Du weckst mein Verlangen
das unglaublich sexy klang, überlief sie eine Gänsehaut. So kenne ich mich gar nicht, dachte sie irritiert. Ich reagiere doch sonst nicht so heftig auf erotische Signale.
Sie konnte die Züge des Mannes nicht erkennen, nur dass er ungewöhnlich groß war. Sicher fast einen Meter neunzig. Zudem betonte der schicke Lammfellmantel noch seine breiten Schultern. Es umgab ihn unmissverständlich eine Aura von Autorität … und Reichtum. Emma fragte sich, was jemanden wie ihn in diese entlegene Gegend verschlagen haben mochte. Das letzte Dorf war kilometerweit entfernt, und vor ihnen lagen nur die endlosen Moorflächen Northumbrias. Mein Gott, ihm müssen ja die Zehen abfrieren! dachte sie angesichts der handgefertigten Lederschuhe, die gewiss nicht für ein derartiges Wetter geeignet waren.
Als könne er ihre Gedanken lesen, stampfte der Mann jetzt mit den Füßen, um die Blutzirkulation wieder in Gang zu bringen, und nahm ein Handy aus der Manteltasche.
„Kein Signal! Wie man in dieser gottverlassenen Gegend leben kann, ist mir ein Rätsel!“
„Die Grafschaft Northumbria ist berühmt für ihre unberührte Natur“, konterte Emma leicht gereizt.
Wie kann man mitten in einem Schneesturm durch das Moor fahren, ohne zumindest eine Schaufel dabeizuhaben? dachte sie sarkastisch. Sie liebte die Wildheit der Landschaft. Während ihrer Ehe mit Jack hatten sie in Newcastle gelebt, aber Emma lag das Stadtleben nicht. Sie hatte immer die Rauheit der Hochmoore vermisst.
„Im Nationalpark gibt es wunderbare Wanderwege! Im Winter sind sie natürlich etwas weniger malerisch.“ Sie spürte die Ungeduld des Mannes. „Ich fürchte, mein Handy funktioniert hier auch nicht. Sie müssen schon ins nächste Dorf und von dort einen Abschleppdienst anrufen. Allerdings bezweifle ich, dass vor morgen früh jemand herauskommen wird.“ Sie zögerte. Irgendwie behagte ihr der Gedanke nicht, einen völlig Fremden mitzunehmen. Schließlich gewann ihre Hilfsbereitschaft jedoch die Oberhand. Sie konnte ihn ja schlecht in dieser Einöde sitzen lassen. „Ich muss noch einen Besuch machen, dann fahre ich nach Little Compton zurück. Wenn Sie mitkommen wollen?“
Ich muss ja wohl oder übel das Angebot dieser Frau annehmen, überlegte Rocco resigniert. Er warf einen Blick auf seinen silberfarbenen Sportwagen. Nie würde er ihn aus dem Graben herausbekommen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als ein Hotel zu finden und alles Weitere am nächsten Tag zu organisieren. Wortlos nahm er eine Reisetasche vom Rücksitz.
Er musterte die unförmige Gestalt hinter dem Steuer. Wohl eine dieser Farmersfrauen. Wahrscheinlich hat sie nach ihren Schafen gesehen. Rocco konnte sich ansonsten beim besten Willen nicht vorstellen, was jemanden bei diesem Wetter in diese unwirtliche Moorlandschaft führen sollte.
Definitiv üppig, dachte er, als er sich auf den Beifahrersitz quetschte. Aus den Augenwinkeln betrachtete er die Gestalt neben sich. Wegen der tief in die Stirn gezogenen Wollmütze und dem dicken Schal konnte er jedoch ihr Gesicht nicht sehen.
„Danke“, murmelte er. Erleichtert spürte er die wohlige Wärme der Heizung. Erst jetzt wurde ihm bewusst, in welch gefährlicher Situation er sich befunden hatte. „Was für ein Glück, dass Sie vorbeigekommen sind!“
Emma löste die Handbremse und fuhr langsam an. Die Reifen griffen nicht, und der Wagen rutschte. Energisch schaltete sie einen Gang höher. Als sie schließlich die Hand vom Schaltknüppel zurückzog, streifte sie aus Versehen den Schenkel des Mannes. Schlagartig verwirrte sie die starke Präsenz des Fremden, der in dem beengten Raum noch stattlicher wirkte. Verstohlen schaute sie zu ihm herüber, aber der hochgeschlagene Mantelkragen verhinderte, dass sie seine Züge erkennen konnte. Sie erhaschte lediglich einen Blick auf dunkles Haar, das ihm verwegen in die Stirn fiel.
In der Wärme des Wagens entfaltete sich der herbe Geruch seines Aftershaves. Es war dasselbe wie Jacks. Unwillkürlich biss sich Emma auf die Lippe. Sie sah ihn vor sich: seinen dichten strohblonden Schopf und das umwerfende Lächeln. Jack war der geborene Charmeur, der die schönen Dinge des Lebens liebte. Sie, Emma, hatte ihm das unverschämt teure Aftershave zu Weihnachten geschenkt, dem letzten, das sie miteinander verbringen sollten. Nie wäre ihr damals in den Sinn gekommen, dass er es auch benutzte, wenn er mit anderen Frauen schlief.
Genug! Energisch verdrängte sie die Gedanken. Erst jetzt bemerkte sie, dass
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