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Du wirst noch an mich denken

Du wirst noch an mich denken

Titel: Du wirst noch an mich denken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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Selbstverteidigung fortzusetzen.
    Andererseits genoss er das befreiende Gefühl, sie zu lieben, ohne an den ungesagten Worten beinahe zu ersticken.
    Den Rest des Wochenendes schwebte Aunie wie auf Wolken. Sie hatte beschlossen zu glauben, dass dieses Gefühl andauern würde.
    Der Sonntag hielt einige Aufregung bereit. Gemeinsam mit Otis' Schwester Leeanne und Mary halfen Aunie und James den Jacksons, letzte Hand an das Kinderzimmer zu legen. Die Männer bauten einen Wickeltisch zusammen. Mary und Leeanne putzten die Fenster und hängten Jalousien auf. Aunie und Lola verzierten die Wände unterhalb der Decke mit einer Bordüre aus kleinen weißen Kaninchen.
    Die Frauen waren gerade mit Putzen fertig und befestigten die gerüschte Stoffumrandung an der Korbwiege, als das Telefon klingelte. James hielt drei Teile des Wickeltischs aneinander, während Otis sich damit abmühte, die Schraube durch die vorgebohrten Löcher zu stecken. Als es zum zweiten Mal klingelte, sagte Lola ungeduldig: »Otis!« Gleichzeitig hob Otis den Kopf und rief gereizt: »Lola, kannst du vielleicht an das verdammte Telefon gehen? Ich habe alle Hände voll zu tun.«
    Lola setzte sich in Bewegung, und Leeanne trat zu ihrem genervten Bruder. »Wenn du schon Schwierigkeiten hat, so ein Ding zusammenzubauen, dann kannst du dich freuen«, erklärte sie mit einem wissenden Lächeln. »Jedes Dreirad, jeder Tretroller, jedes Fahrrad, das du dem Kleinen kaufst, muss erst mal irgendwie zusammengebaut werden. Im Laden erzählen sie dir immer, das wäre so einfach, dass es sogar ein Vierjähriger kann, nur leider vergessen sie immer, diesen Vierjährigen mitzuschicken, damit er dir dabei hilft.«
    »Otis!« Der dringliche Ton in Lolas Stimme ließ alle verstummen und den Kopf zur Tür drehen. Otis sprang auf, und Leeanne griff nach seinem Arm. »O Gott, ist das Mama?«, flüsterte sie und eilte hinter ihrem Bruder her zur Tür. »Es ist doch hoffentlich nichts mit Mama?«
    Sie hörten Lola etwas in den Hörer murmeln und dann auflegen. Sie streckte den Kopf ins Zimmer. »Muriel geht's gut, Leeanne. Tut mir Leid, wenn ich dich erschreckt habe«, entschuldigte sie sich. Dann drehte sie sich zu Otis um, und ein strahlendes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Wir sind Eltern, Mann.«
    »Was?«
    »Wir sind Eltern. Wir haben ein kleines Mädchen, es ist ein bisschen zu früh gekommen, aber es ist gesund. Zweitausenddreihunderteinundachtzig Gramm schwer, achtundvierzigeinhalb Zentimeter groß. Neunzehn Minuten nach zwei ist sie auf die Welt gekommen.« Sie lachte und führte einen kleinen Freudentanz auf. »Otis, wir sind Eltern!«
    »Eine Tochter? Wir haben eine Tochter?« Otis starrte seine Frau ein paar Sekunden lang fassungslos an, dann machte er einen Satz auf sie zu, packte sie und wirbelte sie herum. »Wann können wir sie sehen?«
    »Jetzt auf der Stelle.« Und innerhalb weniger Minuten waren sie auf einer Wolke aus Elternglück und Glückwünschen aus der Wohnung geschwebt.
    Drei Tage später brachten die stolzen frisch gebackenen Eltern Greta-Leigh Jackson nach Hause. Aunie durchlitt zu diesem Zeitpunkt ein Wechselbad der Gefühle, da sie die Wirklichkeit inzwischen wieder eingeholt hatte und die kurze Phase der Euphorie unwiderruflich der Vergangenheit angehörte.
    Es war ihr nicht einmal eine winzige Gnadenfrist vergönnt gewesen. Am Montag hatte sie im College die deprimierende Realität wieder eingeholt.
    Na gut, sie hätte nicht überrascht sein sollen, sie hätte sich nicht solch übertrieben hohen Erwartungen hingeben dürfen. Genau davor hatte James sie gewarnt, als er gesagt hatte, sie solle nicht damit rechnen, dass sich die Probleme auf einmal von selbst lösen würden, nur weil sie aus seinem Mund endlich ein paar lang ersehnte Worte vernommen hatte.
    Das machte es nicht leichter, den Tatsachen ins Auge zu blicken, als sie erneut den Eindruck hatte, beobachtet zu werden. Die Landung auf dem Boden der Realität war nach der wenn auch allzu kurzen Phase des Höhenflugs nur umso härter. Ihre erste Reaktion war Wut und - so ungern sie es auch zugab - Selbstmitleid. Verdammt, warum sie? Womit hatte sie so viel unerwünschte Aufmerksamkeit verdient? Andere Frauen durften sich verlieben und jung sein, unbeschwert das Leben genießen; warum war bei ihr immer alles so kompliziert? Das war so ungerecht.
    Na gut, niemand hatte ihr je versprochen, dass das Leben gerecht zu ihr sein würde. In einer perfekten Welt wäre es vielleicht so

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