Du wirst noch an mich denken
Leben ruiniert.
Er hatte ihr alles gegeben. Als er sie kennen gelernt hatte, war sie nichts weiter als die arme Verwandte gewesen. Aus guter Familie, gewiss, und eine atemberaubende Schönheit ... aber gesellschaftlich betrachtet ein Nichts. Er hatte sie mit Reichtümern überhäuft, ihr zu gesellschaftlichem Ansehen verholfen, zu Prestige. Und was war der Dank dafür?
Sie demütigte ihn und versuchte, seinen guten Ruf zu zerstören, indem sie Lügengeschichten verbreitete und sich wie ein Flittchen benahm.
Er hatte alles für sie tun müssen, das Luder hatte von nichts eine Ahnung gehabt. Es war ja nicht so, dass er etwas von ihr verlangt hätte, das ihren Verstand in Anspruch genommen hätte, alles, was er jemals von ihr erwartet hatte, war, die Frau an seiner Seite zu sein und ihm zur Ehre zu gereichen. Hatte sie nicht von seinem ausgezeichneten Geschmack profitiert, indem er ihr ihre Garderobe ausgesucht hatte? Hatte er ihr nicht beigebracht, wer wichtig war und wer nicht? Und was hatte er als Gegenleistung von ihr verlangt? Nichts weiter, als dass sie ihm keine Schande machte.
Seine Augen nahmen den fiebrigen Glanz an, der für seine Geschäftsfreunde und Bekannten inzwischen zu einem vertrauten Anblick geworden war. Sie hatte ihn zum Gespött der Leute gemacht. Zuerst besuchte sie dieses drittklassige College, statt sich bereitzuhalten, bei gesellschaftlichen Auftritten an seinem Arm zu glänzen, wie es sich für eine anständige Ehefrau gehörte, und dann trieb sie sich in aller Öffentlichkeit mit einem anderen Mann herum. Wesley waren die neugierigen Blicke in seine Richtung nicht entgangen. Sie war seine Frau, doch statt sich so zu benehmen, dass er stolz auf sie sein konnte, hatte ihr Verhalten schließlich sogar zu seiner öffentlichen Bloßstellung vor Gericht geführt.
Aber so einfach würde sie damit nicht davonkommen. Niemand machte einen Narren aus Wesley Cunningham. Nicht, ohne dafür zu bezahlen.
Und ihr Zahltag war nicht mehr weit entfernt.
Mit dem Sonnenschein war es vorerst vorbei, aber auch wenn sich der Himmel grau und bedeckt zeigte, war es immer noch ungewöhnlich warm. Aunie und Mary saßen auf der Plaza vor der Aula und machten Mittagspause.
»Und dann sagt er zu mir«, erzählte Mary gerade, »›Hi, ich bin Lance Cameron LaRue‹ - kaum zu glauben, dass jemand tatsächlich so heißt, oder? ...«
Aunie hörte ihr nur mit halbem Ohr zu. Sie griff sich immer wieder mit der Hand in den Nacken, und schließlich drehte sie den Kopf und blickte über ihre Schulter. Die kurzen Haare in ihrem Nacken hatten sich aufgerichtet, sie hatte das Gefühl, angestarrt zu werden. Sie musterte die in ihrer Nähe sitzenden Studenten, dann ließ sie den Blick weiter schweifen, entdeckte jedoch niemanden, der ein ungewöhnliches Interesse an ihr erkennen ließ. Sie wandte sich wieder Mary zu.
»Ich habe das Gefühl, jemand beobachtet mich«, unterbrach sie ihre Freundin leise, und Mary hob ruckartig den Kopf. »Warte einen Moment, und dann sieh dich mal um, ob dir jemand auffällt, ja?« Sie hielt kurz inne, dann grinste sie Mary an. »Lance LaRue?«
Mary lachte. »Ja. Klingt wie der Held in einem Western, was? Genauso hat er sich auch benommen. Der Kerl schien zu erwarten, dass ich ihm sofort in die Arme sinke .« Wie nebenbei sah sie über Aunies Schulter und suchte mit den Augen die Plaza ab. Sie nahm sich Zeit und ließ ihren Blick von Gesicht zu Gesicht wandern. Schließlich richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Aunie. »Ich kann niemanden sehen.«
Aunie stieß mit einem Seufzer die Luft aus, die sie unwillkürlich angehalten hatte. »Wahrscheinlich bilde ich mir nur irgendwas ein.«
»Immer noch«, sagte Mary.
»Ja«, pflichtete Aunie ihr bei. »Immer noch.« Sie dachte kurz nach. »Lola holt mich heute ab«, sagte sie dann. »Wir wollten Sachen fürs Kinderzimmer einkaufen gehen. Ich glaube, ich rufe sie an und sage ihr, dass wir Plan REI anwenden.«
»Nein, warte, sag nichts«, murmelte Mary. »Das ist etwas, was sich der Kreuzritter mit dem Pferdeschwanz ausgedacht hat, stimmt's?«
»Du hast es erfasst.«
Mary zog einen Mundwinkel nach oben. »Dachte ich mir's doch. Na, dann lass mal hören.«
Aunie und Mary trafen sich nach Unterrichtsende wieder. Sie gingen zum Wasserturm, wo sich Mary nach links wandte, um zu ihrem Auto zu gehen. Aunie bog nach rechts ab, überquerte die Straße, ging bis zur Mitte des Häuserblocks auf der gegenüberliegenden Seite und betrat durch den
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