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Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Titel: Du und ich und all die Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Silver
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mich losgegangen: Halt dich verdammt noch mal von ihr fern, komm ihr ja nicht zu nahe … bla, bla, bla.» Ich musste über seine Imitation von Jules lachen. «Damals wusste ich ja nicht, dass du erst sechzehn bist. Ich dachte, du wärst so alt wie Jules.»
    «Immer noch zu jung für dich.»
    «Was soll ich sagen, ich bin eben ein lüsterner Greis.»
    «Wie alt bist du eigentlich?», fragte ich, als wir Hand in Hand aufs Meer zugingen.
    «Fünfunddreißig», antwortete er.
    «Das kann nicht sein!», rief ich und ließ seine Hand los, als stünde sie in Flammen.
    «Natürlich nicht», sagte er, lachte und legte mir den Arm um die Taille. «Oh Gott, sehe ich etwa aus wie fünfunddreißig? Ich bin achtundzwanzig.»
    «Das ist auch schon ziemlich alt.»
    «Ich geb dir gleich alt.» Aidan wirbelte mich in die Luft und warf mich dann über seine Schulter. Trotz meiner Proteste schleppte er mich zum Wasser und warf mich hinein. Er sprang hinterher, umarmte mich und bedeckte mein Gesicht mit salzigen Küssen.

    Alex saß mit einer ganzen Gruppe von Leuten mitten in einer Rauchwolke an einem der Lagerfeuer. Der Qualm stammte – dem Geruch nach zu urteilen – nicht nur vom brennenden Holz. Alex bekam einen Lachanfall, als sie Aidan und mich sah.
    «Hey, ihr Turteltäubchen», sagte sie. «Oder sollte ich sagen Wasserratten?» Verschämt ließ ich Aidans Hand los. Er holte sie sich zurück, und mein Herz fing wieder an zu klopfen. «Wo um Himmels willen seid ihr gewesen?»
    Wir legten uns in den Sand, beobachteten den Sonnenaufgang und wurden langsam bekifft, während wir darauf warteten, dass unsere Kleider trockneten. Jemand hatte vorgesorgt und Orangensaft und Boerewors, südafrikanische Würstchen, zum Frühstück organisiert.
    Als die Sonne dann am Himmel stand, stützte sich Aidan auf einen Ellbogen, streckte sich und sagte: «Ich muss dann los.»
    «Nein, geh noch nicht», sagte Alex. «Komm mit zu uns nach Hause. Wir gehen Schwimmen, wir grillen, so was in der Art. Einfach nur entspannen.»
    «Das ist echt nett, Alex, aber es geht wirklich nicht. Seit Weihnachten habe ich nur Geld ausgegeben, und morgen werde ich mal wieder arbeiten. Zwischendurch muss ich auch mal schlafen.» Er küsste meinen Hals. «Kann ich dich telefonisch erreichen, solange du hier bist?»
    Ich gab Aidan die Nummer von Alex’ Eltern und begleitete ihn bis zum Parkplatz, um mich zu verabschieden. Wir küssten uns ein letztes Mal, dann stieg er ein wenig wacklig auf sein Motorrad und fuhr davon. Ohne Helm.

    Als er weg war, kehrte ich zum Lagerfeuer am Strand zurück. Ich wusste, dass ich grinste wie ein Honigkuchenpferd, aber ich konnte nicht anders.
    «Guter Fang, Nic», sagte Alex. «Ein echtes Sahnestück. Nur ein bisschen alt, oder?»
    «Achtundzwanzig!», sagte ich.
    «Im Ernst?»
    «Aber so sexy.»
    «Stimmt», bestätigte sie. «Er sieht genauso aus wie Julian.»
    «Ich glaube», sagte ich und ließ mich neben ihr in den Sand fallen, ehe ich ihr den Arm um die Schultern legte, «das war bisher mein schönstes Silvester.»
    «Aber nicht besser als das mit Julian?»
    «Na ja, das war toll und furchtbar. Dieses war nur toll. Oh Gott, Südafrika ist phantastisch.»
    «Nicht wahr?»
    «Ich finde, wir sollten nach dem Examen noch einmal herkommen. Wir könnten herumreisen, unterrichten, etwas Sinnvolles tun.»
    «Es geht einem unter die Haut, oder?», fragte Alex mit einem Lächeln.
    «Was?»
    «Afrika.»

    Wir saßen da, bis es zu heiß wurde und es Zeit war, nach Hause zu fahren. Alex hatte irgendwie jemanden aufgetrieben, der nüchtern genug war, um uns zu kutschieren. In der Villa angekommen, schlichen wir leise ins Bett. Ich konnte nicht sofort einschlafen, lag nur da und ließ alle Details der vergangenen Nacht noch einmal Revue passieren – dachte an Aidans Lachen und seine grünen Augen.

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    7. Kapitel
    27. Dezember 2011
    Ich fahre auf der M40 in Richtung Westen, höre Radio und frage mich, was zum Teufel ich hier eigentlich will. Mein Mann wird ernsthaft wütend sein, und ich provoziere eine Menge unschöner Auseinandersetzungen so kurz vor unserem Urlaub, nur um einen Menschen zu besuchen, der mich mein Leben lang im Stich gelassen hat.
    Weil dieser Mensch mein Vater ist. Das ist der einzige Grund.
    Als ich das letzte Mal mit ihm gesprochen habe, rief er an, um mir zum dreißigsten Geburtstag zu gratulieren. Das war vor zwei Jahren, als ich einunddreißig geworden bin. Zuletzt gesehen habe ich ihn am Abend

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