Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du wirst noch an mich denken

Du wirst noch an mich denken

Titel: Du wirst noch an mich denken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
Vom Netzwerk:
unvollständiger Bekleidung seine Anspannung zu mindern. »Ich brauche deine Hilfe«, wiederholte er mit festerer Stimme.
    »Ich mache Kaffee«, sagte Aunie ruhig und verschwand in der Küche. Zu James' Schuldgefühlen kamen gleich noch ein paar neue hinzu, als er sah, wie steif sie sich bewegte. Er hatte sich immer eingebildet, ein rücksichtsvoller Liebhaber zu sein. Aber in der vergangenen Nacht war die entsprechende Instanz in ihm zweifellos ausgeschaltet gewesen.
    Er wandte sich wieder Will zu, und seine Miene ließ nicht besonders viel Mitgefühl erkennen.
    »Was ist los?«
    »Lana ist schwanger und ...«
    »Wer?«
    »Lana. Du weißt schon, du hast sie ... ach nein, das war Bobby. Na ja, ich habe mich jedenfalls ein paarmal mit ihr getroffen, und jetzt ist sie schwanger.«
    »Du bist nicht auf die Idee gekommen, ein Kondom zu benutzen?«, fragte James ungläubig.
    »Ich dachte, dass sie sich darum kümmert«, erwiderte Will störrisch.
    »Großer Gott.« James schüttelte angewidert den Kopf. »Wie kann man bloß so blöd sein ... Mal ganz abgesehen von einer Schwangerschaft, Will, hast du schon mal was von Safer Sex gehört? Geschlechtskrankheiten, Aids?« Er schüttelte erneut den Kopf. »Aber egal. Und was meinst du, soll ich jetzt machen?« Er dachte gar nicht daran, dieses Haus in ein Heim für ledige Mütter zu verwandeln, also falls es das war, was sein Bruder im Sinn hatte, konnte er es gleich wieder vergessen.
    »Ich brauche zweihundert Dollar. Sie kann einen Termin in der Klinik kriegen, aber uns fehlt ...«
    »Moment mal, damit ich das richtig verstehe«, fiel ihm James barsch ins Wort und zog finster die Augenbrauen zusammen. »Du willst, dass ich die Abtreibung für deine Freundin finanziere, weil du zu faul warst, einen Gummi zu benutzen, als du mit ihr in die Kiste gestiegen bist?«
    Die ungläubige Verachtung in der Stimme seines Bruders brachte Will in Rage. »Seit wann zum Teufel bist du denn so rechtschaffen, Jimmy?«, fragte er hitzig. »Es ist kaum zu übersehen, dass du es der Kleinen die ganze Nacht lang besorgt hast« - er deutete genau in dem Augenblick in Richtung Küche, als Aunie in der Tür auftauchte -, »und erzähl mir jetzt bloß nicht, dass du sie nicht auch so schnell wie möglich in die nächste Klinik bringen würdest, wenn du sie geschwängert hättest. Aber vielleicht«, fuhr er hinterhältig fort, während sein Blick nochmals über die Male auf Aunies Haut wanderte, »besteht deine Vorstellung von Verhütung ja auch darin, dass sie vor dir kniet und dir einen ...«
    Bevor Will wusste, wie ihm geschah, hatte ihn sein Bruder gegen die Wand gestoßen und zog ihm grob an den Haaren den Kopf nach hinten, während er ihm gleichzeitig den Arm um den Hals legte und so fest zudrückte, dass ihm die Luft wegblieb. In James' Augen lag ein gefährliches Funkeln, als er sein Gesicht dem von Will bis auf wenige Zentimeter näherte. »Wage es noch einmal«, presste er zwischen den Zähnen hervor, »so von ihr zu reden, als wäre sie eine von den kleinen Schlampen, mit denen du dich rumtreibst, und ich reiß dir die Zunge aus deinem dreckigen Maul. Hast du mich verstanden, William?« Schwer atmend starrte er seinen Bruder wie durch einen roten Nebel an. Aunie war das reinste Wesen, das ihm in seinem ganzen Leben begegnet war. Der Teufel sollte ihn holen, wenn er zuließ, dass irgendjemand über sie herzog, als wäre sie eine billige kleine Nutte.
    Will nickte schwach mit weit aufgerissenen Augen und geblähten Nasenflügeln. O Mann. Er kannte diesen Ausdruck in James' Augen von früher, aber da hatte er immer jemand anderem gegolten ... für gewöhnlich, wenn er einem seiner Brüder zu Hilfe gekommen war, aber er hatte nie einem von ihnen gegolten. Sein Blick schoss zu Aunie, die wie vom Donner gerührt dastand und sie entsetzt anstarrte. Er war ein großer Fehler gewesen anzunehmen, dass sie lediglich eine von vielen war, die sich von seinem Bruder bereitwillig flachlegen ließen. Jimmy hatte das Herz nie auf der Zunge getragen, aber jeder wusste, dass seine Eroberungen in der Vergangenheit ziemlich viel Ähnlichkeit mit denen von Will gehabt hatten. Diese Frau da hatte nicht nur hundertmal mehr Klasse als die, mit denen er sich sonst abgab, sondern ... na ja, Jimmy fuhr nicht so mir nichts, dir nichts aus der Haut wie gerade eben, es sei denn, etwas war ihm sehr wichtig ... das war immer so gewesen. Will fragte sich, ob Aunie wusste, welche Rolle sie in seinem Leben spielte. Er fragte

Weitere Kostenlose Bücher