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Du und Ich

Du und Ich

Titel: Du und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niccolò Ammaniti
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die Autos auf der Straße, den Cercopithecus mit seinem Besen auf dem Hof, ein Telefon, das in der Ferne klingelte, den Brenner des Heizkessels, die Holzwürmer. Und ich roch den Geruch all der hier angehäuften Dinge, den beißenden Geruch vom Holz der Möbel, den strengen der feuchten Teppiche.
    Ein dumpfer Schlag.
    Ich hob den Kopf vom Kissen.
    Die Tür zum Bad war halb offen.
    Ich stand auf und ging nachschauen.
    Olivia lag auf dem Boden, nackt, weiß, eingeklemmt zwischen der Toilette und dem Waschbecken. Sie versuchte aufzustehen, schaffte es aber nicht. Auf den nassen Fliesen rutschte sie aus wie ein Pferd auf dem Eis. Sie hatte kaum Schamhaare.
    Ich stand still da und starrte sie an.
    Sie wirkte wie ein Zombie. Ein Zombie, auf den man gerade geschossen hatte.
    Sie sah mich, wie ich dort in der Tür stand, und zischte: »Raus hier! Hau ab! Mach die verdammte Tür zu!«
    Ich holte den Morgenrock der Nunziante und hängte ihn ihr über die Türklinke. Als sie herauskam, in ein schmutziges Handtuch gewickelt, nahm sie ihn, schaute ihn an, zog ihn sich über, legte sich aufs Sofa und wandte mir, ohne ein Wort zu sagen, den Rücken zu.
    Ich setzte mir die Kopfhörer auf. Ich hatte eine CD von Papa drin. Es war ein Klavierstück, das nie endete, und durch diese ruhige, sich immer wiederholende Musik fühlte ich mich weit weg, auf der anderen Seite einer Glasscheibe, als sähe ich einen Dokumentarfilm. Sie und ich, wir waren nicht im selben Raum.
    Die Zeit verstrich, und meiner Schwester ging es immer schlechter. Sie zitterte, als hätte sie Fieber. Sie war eine Mole, an der sich Wellen des Schmerzes brachen. Sie hielt die Augen geschlossen, doch sie schlief nicht. Ich hörte, wie sie leise jammerte. »Verdammte Scheiße. Verflucht. Ich halte es nicht mehr aus … So schaffe ich es nicht.«
    Die Musik hämmerte mir immer gleichbleibend in den Ohren, während meine Schwester vom Sofa aufstand, sich wieder hinsetzte, sich die Beine blutig kratzte, erneut aufstand, herumzappelte, den Kopf an die Schranktür lehnte. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt. Sie begann mit den Händen in den Hüften einzuatmen und auszuatmen. »Los, Oli, du kannst es schaffen … Los … Los, verdammt.« Dann kauerte sie sich, die Hände vors Gesicht gepresst, irgendwohin. Und so blieb sie eine ganze Weile.
    Ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Es schien, als wäre sie in dieser unbequemen Haltung eingeschlafen. Aber nein, sie stand auf und begann gegen alles zu treten, was ihr in den Weg kam.
    Ich nahm die Kopfhörer ab, stand auf und packte sie am Handgelenk. »Du musst ruhig sein! So kann man uns hören! Ich bitte dich …«
    Sie sah mich aus blutunterlaufenen Augen voller Hass an und stieß mich weg. »Scheiß auf ich bitte dich. Leck mich doch! Setz dir deine Dreckskopfhörer wieder auf. Du armer Idiot.« Sie verpasste dem Keramikhund einen Tritt, er fiel runter, und der Kopf brach ab.
    Ich flehte sie an und versuchte sie zu stoppen: »Bitte … bitte … Lass das sein … Wir sind geliefert, wenn du so was tust. Verstehst du das?«
    »Hau bloß ab. Ich schwöre bei Gott, ich bringe dich um.« Sie warf eine Glaslampe nach mir, die in tausend Stücke ging.
    Mich überkam eine blinde Wut. Meine Muskeln spannten sich an, und ich schrie, als würde ich explodieren. »Nein, ich bringe dich um!« Mit gesenktem Kopf rannte ich auf sie zu. »Du sollst mich in Ruhe lassen! Verstehst du das?« Ich streckte die Arme aus und stieß sie von mir.
    Olivia flog nach hinten, strauchelte und krachte mit einer Schulter gegen den Schrank. Sie war wie gelähmt, ungläubig, ihr Mund stand weit offen.
    »Was willst du von mir? Verschwinde!«, knurrte ich.
    Olivia kam auf mich zu und verpasste mir eine Ohrfeige. »Arschloch … Untersteh dich.«
    Jetzt bringe ich sie um, dachte ich und befühlte meine glühende Wange. Ich spürte einen heißen Kloß im Hals, hielt die Tränen zurück, ballte die Fäuste und stürzte mich auf sie. »Hau ab, du Scheißjunkie!«
    Wir landeten auf dem Sofa. Ich oben, sie unten. Olivia trat um sich, schlug mit den Fäusten in die Luft, um sich zu befreien, doch ich war stärker als sie. Ich packte ihre Handgelenke und schrie sie aus zehn Zentimetern Entfernung an: »Was, verdammt, willst du von mir? Sag mir das!«
    Sie versuchte sich loszumachen, doch mit einem Mal, als fehlte ihr plötzlich die Kraft zu kämpfen, wehrte sie sich nicht mehr und ergab sich, und ich fiel auf sie.
    Ich zog mich hoch und ging weg von ihr, am

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