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Du wirst noch an mich denken

Du wirst noch an mich denken

Titel: Du wirst noch an mich denken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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angrenzenden Zimmer James auf, und Aunie kam sich vor wie ein Sportwagen in einem Konvoi von Lastern, als er, sein Bruder und Otis sich um sie herum aufbauten. »Na, so was, Magnolienblüte«, sagte James, wickelte eine ihrer seidig schimmernden Locken um seinen langen Finger und zog sie glatt. »Das sind ja Locken.« Er ließ los und sah zu, wie die Strähne sich wieder zusammenringelte.
    Wenn Aunie nicht so beladen gewesen wäre, hätte sie sich sofort verlegen in die Haare gegriffen. Sah es vielleicht albern aus? Sie hatte ihre Frisur recht hübsch gefunden, bevor sie ihre Wohnung verlassen hatte, aber jetzt war sie sich nicht mehr so sicher, und James hatte offensichtlich alles gesagt, was er dazu zu sagen hatte. »Kommen Sie«, sagte er und streckte die Hand nach den gefährlich schwankenden Schüsseln aus, »geben Sie her.« Er nahm ihr das Gemüse ab.
    In der Tür erschien Lola mit einem Geschirrtuch, an dem sie sich die Hände trocknete. »Hi, Aunie.« Sie warf einen Blick auf die beiden Schüsseln in James' Händen. »Wenn du noch länger so dumm rumstehst, wird alles kalt. Stell es auf die Warmhalteplatte in der Küche.«
    »Ja, Ma'am«, murmelte er, bevor er sich mit einem Zwinkern zu Aunie in Richtung Küche in Bewegung setzte, um Lolas Befehl zu befolgen. Aunie legte ihre Handtasche auf dem Bücherregal ab. »Die ist für dich«, sagte sie und überreichte ihrer Freundin die Chrysantheme.
    Lola sah sie freudig überrascht an. »Für mich? Mein Gott, ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal Blumen bekommen habe.« Sie strich liebevoll über eine der Blüten, dann blickte sie mit einem strahlenden Lächeln auf. »Sie ist wunderschön, Aunie. Vielen Dank.« Sie klemmte sich den Blumentopf unter den Arm und zog Aunie mit der anderen Hand mit sich. »Komm, ich stell dir die Meute vor.«
    Der blonde Mann, der ihr die Tür aufgemacht hatte, entpuppte sich als James' jüngerer Bruder Will. Die gebieterisch wirkende Frau mit dem Kasernenhofton war Otis' Mutter, Muriel Jackson, und dann waren da noch zwei von Otis' Schwestern und deren Ehemänner und Kinder, außerdem Otis' Bruder und dessen Familie und ein weiterer, unverheirateter Bruder. James' Bruder Bob kannte sie bereits, und sein dritter Bruder, Paul, war noch nicht da. Sie versuchte, sich all die Namen zu merken, fürchtete allerdings, dass ihr das nicht auf Anhieb gelingen würde.
    James' Bruder Will flirtete auf Teufel komm raus mit ihr, Bob war sehr freundlich, aber alle anderen verhielten sich ihr gegenüber etwas distanziert, und Aunie sah sich in ihrer Befürchtung bestätigt, dass ihre Anwesenheit als störend empfunden wurde. In Wahrheit waren jedoch alle außer Muriel, die sich von niemandem so leicht beeindrucken ließ, eingeschüchtert von ihr. Sie ahnte nicht, welche Wirkung sie mit ihren tadellosen Manieren, ihrer gepflegten Südstaatenstimme, ihrer teuren Kleidung und strahlenden Schönheit auf sie hatte. Sie bekam nur mit, dass Otis' Schwestern aufhörten, herumzualbern und zu lachen, als sie mit Lola in die Küche kam, dass die Kinder sie mit großen Augen ansahen und verstummten, als sie zurück ins Wohnzimmer ging, und dass die Männer es nach Möglichkeit vermieden, ihr in die Augen zu sehen. Sie hatte das Gefühl, allen den Spaß zu verderben.
    Am liebsten hätte sie sich unbemerkt aus dem Staub gemacht, aber dann rief sie sich im Stillen zur Ordnung und beschloss zu bleiben. Verflixt noch mal, sie war nicht länger eine hübsche, aber nutzlose Dekoration wie früher. Sie lernte gerade, auf eigenen Füßen zu stehen, und wenn sie eine unabhängige, erwachsene Frau sein wollte, dann musste sie beweisen, dass Wesley ihr Selbstwertgefühl nicht komplett zerstört hatte. Sie konnte ein schüchternes, verwöhntes Kind bleiben, Lola und Otis nicht von der Seite weichen und bei der erstbesten Gelegenheit verschwinden. Oder sie konnte ihre Reife unter Beweis stellen, indem sie ihre Unsicherheit überwand und sich nicht selbst aus den Unterhaltungen ausschloss.
    Sie ließ sich neben Muriel Jackson auf dem Boden nieder und begann ein Gespräch mit ihr. Es war faszinierend, welche Autorität diese Frau ausstrahlte, und bald war sie in eine angeregte Unterhaltung mit ihr vertieft. Ohne dass sie etwas davon mitbekam, spitzten alle, die in ihrer Nähe saßen, die Ohren und stellten fest, dass Aunie sich für die gleichen alltäglichen Dinge interessierte wie sie. Sobald sie erst einmal begriffen hatten, dass nicht von ihnen

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