Du wirst noch an mich denken
ein blaues Auge kassiert hätte, nicht mehr gesehen.
Und das alles bedeutete, dass James wieder sein eigenes Leben leben konnte, was er sich, wie er laut genug verkündet hatte, mehr als alles andere wünschte. Es war deshalb irgendwie merkwürdig, dass er sich ein klein wenig verloren vorkam. Da waren natürlich immer noch Aunies Probleme, um die er sich kümmern musste, aber das war etwas anderes. Weder wollte sie, dass er die Verantwortung für sie übernahm, noch erwartete sie es von ihm. Vielmehr tat sie alles in ihrer Macht Stehende, um ihn daran zu hindern, die Sache in die Hand zu nehmen. Ihr Wunsch nach Unabhängigkeit konnte einem Mann, der es gewohnt war, beim ersten Anzeichen von Problemen die Kontrolle zu übernehmen, ganz schön auf die Nerven gehen.
Er hörte, wie sich die Wohnungstür öffnete. Wenn man vom Teufel sprach. Über den Rand seiner Bierflasche beobachtete James, wie Aunie sich mit dem sperrigen Wäschekorb durch die Tür quetschte und sie mit der Hüfte hinter sich zuschlug. Sie bugsierte den Korb durch den Flur und trug ihn zum Sofa, wo sie ihn umkippte und frisch gewaschene Wäsche auf James und den Polstern verteilte.
»Die Hälfte von dem Zeug ist deins«, erklärte sie ihm. »Also kannst du mir auch beim Zusammenlegen helfen.«
James hob eine Augenbraue. »Ich liebe dominante Frauen.«
»Ach ja?« Sie nahm eins von den Tüchern, die sie beim Training im Fitnessstudio als Schweißband benutzte, und drehte es zu einem Seil. Dann setzte sie sich rittlings auf ihn und band ihm rasch die Hände mit der improvisierten Fessel zusammen. Sie nahm ihm die Bierflasche aus der Hand, stellte sie auf dem Tisch ab und drehte sich lächelnd wieder zu ihm um. »Ha! Jetzt habe ich dich in meiner Gewalt, elender Yankee, du solltest mir gegenüber also besser ein bisschen Respekt zeigen.«
»Wirklich? Was genau gedenkst du denn mit mir zu tun, jetzt, wo ich dein Gefangener bin?«
Auf Aunies Gesicht erschien ein hinterhältiges Grinsen. »Ich werde dich zu meinem Sexsklaven machen.«
»Dafür bist du aber völlig falsch angezogen, Magnolie. Wo ist das schwarze Lederoutfit?«
»Na ja ... ich habe eine paar schwarze Lederstiefel mit hohen Absätzen. Reicht das?«
Die Ernsthaftigkeit, mit der sie auf seine Frage einging, brachte ihn zum Lachen. »Hast du denn auch eine Peitsche? Einen Leder-BH mit Löchern für die Brustwarzen? Vielleicht noch ein Hundehalsband mit Stacheln?«
»Dieses Zeug brauche ich alles gar nicht. Ich habe Strapse, meine Stiefel und ... Fantasie!« Gleich darauf musterte sie ihn argwöhnisch. »Woher weißt du eigentlich so viel über solche Dinge?«
»Na ja, hin und wieder habe ich einen ziemlich schlechten Geschmack, was Filme angeht.«
»Schmutzige Filme?« Sie lehnte sich zurück und sah ihn mit großen Augen fasziniert an. »Wirklich? Du alter Lüstling. Ziehst du einen Regenmantel über und gehst in eins dieser anrüchigen Kinos auf der First Avenue?«
James lachte. »Tut mir Leid, dass ich dich enttäuschen muss, Baby, aber ich leihe sie in einem Videoladen hier in der Nähe aus und sehe sie mir zu Hause an.«
»Na gut, das nächste Mal, wenn du dir einen holst, will ich ihn mit anschauen, okay? Ich habe so was noch nie gesehen.«
Er zuckte die Achseln. »Klar, warum nicht.« Er würde irgendetwas einigermaßen Zahmes aussuchen, damit sie keinen Schock erlitt.
»Wann? Morgen?«
Die drei Grübchen auf seiner Wange vertieften sich, als er sie angrinste. Wer hätte gedacht, dass seine wohlerzogene kleine Freundin insgeheim Lust verspürte, sich einen Pornofilm anzusehen? »Demnächst«, versprach er. Dann fiel ihm wieder ein, was Mary gesagt hatte. »Aunie?«
Sie grinste in Vorfreude darauf, einen dieser Filme zu
sehen, bei seinem ernsten Ton hob sie jedoch den Kopf und sah ihn fragend an. »Ja?«
»Hast du Lust, am Samstag mit mir auszugehen?«
»Wohin?«
»Essen, Tanzen ... ich weiß nicht. Wohin du willst. Ein Date.«
Das Lächeln, das jetzt auf ihrem Gesicht erschien, war wie ein Sonnenaufgang. »Wirklich?«
»Ja. Wir sind noch nie miteinander ausgegangen.«
»Ich weiß.«
»Also, hast du Lust?«
»Oh Jimmy«, sagte sie und zog seine zusammengebundenen Hände über ihren Kopf. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und presste ihr Gesicht an seinen Hals. »Ja, große Lust.«
16
W esley saß in seinem erlesen eingerichteten, penibel aufgeräumten Wohnzimmer und brütete über einem Glas Brandy vor sich hin. Dieses elende Miststück. Sie hatte sein
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