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Du wirst noch an mich denken

Du wirst noch an mich denken

Titel: Du wirst noch an mich denken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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Haupteingang die Recreational Equipment Inc. REI war für Sportbegeisterte und Frischluftfanatiker das, was Cartier für Schmuckliebhaber war. Das Geschäft hatte Aunie vom ersten Augenblick an fasziniert, als James sie darin herumgeführt und ihr Plan REI erklärt hatte.
    Sie hätte nicht genau sagen können, was sie daran so interessant fand. Es war nicht so, dass sie jemals zelten gewesen wäre oder irgendeine Art von Sport getrieben hätte, wenn man von Tennis und den Hockeystunden damals in der Schule absah. Bis zu ihrer Scheidung hatte sie kein Paar Schuhe ohne mindestens sieben Zentimeter hohe Absätze besessen, und sie war es gewohnt, sich auf dem Parkett von Museen und Restaurants zu bewegen, nicht, in den Bergen zu wandern oder über Stromschnellen zu paddeln.
    Aber vielleicht war ja genau das der Grund, warum sie von diesem Mekka für Naturburschen so hingerissen war.
    Hier gab es das Richtige für jeden Sportler, vom Bergsteiger bis zum Kajakfahrer. Untergebracht war es in einem großen unübersichtlichen Gebäude mit unzähligen Durchgängen und Treppen in die anderen Stockwerke und Abteilungen. Im Tiefgeschoss befand sich ein Schnäppchenmarkt mit dem unpassenden Namen The Attic, und die Verkäufer machten auf Aunie einen ungeheuer kompetenten Eindruck. Sie verkauften Sportausrüstungen, Kleidung, Spezialnahrung und Zubehör für nahezu jede Aktivität in der freien Natur, die man sich nur vorstellen konnte.
    Aunie ließ sich ziellos durch die verschiedenen Abteilungen treiben. Im oberen Stock verweilte sie einige Zeit vor einer Vitrine mit Schweizer Armeemessern, sie bewunderte die Naturbilder, die in den Treppenaufgängen hingen, lauschte dem Gespräch zwischen einem Kunden und einem Verkäufer über die richtige Abseiltechnik. Um 3.12 Uhr begab sie sich in das Zwischengeschoss mit Kleidung für Männer.
    Sie blieb an einem Ständer mit Goretex-Jacken in leuchtenden Farben stehen und schob sie auf der Stange hin und her, als würde sie sie mustern, während sie gleichzeitig die Treppe im Auge behielt, um herauszufinden, ob ihr jemand folgte. Eine Minute verging, zwei, ohne dass jemand auftauchte, abgesehen von einem jungen Mann in einem karierten Flanellhemd, der aber nur ein paar Stufen herunterkam, bevor er mit den Fingern schnippte, als ob ihm plötzlich etwas eingefallen wäre, auf dem Absatz kehrtmachte und wieder verschwand. Aunie durchquerte eine weitere Abteilung, schlüpfte an einer unbesetzten Kasse vorbei und verließ das Geschäft exakt um 3.15 Uhr durch den Ausgang an der Pike Street. Lola fuhr mit ihrem Wagen an den Straßenrand, und Aunie stieg ein. Noch bevor sie ihre Tür richtig geschlossen hatte, hatte Lola schon wieder Gas gegeben und sich in den fließenden Verkehr eingefädelt. Aunie drehte sich um und warf durch das Rückfenster einen Blick auf die Tür, durch die sie gerade gekommen war.
    »Ist dir jemand gefolgt, Mädchen?«
    Sobald sie um die Ecke gebogen waren, drehte Aunie sich wieder nach vorn. »Nein«, murmelte sie. Sie sah Lola an. »Dieser bescheuerte Unterricht in Selbstverteidigung und Jimmys Fragerei müssen meinem Hirn geschadet haben. Wahrscheinlich habe ich mir die ganze Sache nur eingebildet.«
    Ohne dass die beiden Frauen etwas davon mitbekommen hätten, stürzte eine Sekunde später ein junger Mann in einem karierten Flanellhemd aus dem Ausgang zur Pike Street und blickte suchend nach links und rechts. Er ging bis zur Kreuzung und suchte auch die Querstraße ab. Dann stieß er einen Fluch aus, zog ein kleines Notizbuch aus seiner Brusttasche und notierte mit missmutiger Miene etwas.
    Das hätte sie sich ja eigentlich denken können, dass James eigene Vorstellungen von den Anstandsregeln für eine Verabredung hatte, dachte Aunie amüsiert, als sie auf sein Klopfen hin durch das Guckloch in ihrer Wohnungstür spähte. Sie öffnete die Tür. »Warum hast du denn nicht deinen Schlüssel benutzt?«, fragte sie, während sie ihn mit einem bewundernden Blick musterte.
    »Das ist ein Date«, erklärte er ihr und musterte sie seinerseits. »Man platzt bei der Frau, die man ausführt, nicht einfach so in die Wohnung, man klingelt.« Glaubte er jedenfalls. Seine Art, einer Frau den Hof zu machen, hatte seit jeher eher in lässigem Anbaggern als in förmlichen Verabredungen bestanden. Aber wenn Aunie ein echtes Date wollte, dann war er entschlossen, auch alles richtig zu machen. Er zog die Hand hinter dem Rücken hervor. »Hier«, sagte er und wirkte dabei so schüchtern,

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