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Du wirst noch an mich denken

Du wirst noch an mich denken

Titel: Du wirst noch an mich denken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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eingehen, bei dem ihr die Haare zu Berge stehen würden. Aunie entzog Greta-Leigh den Sauger, legte sie an ihre Schulter und rieb ihr sanft den Rücken, bis sie ein Bäuerchen machte. Dann ließ sie sie weitertrinken.
    Sie lächelte. Nicht gerade ein besonders romantischer Heiratsantrag, oder? Eher eine Absichtsklärung, aber so war Jimmy eben. Und eigentlich spielte es ja auch keine große Rolle, wie er es formulierte. Die Hauptsache war, dass er offensichtlich das Gleiche wollte wie sie. Er wollte sie heiraten. Sie schwebte im siebten Himmel!
    Das ferne Geräusch von splitterndem Glas ließ sie aus ihrem Tagtraum aufschrecken. War das aus dem Erdgeschoss gekommen? Nein, sicher nicht, das musste auf der Straße gewesen sein oder vielleicht auf dem Nachbargrundstück.
    Greta-Leigh, die eingeschlafen war, wachte erschrocken auf, als Aunie zusammenzuckte. Sie riss die Augen auf und begann in reflexartiger Panik mit ihren Ärmchen zu rudern. Aunie sprach beruhigend auf sie ein, und sie saugte ein paarmal an ihrem Fläschchen. Dann fielen ihr wieder die Augen zu, und einen Moment später ließ sie den Sauger los. Aunie stellte das Fläschchen auf den Tisch und erhob sich, um Greta-Leigh ins Schlafzimmer zu tragen, wo sie sie behutsam auf das Bett legte und um sie herum einen Schutzwall aus Kissen errichtete. Auf Zehenspitzen verließ sie das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
    Sie war in der Küche und machte Wasser für eine Tasse Tee heiß, als sie hörte, dass sich ihre Wohnungstür öffnete. Erstaunt darüber, dass James so schnell wieder zurück war, und plötzlich leicht verlegen, strich sie sich nervös die Haare glatt. Dann fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen, holte tief Luft und streckte den Kopf um die Ecke.
    Wesley sah sich mit verächtlicher Miene in ihrer Wohnung um. Er nahm das Telefon von dem Tischchen neben dem Sofa und betrachtete es einen Augenblick, bevor er das Kabel aus der Wand riss.
    Aunie wich entsetzt in die Küche zurück, umklammerte mit beiden Händen die Kante der Arbeitsfläche und rang nach Luft. Er hatte den Kopf in eine andere Richtung gedreht und sie nicht gesehen. Aber er würde nicht länger als drei Minuten brauchen, um die Wohnung zu durchsuchen und ...
    Greta-Leigh! O Gott, sie musste nachdenken. Sie musste sich zeigen, bevor er ins Schlafzimmer ging. Sie durfte nicht zulassen, dass dem Baby irgendetwas geschah, und Wesley war verrückt genug, um ihm etwas anzutun, falls es ihm in den Kram passte.
    Aunies Mund war auf einmal wie ausgetrocknet, und sie spürte, dass sich unter ihren Armen und zwischen ihren Brüsten Schweiß sammelte und es ihr eiskalt über den Rücken lief. Ihr eigener Herzschlag hämmerte betäubend laut in ihren Ohren.
    Aber James' Lektionen in Selbstverteidigung waren doch nicht nur eine nervtötende Zeitverschwendung gewesen, wie sie gedacht hatte; dank dieser Lektionen geriet sie jetzt nicht völlig in Panik. Sie griff nach einem scharfen Küchenmesser und steckte es in ihre hintere Hosentasche. Sie warf einen Blick auf den Topf mit kochendem Wasser und überlegte kurz, ob sie es Wesley ins Gesicht schütten sollte. Aber wenn sie ihn verfehlte oder ihn zwar erwischte, aber nicht richtig außer Gefecht setzte, würde er so in Rage geraten, dass sie erledigt war. Und wenn er das Baby entdeckte ...
    Nein. Sie konnte nur auf Verzögerungstaktik setzen. Und dazu musste sie jeden Trick anwenden, der ihr nur einfiel.
    Sie drehte die Platte mit dem Wassertopf herunter und trat in den Durchgang, die die Küche von der Essecke trennte. Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass sie es schaffen würde, überzeugend zu wirken, und sagte in einem so ruhigen und freundlichen Ton wie möglich:
    »Hallo, Wesley. Wie schön, dich zu sehen.« Sie deutete in Richtung Küche. »Ich war gerade dabei, Tee zu machen. Möchtest du auch eine Tasse?«
    Ihre Stimme klang in ihren eigenen Ohren so falsch wie ein Dreidollarschein. Aber Wesley, der erwartet hatte, dass sie verängstigt und wütend reagieren würde, war von ihrer freundlichen Begrüßung offenbar völlig überrumpelt. Der kalte Blick eines Wahnsinnigen, den sie zu fürchten gelernt hatte, wich einen Moment lang einem Ausdruck der Verwirrung. Er sagte jedoch nur: »Nein. Komm her.«
    Sie betrat langsam das Wohnzimmer, verzweifelt bemüht, einen angemessenen Abstand zwischen sich und Wesley zu halten, einen Abstand, der ihr eine gewisse Sicherheit garantierte, gleichzeitig aber nicht so groß war, dass Wesley

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