger maskulin.»
    Alex winkte mir zum Abschied. «Ich komme hier schon allein klar!», rief sie. «Los, amüsier dich. Ich drücke mich wie ein Groupie ums DJ-Pult herum.»
    Wir gingen den Strand entlang, weg vom Partyrummel, in die Dunkelheit hinein. Ich fühlte mich, als würde ich eine Schwelle überschreiten, vielleicht lauerte dahinter Gefahr, da war ich mir nicht ganz sicher. Mir wurde schwindlig, und ich war richtig high. Es fühlte sich fabelhaft an. Hier war ich nun, Silvester, an einem Strand in Südafrika, und trank Champagner mit einem attraktiven älteren Mann! Was für ein Abenteuer! Genau danach hatte ich mich gesehnt. Außerdem: Falls er irgendwas versuchen sollte, konnte ich ihm immer noch die Champagnerflasche über den Kopf ziehen.
    Wir gingen eine Zeitlang schweigend nebeneinanderher, schließlich kletterten wir auf eine Düne, wo wir uns niederließen und Aidan den Champagner öffnete. Abwechselnd tranken wir aus der Flasche. Wir waren so weit von den anderen Feiernden entfernt, dass wir weder die Musik noch das Geschrei der Menge hören konnten. Außer uns war niemand hier am Strand. Es kam mir vor, als wären wir die beiden letzten Menschen auf der Welt.
    Der Vollmond hing tief an einem mit Sternen übersäten Himmel. So viele hatte ich noch nie gesehen.
    «Der Himmel ist ganz anders als zu Hause, oder?», fragte Aidan.
    «Ja.»
    «Ist denn ansonsten alles in Ordnung bei dir? Geht es deiner Mutter gut?»
    «Ja, alles bestens. Sie heiratet nächstes Jahr.»
    «Netter Typ?»
    «Er ist wunderbar.» Ich war ein wenig verwirrt. Was passierte hier gerade? Warum redeten wir über Belanglosigkeiten? Er war doch ganz bestimmt nicht den weiten Weg den Strand entlang mit mir hergekommen und hatte eine Flasche Champagner mitgebracht, nur um über meine Mutter zu reden? Mir wurde plötzlich bewusst, dass er mir bisher gar nicht erzählt hatte, warum er überhaupt in Kapstadt war. Fand nur ich die Situation gerade merkwürdig?
    «Was machst du eigentlich hier, Aidan?», fragte ich. «Es ist ja wohl unglaublich, dass Julian mir nicht mal erzählt hat, dass du auch in Südafrika bist …»
    «Wahrscheinlich will er uns lieber auseinanderhalten», erwiderte Aidan lächelnd. «Seine kostbare Nicole.» Er hatte den Arm wieder um meine Schultern gelegt. Ich schloss die Augen, lehnte mich an ihn und atmete seinen Duft ein. Zitrone und Zigaretten. Berauschend, aber nicht so berauschend, dass ich meine Frage vergessen hätte, die er noch nicht beantwortet hatte.
    «Und was machst du hier?», hakte ich nach.
    «Ich arbeite», erklärte er. «Ich bin jetzt bei der BBC.»
    «Als Reporter?»
    «Kameramann. Wir drehen einen Dokumentarfilm über die Wahrheits- und Versöhnungskommission. Davon gehört?»
    «Ich lese Zeitung», sagte ich und war sofort wieder unentspannt. Ich rückte ein Stück weg.
    Er lächelte mir zu. «Du bist so empfindlich», stellte er fest. «Finde ich super. Man kann dich total leicht auf den Arm nehmen.»
    «Woher willst du das wissen?», fragte ich. «Du kennst mich überhaupt nicht.»
    «Schon, aber ich habe eine Menge Geschichten über dich gehört», sagte er. «Außerdem erinnere ich mich genau, wie wir uns das erste Mal begegnet sind. Ich wollte Jules bei euch abholen, nach der Prügelei, weißt du noch?»
    «Ja, ganz genau sogar.»
    «Du warst stinksauer und bist fast ausgeflippt, weil ich gefragt habe, ob du nicht schon im Bett liegen solltest.» Er fing wieder an zu lachen.
    «Also, das hört sich interessant an. Die Wahrheitskommission meine ich», überging ich die Bemerkung geflissentlich.
    «Die Wahrheit kommt ans Licht! So nennen sie sie hier. Total lächerlich.»
    «Wie meinst du das? Hältst du nichts von der Kommission? Ich finde es unglaublich, so optimistisch. Das Land versucht, auf wirklich konstruktive Weise mit dem Erbe seiner Vergangenheit umzugehen.»
    Aidan lachte diesmal noch lauter. «Du bist dafür, Mörder

Weitere Kostenlose Bücher