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Du wirst noch an mich denken

Du wirst noch an mich denken

Titel: Du wirst noch an mich denken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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zufrieden. »Du hast also andere Pläne, Mädchen?«, fragte sie und sah Aunie stirnrunzelnd mit in die Hüften gestemmten Händen an.
    »Nein, aber ...«
    »Dann kommst du zu uns. Und bring irgendwas an Gemüse mit. Aber keinen Rosenkohl. Otis kann Rosenkohl nicht ausstehen.«
    »Aber seine Familie ...«
    »Die ist auch nicht so scharf auf Rosenkohl.«
    »Das habe ich nicht gemeint, Lola Jackson, und das weißt du ganz genau. Ich will bei eurem Familienfest nicht stören.«
    Lola, die inzwischen mitbekommen hatte, dass Aunies Südstaatenakzent umso stärker hervortrat, je unsicherer sie sich fühlte, grinste und stieß sie leicht mit der Hüfte an. »Soll das ein Witz sein, Mädchen? Stören dürfte so ziemlich das Letzte sein, was du tust. Otis hat gesagt, ich soll dafür sorgen, dass du kommst. Er hofft, dass deine Anwesenheit seinen Bruder Leon davon abhält, uns wieder seine Dienste als Samenspender anzubieten. Dann braucht Otis ihn nicht zu vermöbeln, was der Stimmung wirklich einen Dämpfer versetzen würde. Außerdem werden James und seine Brüder auch da sein.«
    Diese Mitteilung war allerdings nicht gerade dazu angetan, Aunie zu beruhigen. Im Gegenteil. »Ach Lola, ich weiß nicht.«
    »Aber ich. Otis meint, für so eine winzige Person, wie du es bist, hättest du ganz schön viel Rückgrat. Stempel meinen Mann nicht zum Lügner, indem du jetzt kneifst. Komm um halb drei runter. Und vergiss das Grünzeug nicht.«
    Und mit diesen Worten war sie verschwunden.
    Aunie verteilte ein paar Tupfer von ihrem Lieblingsparfum auf ihren Handgelenken. Dann holte sie tief Luft, nahm Schlüssel, Handtasche, zwei Schüsseln mit Gemüse und eine eingetopfte Chrysantheme und verließ mit dieser Last ihre Wohnung.
    Einen Stock tiefer blieb sie zögernd vor der Wohnung der Jacksons stehen. Durch die geschlossene Tür drangen die Stimmen einer größeren Gruppe von Leuten, die alle gleichzeitig redeten, und sie holte tief Luft, um ihre flatternden Nerven zu beruhigen. Sie hatte ihre höchsten Schuhe angezogen - die, in denen sie beinahe das Gefühl hatte, groß und selbstbewusst zu sein. Mit der Spitze des einen klopfte sie an die Tür.
    Wenige Augenblicke später wurde sie von einem Mann aufgerissen, der eine verblüffende Ähnlichkeit mit James aufwies. Er hatte das gleiche kantige, nordisch wirkende Gesicht, blonde Haare und große Hände mit breiten Handgelenken. Allerdings waren seine Haare kurz geschnitten, und er schien jünger zu sein und machte einen etwas weniger ungehobelten, durchtrainierten und abweisenden Eindruck als James.
    »Hallo, schöne Frau«, sagte er gedehnt. »Willkommen. Sie müssen die Aunie sein, von der hier alle reden.« Er trat zur Seite, um sie vorbeizulassen, und bedachte sie mit einem Lächeln, dem sicher viele Frauen erlagen. »Allerdings wird das, was man über Sie sagt, der Wirklichkeit bei weitem nicht gerecht.«
    Aunie erwiderte sein Lächeln, wenn auch etwas reservierter. Diesen Typ Mann erkannte sie mit verbundenen Augen. Er war genauso ein Frauenheld wie ihr Onkel Beau.
    Drinnen roch es nach Truthahn und frisch gebackenem Kuchen. Als James' Bruder sie ins Wohnzimmer führte, war sie einen Augenblick überwältigt von der Anzahl fremder Gesichter und dem immensen Geräuschpegel.
    Auf jedem verfügbaren Möbelstückund selbst auf dem Boden saßen Leute. Alle redeten durcheinander, während gleichzeitig im Fernsehen mit voller Lautstärke ein Fußballspiel lief, und dazwischen rannten und sprangen überall Kinder herum. Beladen mit Blumenstock, Handtasche und den Gemüseschüsseln, blieb Aunie zögernd in der Tür stehen. Sie ließ ihren Blick über all die unbekannten Gesichter schweifen und lächelte unsicher.
    »Will!«, ließ sich plötzlich eine autoritäre Stimme vernehmen. »Was stehst du denn so dumm da rum und lässt das arme Kind das ganze Zeug schleppen? Hilf der jungen Frau gefälligst.«
    Schlagartig verstummten die Gespräche, und sämtliche Anwesenden richteten ihre Augen auf Aunie. Sie spürte, wie in der plötzlichen Stille ihre Wangen zu brennen begannen, bis sie zu guter Letzt befürchtete, dass sie so rot waren wie ihr Rock. O Gott, sie hatte es gewusst. Sie hätte zu Hause bleiben sollen.
    »Hey, Aunie«, rief Otis mit dröhnender Bassstimme, setzte das Kind ab, das er auf seinem Bauch hatte auf und ab hüpfen lassen, und stand auf. »Ich hab dich überhaupt nicht reinkommen sehen. Lola!«, brüllte er. »Aunie ist da.«
    Als Nächstes tauchte aus einem der

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