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Du wirst die Schoenste sein

Du wirst die Schoenste sein

Titel: Du wirst die Schoenste sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Posa
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meinem durchgeschwitzten Bett, aber diese entsetzlichen Schreie, schrill, gellend, verfolgten mich weiter.
    „Andrea! Andrea!“
    Ich blinzelte, schloss meine Augen aber wieder wegen des grellen Lichts über mir. Wenigstens verklang dadurch der letzte Schrei, nur sein Nachhall schien noch im Zimmer zu stehen.
    „Andrea, pst ... ganz ruhig ... alles ist gut. Du hast nur geträumt.“
    Agnes’ Stimme. Und ich konnte Agnes jetzt auch sehen, nachdem sie auf meinem Bett gekniet und die Lampe über mir ausgeknipst hatte.
    Ich setzte mich halb auf, zitternd, griff nach Agnes Arm, konnte aber kaum sprechen, selbst meine Lippen zitterten.
    „Es war ... war ... so schreck...lich. Dieser Mann ...!“
    „Pst, nicht mehr dran denken.“ Agnes strich über meine Hand auf ihrem Arm. „Lass es raus aus deinem Kopf ... war doch nur ein schlimmer Traum.“
    „Ein Mann ... böse, brutal, ein ekelhaftes Monster, weiße Haare wie Spinnweben, gemeiner, eisiger Blick und nackt war er ... völlig nackt, Agnes. Diese eklige faltige Haut auf seinen Schenkeln und dann ... er hat mir weh getan, stieß in mich rein, du verstehst, Agnes? Du weißt, was ich meine?“
    „Du Arme.“ Agnes strich mir meine nass geschwitzten Haare aus der Stirn. „Nicht mehr dran denken, denk an was Schönes ...“
    „Seine Augen ... ich seh immer nur seine Augen ...“
    Agnes rückte ein Stück von mir ab und angelte nach der Fernbedienung meines winzigen TV-Geräts, irgendwo auf dem Boden neben meinem Bett. Ich verdeckte mir mit einem Arm die Augen. Nachdem der Ton einigermaßen stimmte – mit immer denselben spanischen Synchronstimmen, wie mir schien - rutschte Agnes wieder neben mich. Nicht lange und ich begann, unter meinem Arm hervor zum Bildschirm hinüber zu spähen. Einige Sekunden lang bildete ich mir ein, den teuflischen weißhaarigen Kopf aus meinem Traum zu sehen, aber er verblasste und wurde zum hübschen Gesicht einer jungen Schauspielerin. Und obwohl Agnes und ich so gut wie kein einziges Wort der spanischen Dialoge verstanden, hielten wir durch bis zum Happy End.
    Agnes verlor übrigens nie ein Wort über jene Nacht, die bestimmt auch für sie ein ziemlicher Horror gewesen sein musste. Wie gesagt, eine bessere Kollegin hätte ich niemals finden können.
     

VIERTE RUNDE
     
    “Ja und was ist mit Dad?”
    Geradezu euphorisch hatte meine Mutter am frühen Morgen, da sie mich am Abend vorher nicht erreicht hatte, berichtet, dass sie im Reisebüro gewesen war – „Du weißt schon, das an der Ecke Rotenwaldstraße“ – und eine Woche im Hotel ESTRELLA gebucht hatte und zwar ein Einzelzimmer.
    Einzelzimmer? Wieso Einzelzimmer?
    Soweit ich mich erinnern konnte, hatte meine Mutter noch niemals ohne meinen Vater Urlaub gemacht.
    „Ach, der ...“
    Anscheinend ging es um den Garten, mit dem mein Vater größere Pläne hatte.
    „Mama, dann kommst du also ganz allein?“
    „Ja, aber ich bin ja nicht allein, du bist doch da. Und ich mach einfach euer ganzes Programm mit. Stell ich mir lustig vor ... und du besorgst mir ein schönes Zimmer mit Meerblick und so.“
    Ich versprach, mein Möglichstes zu tun, wobei genau das in puncto Meerblick ziemlich eingeschränkt war, was mit der Bauweise des Hotels zusammenhing. Ausschließlich die Schmalseite des Hauses mit gerade mal 5 Zimmern pro Etage war Strand und Meer direkt zugewandt. Die Mehrzahl der Gäste hatte sich also mit seitlichem Meerblick zufrieden zu geben. Außerdem erschien mir mein Einfluss auf die Zimmervergabe doch eher bescheiden.
    „Agnes, hast du eine Idee, wie man aus dieser trostlosen Bude eine meiner Mutter vorzeigbare nette Wohnung machen könnte?“
    „Klar, wir holen uns die gute Fee aus „Cinderella“.“
    Agnes und ich waren in Eile, wir mussten noch zum Frühstück bevor wir ein paar Schäflein zur Wassergymnastik einsammelten. Im Laufschritt legten wir die Strecke bis zur ESTRELLA zurück. Noch vier, noch drei ähnlich klotzige Kästen und wir hatten den imposanten Treppenaufgang unseres Hotels erreicht.
    Am Abend davor waren wir regelrecht versackt. Zusammen mit drei netten Mädels – Hotelgästen – na gut, heute würde man sagen im thirty-something-Alter. Drei witzige Typen, die sich mit losem Mundwerk ständig gegenseitig überboten.
    Zum ersten Mal waren sie mir bei einem Shuffle-Board-Match aufgefallen. Nicht allein wegen ihrer Designer-Sonnenbrillen sondern wegen ziemlich dreister Bemerkungen über den Mangel an Single-Männern im Hotel, aber auch über den

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